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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Ausweg sah. Doch jetzt umschlag er die vereiste Rinne mit der Decke, soweit das möglich war, um seine Hände zu schonen, und schwang sich rüber.
    Sofort ging es für ihn abwärts. Er versuchte, sich mit den Füßen abzustützen, rutschte aber immer wieder ab. Er fiel mehr, als dass er hinabglitt. Dennoch kam er wohlbehalten unten an. Papewas schlang den Quilt um seinen zitternden Körper und rannte um sein Leben.
    Dann tat Claw etwas, mit dem Dante nicht gerechnet hatte, denn er schaute ihm völlig konsterniert hinterher, als der Alpha durch das Fenster hinaussprang. Er landete auf seinen Füßen, die sich tief in den Schnee gruben. Seine Wirbelsäule wurde zusammengestaucht. Schmerzgebeutelt verzog er sein Gesicht.
    «Jämmerlicher Feigling!», rief Dante. «Und so was nennt sich Leitwolf.»
    Mit zu Fäusten geballten Händen lief Claw los. Er warf keinen einzigen Blick zurück auf den tobenden Dante, sondern jagte hinter Papewas her. Zielstrebig folgte Claw seiner Spur, die um das Restaurant herum in Richtung Hügel führte, auf dem zwei seiner Gefährten warteten.
    Für seinen Gegner machte es den Anschein, als würde er flüchten, und das lag in Claws Absicht. Der Alpha ging einem Kampf nicht aus dem Weg. Er verschaffte sich lediglich einen Freiraum, um die unschuldigen Opfer zu retten, die von Dante gefangen gehalten wurden. Für den Abtrünnigen bestand Krieg ausschließlich aus blutigen Gefechten Mann gegen Mann.
    Doch Claw war schlauer, er wusste durch geschickte Manöver den Feind auszutricksen. Erst die Opfer retten, dann die direkte Konfrontation suchen. Und Dante war in diesem Moment so verwirrt, dass er am Fenster stehen blieb und hinausstarrte, als glaubte er, Claw würde zurückkehren und wieder zu ihm in das Schlafzimmer springen.
    Stattdessen huschte Claw auf leisen Sohlen durch den Vordereingang wieder in das Gebäude. Er öffnete vorsichtig die Tür gegenüber dem Eingang und stand am Absatz einer Treppe, die in die Finsternis hinabführte. Männerstimmen waren zu hören und das Knistern von Flammen.
    Claw war in zwei Sätzen im Keller. Hier unten gab es drei Türen, dahinter befanden sich vermutlich Lagerräume, einer davon war ein Kühlraum, was er anhand der isolierten Tür ableiten konnte. Durch einen Türspalt sah er Licht, das so warm leuchtete, dass es von einem Feuer und nicht von einer künstlichen Deckenbeleuchtung stammen musste.
    Er drückte die Klinke. Der Eingang war abgeschlossen. Mit sanfter Gewalt versuchte er sie zu öffnen, doch die Verriegelung gab nicht nach. Er wusste, dass er Dante anlocken würde, sollte er die Tür aus den Angeln reißen, und das wollte er eigentlich vermeiden. Ihm blieb jedoch nichts anderes übrig.
    Claw öffnete die Tür gewaltsam. Als er in den Lagerraum eintrat, erwartete ihn ein bizarres Bild.
    Drei Indianer wichen erschreckt in den hinteren Teil aus. Sie drückten ihre Rücken gegen die Wand und hielten ihre Arme abwehrend hoch. Jemand hatte den Holzboden des Lagers herausgerissen, sodass nun der blanke Boden zu sehen war. Claw vermutete, es war Dante selbst gewesen, der seine übernatürlichen Kräfte nur dazu einsetzte, zu zerstören und zu töten.
    In der Mitte des Raums hatten die Männer ein Feuer gemacht, in dessen Glut einige Steine lagen. Rechts stand eine kleine Schwitzhütte. Alles war für die Zeremonie vorbereitet, für das Experiment – nur Rufus, die Laborratte, war nirgends zu sehen. Hatte sich Dante nicht beherrschen können und ihm die Kehle durchgebissen, weil er alle Werwölfe hasste? Vielleicht hatte er sich auch dazu entschieden, die Zeremonie noch einmal an sich selbst auszuprobieren, da nun eine ganze Riege von Schamanen anwesend war, mit der Hoffnung, die geballte Heilkraft der verschiedenen Stämme könnte ihn erlösen. Somit wäre Rufus überflüssig.
    Claw machte eine beschwichtigende Geste. Als er jedoch sah, wie die Indianer seine furchterregenden Klauen anstarrten, senkte er seine tatzenartigen Hände wieder. Er war ein Monster, entstellt, weder Mensch noch Wolf. Tala stahl sich in seine Gedanken und er verspürte einen Stich im Herzen.
    «Haben Sie keine Angst. Ich hole Sie hier heraus.» Er winkte sie heran, doch sie trauten sich nicht an ihm vorbei. «Bitte. Ich will Ihnen helfen. Ehrlich.»
    Die Indianer bewegten sich nicht.
    Von oben hörte Claw das Knarren von Treppenstufen. Dante kam ins Erdgeschoss, er würde sie wittern oder zumindest den Fluchtweg versperren, indem er sich im Parterre aufhielt. Claw fasste

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