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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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bereits, dass sie den Kadaver nicht der Feuerwehr übergegeben hatte, damit diese ihn fachgerecht entsorgte.
    «Zecke», spie sie ihm entgegen, als sie sah, dass er sein Auto in der Nähe abstellte. Er witterte eine heiße Story und hatte sich an ihre Fersen geheftet. Aber sie durfte weder selbst in Verbindung mit den seltsamen Vorfällen in der Klinik und im Kulturzentrum gebracht werden noch ihn auf die Spur der Werwölfe führen.
    Tala fragte sich, weshalb sie das Rudel überhaupt in Schutz nahm, als sie in das Einkaufscenter trat und sich nach einer Fluchtmöglichkeit umschaute. Natürlich lief sie Gefahr, Claws Zorn auf sich zu ziehen, sollte die Öffentlichkeit von der Existenz der Werwölfe erfahren. Aber erst einmal würde das Rudel untertauchen müssen, sodass sie Tala nicht weiter bedrohen konnten. Wieso behagte der Gedanke, die Gestaltwandler zu verraten, ihr nicht?
    Vielleicht weil die Lykanthropen wie die Athabascan waren: eine eingeschworene Gemeinschaft, die alles dafür tat, ihren Clan zu schützen? Die einzelnen Mitglieder waren füreinander da, sie zählten auf den anderen und das Band, das sie zusammenhielt, war stark.
    Tala waren die Parallelen bewusst und dennoch war der Grund ein anderer. Sie mochte Lupus, Rufus und Canis – und sogar Claw.
    Schnellen Schrittes ging Tala einen der Gänge entlang, als hätte sie ein Ziel, dabei suchte sie nur nach einer Möglichkeit, durch irgendeinen Hinterausgang zu fliehen. Sie beachtete die Schaufenster nicht, stieß gegen einen Einkaufskorb einer älteren Dame, die sie nicht hatte kommen sehen, und murmelte eine Entschuldigung, während sie weitereilte.
    Sie sprang über einen Maxi Cosi, der mitten im Gang stand, und lief in das Damen-WC von Pizza Hut, aber das Fenster war vergittert.
    Leise Verwünschungen ausstoßend rannte sie hinaus – und prallte mit einer der Kellnerinnen zusammen.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte die junge Dame, die hüftlange, blondierte Dreadlocks hatte, die sie mit einem Tuch zurückgebunden hatte. «Geht es Ihnen nicht gut?»
    Im Augenwinkel bemerkte Tala Matt Jerkins, der vor dem Restaurant herumlungerte und so tat, als würde er die Speisekarte studieren. Da kam ihr eine Idee. «Sehen Sie den Kerl dort drüben, den Hageren mit der Digi-Cam?» Er hielt eine kleinere unauffällige Kamera in der Hand als die, mit der er Fotos vom Karibu geschossen hatte.
    Die Kellnerin nickte.
    Verschwörerisch kam Tala näher und flüsterte: «Der schmierige Typ verfolgt mich. Er hat mich auf dem Parkplatz angesprochen und gefragt, ob ich ihm nicht für Fotos Modell stehen möchte. Sie können sich ja denken, welche Art von Bildern das sein wird. Jedenfalls hat er ein Nein nicht akzeptiert, läuft mir seitdem hinterher und bedrängt mich.»
    Wütend und empört schob die junge Frau ihre Ärmel hoch, als wollte sie Jerkins eigenhändig eins auf die Nase geben. «Soll ich die Mall-Security rufen?»
    «Nein, nein», beeilte sich Tala zu sagen. «Aber kann ich durch die Küche raus?»
    «Klar, kommen Sie.» Die Kellnerin führte Tala in die Küche, gab ihren Kollegen Bescheid und zeigte auf eine Tür. «Dort geht’s raus.»
    Tala bedankte sich rasch, schritt an der Maschine, die die Pizzen belegte, vorbei und staunte nicht schlecht über die Apparatur. Doch sie verlangsamte ihr Tempo nicht und ließ sich durch die neugierigen Blicke der Angestellten nicht ablenken. Erst als sie durch die Hintertür ins Freie trat, atmete sie auf. Ihre Freude währte jedoch nicht lang. Tala stand auf einem Hinterhof. Von dort aus führten fünf Türen in andere Geschäfte der Mall. Das Tor in die Freiheit war in Wirklichkeit keins gewesen.
    Sie stöhnte und blickte zum Himmel hinauf, der sich langsam zuzog. Bald würde es wieder zu schneien anfangen.
    Es half alles nichts, sie musste zurück in das Einkaufszentrum. Sie wählte die Tür gegenüber aus. Als sie eintrat, wusste sie sofort, dass sie im Education Center der Tierschutzorganisation Wolf Song of Alaska gelandet war.
    «Na, das passt ja», spottete Tala und fühlte sich nicht nur von Jerkins, sondern auch von Wölfen verfolgt. Seit dem Vorfall im Alaska Native Medical Center begegneten sie ihr plötzlich überall. Es war wie ein Fluch, als würde das Göttliche, das in allem lebte, ihr damit sagen wollen, dass sie ihrem Schicksal nicht entkommen konnte.
    Der Vortragsraum war verwaist. Jemand hämmerte irgendwo am Eingang. War das Education Center wegen Bauarbeiten geschlossen?
    Das konnte ihr nur recht

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