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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sie den Kadaver rüber auf ihren Pick-up. Sie brauchte einige Minuten, um wieder zu Atem zu kommen, und öffnete ihren Parka, weil ihr heiß war. Mit Abscheu drückte sie die Gedärme zurück in das Tier und hatte keine Ahnung, wie sie Toto und seinem Freund erklären sollte, weshalb die Leiche so zugerichtet war.
    Mit den Gedanken bei Dante fuhr Tala los und bog in die Hauptstraße ein, die quer durch Anchorage nach Valdez führte. Sie war immer noch nicht hundertprozentig sicher, dass tatsächlich er es war, der im Alaska Native Heritage Center randaliert und getötet hatte. Es gab keinen eindeutigen Beweis, aber die Hinweise deuteten auf ihn. Was hatte ihn in das Kulturzentrum getrieben? Immerhin besaß er noch so viel Menschenverstand, nicht am helllichten Tag einen öffentlichen Ort wie diesen aufzusuchen. Falls er es gewesen war.
    Jedenfalls war Dante nicht gut auf seinen Stamm zu sprechen, so viel war sicher. Tala hoffte, ihm niemals über den Weg zu laufen, zumindest nicht ohne Claw an ihrer Seite.
    Sie fragte sich, ob alle Werwölfe auf der Suche nach Rufus waren oder ob sie noch immer beschattet wurde, hoffend, dass derjenige ihr helfen würde, sollte sie bei der Suche nach Dante der Bestie leibhaftig begegnen. Sie sah nichts und niemanden.
    «Obwohlᅠ…» Im Rückspiegel fiel ihr ein Auto auf. Es kam ihr sehr bekannt vor. Doch es gehörte niemandem aus dem Rudel, sondern Matt Jerkins. «Mist!»
    Um zu testen, ob er ihr folgte oder rein zufällig hinter ihr fuhr, wechselte sie die Fahrbahn und folgte der Straße, die in die Innenstadt und nicht nach Valdez führte. Jerkins blieb hinter ihr. Das war noch nicht weiter suspekt. Möglicherweise lag sein nächster Einsatzort in Downtown. Doch er blieb ihr auf den Fersen, selbst als sie die Abzweigung in ein Wohngebiet nahm. Jerkins gab sich nicht einmal sonderlich viel Mühe, sich zu verstecken. Er hielt lediglich etwas Abstand.
    Glaubte er wirklich, Tala würde ihn nicht erkennen? Oder wollte er Druck auf sie ausüben? Er war eindeutig misstrauisch geworden. Vielleicht vermutete er, dass sie mehr wusste, als sie zugab, und ein Stammesmitglied deckte.
    Langsam fuhr sie die Nebenstraße entlang. «Auf keinen Fall kann ich jetzt sofort zurück nach Valdez.» Mit ihren Fingerspitzen trommelte sie auf das Armaturenbrett und dachte angestrengt nach, wie sie den Reporter loswerden konnte. Er hatte offensichtlich nichts Besseres vor.
    Es konnte gut möglich sein, dass er ein heimlicher Zeuge gewesen war, als sie das Karibu eigenhändig abtransportiert hatte. Das war kein Verbrechen, aber Aufgabe der Feuerwehr. Tala versuchte die Situation mit seinen Augen zu sehen. Weshalb sollte sie die Anstrengung auf sich nehmen – und das war es in der Tat – und den Kadaver selbst beseitigen, wenn sie nichts zu verbergen hatte? Wenn er jetzt auch noch mitbekam, dass sie die Tierleiche einem Jäger in Valdez brachte, würde Jerkins nicht zögern nachzuforschen, was der Grund dafür war. Sollte sie den Jäger bitten zu behaupten, sie hätte ihm den Kadaver geschenkt, damit er das Fleisch verwertete und das Tier nicht umsonst gestorben war?
    «Das würde nicht nur ihn, sondern auch Toto misstrauisch werden lassen», grübelte sie laut. «Dann wären es schon drei Männer, denen ich suspekt vorkäme.»
    Das Risiko konnte sie nicht eingehen. Es ging in diesem Fall nicht nur um sie, sondern auch um das Rudel. Sie musste Jerkins abhängen, damit er nicht sah, wohin sie das Karibu brachte.
    Zielstrebig lenkte sie ihren Wagen zurück auf die Hauptstraße. Die Straßen in der Innenstadt waren zwar frei geräumt, aber riskante Wendemanöver waren bei den Wetterverhältnissen und dem Verkehrsaufkommen trotzdem nicht möglich. Tala versuchte ihr Bestes, aber Jerkins klebte an ihr wie ein Kaugummi an der Schuhsohle. Er folgte ihr überall hin, tauchte wieder auf, wenn sie schon glaubte, ihn endlich angehängt zu haben, und schloss immer wieder auf, selbst wenn kurzfristig fünf Autos zwischen ihnen waren und er drohte, den Sichtkontakt zu verlieren. Der Reporter schien geübt darin zu sein, Personen im Auge zu behalten – und zu bedrängen.
    Es dauerte nicht lange und Talas Nerven lagen blank. Sie wusste sich nicht mehr zu helfen und entschied sich gezwungenermaßen für eine neue Taktik. Eventuell konnte sie ihm zu Fuß entkommen.
    Sie parkte vor der 5th Avenue Shopping Mall, stieg aus und legte eine Plane über die Tierleiche. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Jerkins wusste ohnehin

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