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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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interessieren mich ’n Scheiß.» Entschuldigend hob er beide Hände hoch, da ihm wieder bewusst wurde, dass Tala für Wild Protection arbeitete. «Bin nur ehrlich. Manche kümmern sich um Tiere und manche um Menschen, ich tue Letzteres.»
    Heuchler! «Aber Menschen haben diese Metzelei angerichtet, sie haben auf das Karibu eingestochen und –»
    «Aber nicht hier», fiel er ihr ins Wort. «Ich sehe kein Blut. Wenn der Schnee damit getränkt wäre, ja, das wäre etwas andres. Kein Vergleich mit dem Gemetzel im Alaska Native Medical Center vorletzte Nacht. Da hat ’n Rudel tollwütiger Wölfe ein Labor zerlegt. Sie haben sich dabei verletzt und ihre Pfotenabdrücke im Blut hinterlassen.»
    Er musste in der Klinik eingetroffen sein, nachdem Tala und Walter bereits abgefahren waren, zum Glück. «Kommen öfters solche Vorfälle vor?»
    Jerkins rieb seine Nase, bis diese knallrot war. «Na, aber der lange Winter schlägt allen aufs Gemüt, Tier wie Mensch. Schlecht für Anchorage, gut fürs Geschäft.» Er lachte schäbig, holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und schnäuzte seine Nase.
    Angewidert wandte sich Tala ab. «Also interessiert Sie diese Story hier doch?»
    Er machte eine wegwerfende Geste in Richtung des Karibus. «Das meinte ich nicht, sondern die Angelegenheit letzte Nacht im Alaska Native Heritage Center. Die Indianer kriegen’s zurzeit knüppeldick. Erst das Krankenhaus, dann das Kulturzentrum.»
    Konnte das Zufall sein? «Davon habe ich noch nichts gehört.» Sie zuckte lässig mit den Schultern, aber innerlich spannte sie sich an.
    «Mein Artikel ist heute im Chronicle erschien’.» Er straffte seine Schultern und grinste stolz. «So was habe ich noch nicht geseh’n. Da war überall Blut: auf’m Boden, an den Wänden, sogar Spritzer an der Deckeᅠ...» Seine Augen leuchteten.
    Talas Magen drehte sich um. Krampfhaft vermied sie es, die Innereien des Karibus anzuschauen. «Tierblut?» Eine vage Hoffnung.
    «Iwo.» Jerkins stopfte die Ecke seines Taschentuchs in sein rechtes Nasenloch, dann in das linke, um sie trockenzulegen. «Wie heißt es so treffend? Den letzten beiß’n die Hunde. Der Indianer, der alles zuschließt, war auf seinem letzten Rundgang, als es ihn erwischte.»
    «Es?» Sprach er von einem Tier? Einem Wolf? Tala wischte sich die schweißnassen Hände am Parka ab. Die Konsequenzen wären verheerend, wenn der Reporter übergroße Fußabdrücke eines Wolfs abgelichtet hatte und seine Fotos heute die Runde machten! Dann wäre die Jagd auf die Werwölfe eröffnet.
    «Es hat ihn förmlich in Stücke zerlegt», erzählte er bereitwillig und steckte das Taschentuch zurück in die Hosentasche. «Sogar Gehirnmasse –»
    «Stopp!», rief Tala und hob abwehrend ihre Hände hoch. «Zu viele Informationen!»
    Matt Jerkins lachte herzhaft. «Mein Job ist hart, wirklich hart, nichts für zart besaitete Gemüter, aber auch interessant.»
    Nach Vergnügen klang das nicht gerade. Und richtig gearbeitet hatte er offensichtlich auch noch nie. «War es vielleicht ein Grizzly?»
    Kopfschüttelnd ging er zu seinem Wagen und legte seine Kamera in einen mit Schaumstoff gepolsterten Koffer, der auf dem Beifahrersitz lag.
    Tala folgte ihm auf dem Fuße. Eine böse Ahnung quälte sie. Konnte Dante das Blutbad angerichtet haben? Wütete er von nun an jede Nacht in einem anderen Gebäude, einem Ort, der den Indianern wichtig war? Befand er sich auf einem Rachefeldzug, weil eine indianische Zeremonie ihn zu einem Mischwesen gemacht hatte?
    «Es kann nur ein Braunbär gewesen sein», versuchte sie von den Wölfen abzulenken. «Kein anderes Tier wäre in der Lage –»
    «Wie kommen Sie darauf, dass es ein Tier war?» Er warf die Wagentür zu und wandte sich zu ihr um. Sein Blick war misstrauisch.
    Jesus, ging der Typ ihr auf die Nerven! «Sie haben gesagt, dass es ihn erwischte.»
    «Das ist doch nur so ’ne Redensart. Was weiß ich, was damit gemeint ist! Das Böse vielleicht.» Wieder lachte er aus voller Seele. Diesmal kam er jedoch ins Husten, stützte sich am Wagen ab und spuckte in den Schnee, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte. «Ein Viech war’s bestimmt nicht. Irgendein Kerl muss zu viel gezecht haben, wollte nach Feierabend noch in das Kulturzentrum und ist ausgetickt, als der Indianer ihn nicht mehr reinließ.»
    «Woher wollen Sie wissen, dass es kein Tier war? Welcher Mensch würde so etwas Grausames tun?»
    «Nur Menschen töt’n aus niederen Beweggründen, sagten Sie doch

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