Alphawolf
sah sich rasch um, aber es gab nichts, was in seiner Reichweite war und was er als Waffe benutzen konnte. Sein Blick streifte den Kamin. Er konnte Dante nicht stoppen, aber zumindest seinen Angriff verzögern.
Sein Arm schnellte vor, er langte in den Schacht. Dann sprang er auf die Füße. Knurrend, weil der Schmerz wie ein elektrischer Blitz durch seine Wirbelsäule zuckte, machte er einen Ausfallschritt. Bevor Dante ihn mit seinen ausgestreckten Armen und ausgefahrenen Krallen greifen konnte, warf Claw ihm die Asche in die Augen.
Dante gab einen übel gelaunten Laut von sich. Er wischte sich den Staub vom Gesicht, hielt jedoch nicht an, obwohl seine Augen brannten und Tränenflüssigkeit ihm die Sicht nahm. «So eine Kleinigkeit kann mich nicht aufhalten. Du unterschätzt mich.»
«Und du mich», spie ihm Claw entgegen, trat einen Schritt zur Seite und griff in das Fell, das in seinem Nacken wuchs. Es war ein Fehler von Dante gewesen, weiter auf ihn zu zustürmen, obwohl seine Sicht eingeschränkt war. Nun nutzte Claw den Schwung aus, den Dante mitbrachte, und stieß ihn mit dem Kopf voran in den Kamin.
Ein dumpfer Aufprall war zu hören, Asche wirbelte auf. Benommen blieb Dante liegen. Dann hustete er. Er rieb sich den Kopf und winselte.
Claw durfte keine Zeit verlieren. Er nahm den Schamanen hoch, wie zuvor Dante, und rannte mit ihm zum Fenster. Zweifel stoppten ihn. Das Blut pulsierte heiß durch seine Adern. Seine animalischen Instinkte jaulten alarmiert auf.
Wenn er den Mann rettete, konnte er seinem Stamm von den Wolfsmännern erzählen. Allem Dank zum Trotz könnte er eine Hetzjagd anzetteln und die Existenz der Werwölfe in Gefahr bringen. War es das Risiko wert? Wäre es nicht besser, wenn er sterben und somit für immer schweigen würde?
Hinter ihm rappelte sich Dante auf. «Spürst du das Böse in dir? Die Macht? Du bist jetzt wie ich, Claw.»
«Niemals!» Claw schüttelte sich, um das Tier in ihm zurück in sein Inneres zu drängen. Es war nicht böse, sondern dachte anders als ein Mensch. Es nahm ein Opfer in Kauf, um sein Rudel in Sicherheit zu wiegen. Am Ende siegte jedoch das Mitgefühl.
Ängstlich schrie der Indianer auf, aber Claw warf ihn nicht durch die Glasscheibe, sondern zertrümmerte sie erst mit seinem Fuß und schleuderte ihn dann aus dem Gebäude. Der Schnee dämpfte seinen Aufprall.
«Zum Hügel», rief der Alpha ihm hinterher. Dort würden zwei Rudelgefährten ihn in Menschengestalt in Empfang nehmen. Ein Schamane war in Sicherheit, blieben noch zwei übrig – und Rufus.
«Du Narr!», brüllte Dante.
Im nächsten Moment krachte eine Tischplatte auf Claws Rücken. Sie brachte ihn zu Fall, begrub ihn unter sich und ließ den Schmerz in seiner Wirbelsäule neu aufflammen. Ihm blieb die Luft weg. Er krümmte sich mit geschlossenen Augen.
Sein Widersacher riss ihn an den Haaren hoch. Er rammte ihn gegen die Wand, schlug mit der Faust auf Claws Nacken, doch anstatt zu Boden zu gehen, taumelte der Alpha vorwärts. Sein Fluchttrieb wurde kurzfristig übermächtig und er schämte sich dafür, weil ein Leitwolf keine Schwäche zeigen durfte. Aber das Tier in ihm gab der Vernunft nach. Es wollte wegrennen, sich verstecken und regenerieren, um dann mit neuer Kraft zurückzuschlagen.
Allerdings spielte Dante da nicht mit. Er nutzte Claws Schwäche und stieß ihn in eine Vitrine, die gegenüber der Eingangstür stand und mit Souvenirs gefüllt war. Krachend barsten die Holzwände, das Glas zersprang in tausend Stücke und schnitt in Claws Haut, aber er spürte es kaum, weil der Schmerz lächerlich gegenüber dem teuflischen Brennen in seiner Wirbelsäule war.
Er rutschte zur Seite, stolperte über einen Schirmständer und bekam einen der Schirme zu greifen, bevor der gesamte Ständer umfiel. Mit einem lauten Grollen flog er herum und schlug den Regenschirm von unten zwischen Dantes Beine.
Sein Gegner jaulte auf. Er umklammerte schützend seine Weichteile. Seine Augen funkelten vor Zorn. Doch plötzlich grinste er. Er legte seinen Kopf in den Nacken und lachte Claw aus. Erst als er seine Hände wegnahm, sah der Alpha, dass Dante rechtzeitig seine Oberschenkel geschlossen hatte. Der Schirm steckte zwischen ihnen fest. Er hatte ihn nicht an seiner empfindlichsten Stelle getroffen.
Wütend zog Claw seine Krallen über Dantes Oberkörper. Sein Feind brüllte. Blut quoll aus seinem Fell heraus. Der Schirm fiel auf den Holzboden. Im nächsten Moment stürzte sich Dante auf Claw. Doch
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