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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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das Herren-WC und rieb über ihre Oberarme, als wäre ihr kalt, dabei war ihr noch heiß von Claws Kuss. Es kratzte an ihrem Ego, dass er sich nicht noch einmal zu ihr umgedreht hatte, sondern ohne Verabschiedung gegangen war.
    «Wir werden die Wälder durchkämmen.» Er tippte mit der Fingerspitze gegen seine Nase. «Unser Geruchssinn ist ausgezeichnet, aber die Gefahr ist nicht zu unterschätzen.»
    Sprach er von Dante? «Gefahr?»
    «Seitdem ich in Rente bin, kann ich nicht mehr ohne Kopfbedeckung rausgehen, ohne mir sofort eine Grippe einzufangen, als wäre mit meinem letzten Arbeitstag mein Verfallsdatum abgelaufen.» Entschuldigend lächelte der alte Mann. Er zog eine petroleumfarbene Mütze aus der Tasche, setzte sie auf und strich die Ohrenklappen glatt. «Wir können nur beten, dass Rufus die Wälder gemieden hat.»
    «Wieso? Ich dachte, da fühlt er sich heimisch.»
    «Es ist Jagdsaison.» Er hob seine Hand zum Gruß und folgte Claw.
    Daran hatte Tala nicht gedacht. «Oh, mein Gott.» Erschrocken schlug sie ihre Hand auf den Mund. Sie machte sich nicht nur Sorgen um Rufus, sondern auch um Lupus – und Claw. Obwohl er es nicht verdient hatte. Dieser Teufelskerl!
    Sehnsüchtig leckte sie sich über ihre Lippen.

Kapitel 10
    Tala schlitzte ihm den Bauch auf.
    Sie war völlig außer Atem. Es hatte sie unglaublich viel Kraft gekostet, das Karibu von der Ladefläche ihres Pick-ups auf den Lattenzaun zu hieven. Angewidert beobachtete sie, wie die Eingeweide herausquollen. Der Kopf des Rentiers hing schlaff zur Seite, seine Augen waren verdreht. Um das Einschussloch zu kaschieren, stocherte Tala mit dem Messer im Hals des Tieres herum, sodass es aussah, als wäre das Karibu mit einer Klinge traktiert worden.
    Es widerte sie an, dem toten Tier so etwas anzutun, aber es war notwendig. Die Presse kam nicht bei Bagatellen. Nur schaurige Vorfälle waren es ihnen wert, bis an den Stadtrand von Anchorage zu fahren. Tala hatte ein verfallenes Haus ausgewählt. Zum einen wirkte es als gruselige Kulisse hervorragend für ihr kleines Schauspiel, zum anderen würde sie mit Matt Jerkins ungestört sein.
    Nachdem Vorfall im Totem Inn war sie trotz Warnung zu Mantotopah zurückgekehrt und hatte mit ihm zu Mittag gegessen. Sollte Claw sich ruhig schwarz ärgern, wenn er es irgendwann einmal erfuhr. Vielleicht würde sie es ihm sogar selbst eines Tages unter die Nase reiben. Wenn jemand sie in ihrer Freiheit beschnitt, konnte sie kratzbürstig werden. Sie unterschätzte keineswegs die Gefahr, die von ihm ausging, aber sie glaubte, dass er ihr nichts antun würde, weil sie es glauben wollte.
    «War das ein Ex-Freund von dir?», hatte Toto gefragt und mit seinem Schlüsselbund gespielt, bis Tala die Hand auf seine legte, weil das Geräusch sie nervte. Etwas in seinem Blick änderte sich.
    «Gott bewahre, nein!» Rasch zog sie ihre Hand wieder weg. Die Schüchternheit, die sie als Mädchen ihm gegenüber empfunden hatte, war seltsamerweise immer noch lebendig in ihrer Brust. War das wirklich der Grund?
    Er schob seine Schlüssel in die Hosentasche. «Aber du kanntest ihn. Spiel mir nichts vor. Da war etwas in seinen Augenᅠ... Als hätte er dich zum Fressen gern.»
    Tala hätte sich beinahe an ihrer eigenen Spucke verschluckt und suchte verzweifelt nach einer Ausrede. «Das warᅠ... alsoᅠ... erᅠ... es ging nur um eine Wette. Er hatte mit seinen versoffenen Freunden gewettet, dass er es schafft, unsere Verabredung zu stören, weil sie nichts Besseres in ihrer Mittagspause zu tun hatten, diese Armleuchter!»
    «Das hat funktioniert. Betrunken kam er mir aber nicht vor», meinte Mantotopah. «Er hat dich ganz schon durcheinandergebracht.»
    «Nicht durcheinander, sondern wütend», korrigierte sie ihn und war froh, dass die Kellnerin das Essen brachte, um den Geschmack von Claws feurigem Kuss loszuwerden.
    Endlich brachte ihr langjähriger Schwarm ihr etwas Interesse entgegen und dann lenkte sie ein Werwolf ab. Beides hätte sie sich vor kurzem noch nicht träumen lassen.
    Um Claw zu beschwichtigen, hatte sie sich dazu entschlossen, Matt Jerkins anzurufen. Der Reporter hatte vor acht Wochen einen Artikel über Wild Protection geschrieben, der schon nach drei Tagen im Anchorage Chronicle erschienen war. Er war der einzige Kontakt, den Tala hatte, der ihr möglicherweise verraten konnte, ob es auffällige Funde oder Begebenheiten gegeben hatte, die auf Dante zurückzuführen waren. Natürlich würde sie kein Sterbenswörtchen über

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