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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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die Bestie verlieren. Es würde schwer genug werden, Informationen aus ihm herauszukitzeln, ohne selbst etwas preiszugeben.
    Jerkins war ein Fuchs. Er war der Inbegriff eines schmierigen Reporters, der immer auf der Lauer nach neuen Sensationsmeldungen lag. Wenn er keine bekam, dachte er sie sich einfach aus, hatte er durch die Blume zugegeben, um Tala und Walter zu zwingen, ihm eine blutrünstige Story zu liefern. Da er freiberuflich arbeitete, kauften die Zeitungen ihm nur Artikel ab, die es in sich hatten. Genau aus diesem Grund konnte er eventuell hilfreich sein, denn er ging auch Hinweisen nach, die absurd waren, wie Sichtungen von Yeti-Spuren – und Werwölfen.
    Tala hatte Mantotopah um Hilfe gebeten. Er besorgte ihr von einem befreundeten Jäger ein frisch erlegtes Karibu. Den Kadaver durfte sie sich für einen Tag ausleihen, ohne etwas zahlen zu müssen.
    «Ich benötige ihn für eine Demonstration», behauptete sie.
    Obwohl Toto ahnen musste, dass sie log, bohrte er nicht nach, sondern hob die Tierleiche auf die Ladefläche ihres Pick-ups. «Ich rufe dich an, um zu hören, wie’s gelaufen ist.»
    Sie tauschten ihre Handynummern aus. Während der Rückfahrt von Valdez nach Anchorage schob sie immer wieder die Hand in ihre Jackentasche, als müsste sie sich vergewissern, dass die Visitenkarte des Totem Inns, auf dessen Rückseite er seine Privatnummer notiert hatte, tatsächlich da war.
    Tala trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Die Tierleiche sah fürchterlich zugerichtet aus. Bei dem Anblick dreht sich ihr der Magen um, aber ohne diese Show konnte sie Jerkins nicht herlocken.
    Als der schlaksige Mann dann endlich mit gezückter Kamera vor dem Kadaver stand, machte er ein Gesicht, als würde er sich fragen, ob Tala ihn wirklich wegen solch einer Lappalie gerufen hatte. Bisher hatte er kein einziges Foto geschossen. Er betrachtete das Tier von allen Seiten und grübelte vermutlich darüber nach, ob ihm die Story jemand abkaufen würde.
    Nicht blutig genug, lautete bestimmt sein Fazit. Tala steckte ihre Hände in die Jackentaschen und ballte sie zu Fäusten. Am liebsten hätte sie ihm seinen langen, dürren Hals umgedreht, der ihn wie einen Aasgeier aussehen ließ. Dass er keinerlei Mitleid empfand, passte in dieses Bild. Jerkins war ein gefühlskalter Mensch, der alles nach dem Profit, den er daraus schlagen konnte, abschätzte. Er huldigte nur dem schnöden Mammon.
    Sie seufzte theatralisch. «Wie können Menschen so grausam sein und ein Tier derart zurichten? Das Karibu war durch den lang anhaltenden, strengen Winter ausgehungert und wurde vom Duft der Abfälle angelockt. Noch immer haben sich viele Bewohner keine fest verschließbare Mülltonne angeschafft. Deshalb ist es kein Wunder, dass wilde Tiere in ihrem Garten stehen.»
    «Das hab’n Sie mir schon beim letzten Mal erzählt.» Ungeniert zog er zuerst seine Nase und dann seine Hose hoch. Die ausgebleichte Jeans wurde kaum von seinen knochigen Hüften gehalten.
    Tala vermutete, dass das Szenario ihm nicht genug nach Schlachtfeld aussah. «Sie sehen bestimmt schlimmere Dinge, nicht wahr?»
    Sein Adamsapfel hüpfte ekelhaft, wenn er sprach. «Ein totes Karibu bringt niemand’n dazu, ’ne Zeitung zu kaufen, Miss Cocoon.
    «Aber dieses wurde misshandelt und grausam zugerichtet.» Ihre Empörung war echt. «Man hat es seines Lebens und seiner Würde beraubt.»
    Matt Jerkins hängte sich seine Kamera um. «Viele Bürger erschieß’n die Tiere, ohne mit der Wimper zu zucken. Tot sind sie ihnen lieber, weil die Bestien sie dann nicht mehr anfall’n können, und es ist ihnen egal, wie sie sterben, Hauptsache die Viecher sind tot.»
    «Bestien?» Er hatte ja keine Ahnung! Tala bemühte sich, Ruhe zu bewahren und sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. «Tiere verteidigen sich nur, Menschen dagegen sind aus niederen Beweggründen brutal.»
    «Wie auch immerᅠ...»
    «Vielleicht rufe ich lieber einen Ihrer Kollegen an», begann sie und tat so, als würde sie mit den Tränen ringen, weil sie derart mitgenommen war.
    Jerkins ließ sich nun doch dazu hinreißen, lustlos ein paar Fotos zu machen. Er kniete sich hin, um die heraushängenden Gedärme in Großaufnahme abzulichten, und zog sogar mit seinem Fuß eine Darmschlinge weiter aus dem Bauch des Tieres heraus, damit es dramatischer wirkte. «Sorry, hab heute schon Abscheulicheres zu Gesicht bekomm’n. Dagegen ist das hier ’n Fliegendreck.»
    «Ach, ja?» Neugierig kam sie näher.
    «Tiere

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