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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Familie? Würde sie gleich seiner Frau und seinem Nachwuchs gegenüberstehen, einem Kind, das er vor dem Biss, der ihn zum Werwolf machte, gezeugt haben musste? Sie war so aufgeregt, dass sie sich kaum auf den Verkehr konzentrieren konnte.
    Was interessiert er dich überhaupt noch, fragte sie sich. Er hatte Matt Jerkins auf dem Gewissen. Hatte er das wirklich? Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er ein eiskalter Killer war.
    «Das darf einfach nicht wahr sein», stieß sie gepresst hervor und würgte das Lenkrad.
    Rufus schaute fragend zu ihr hoch.
    Sie bemühte sich, die Situation zu überspielen, und lächelte. «Wir sind da.»
    Tala parkte, stieg aus und blickte enttäuscht einige Zeit zu dem vierstöckigen Gebäude hoch, dessen schwefelgelbe Fassade nicht sonderlich ansprechend wirkte. «Nicht sehr einladend.»
    Hier also lebte Claw, wenn er in die Rolle des gewöhnlichen Mannes – Ash – schlüpfte.
    Sie hatte erwartet, dass er in einem Außenbezirk wohnte, um der Natur, die der Wolf in ihm so sehr liebte, so nah wie möglich zu sein, stattdessen hatte er sein Lager in der Nähe der Innenstadt aufgeschlagen. Sein Alpha-Status brachte ihm offensichtlich keine finanziellen Vorteile. Ein Pluspunkt für das Rudel, dennoch musste Tala zugeben, dass sie eine pompösere Unterkunft erwartet hatte. Sein Domizil sah nach Understatement aus. Es passte nicht zu Claw.
    Tala half Rufus aus dem Wagen und stützte ihn. Glücklicherweise war der Weg zum Hauseingang freigeräumt, trotzdem musste der Arme stark frieren. Tapfer ließ er sich nichts anmerken, obwohl sich seine Lippen bereits blau färbten. Fünfzehn Mietparteien wohnten in dem Haus, zu viel für jemanden, der seine wahre Natur geheim halten wollte. Sie verstand Claws Wahl nicht.
    Zumindest gab es eine Arztpraxis im Erdgeschoss. Dr. Theodore Brass, Allgemeinmediziner. Leider schien er nicht mehr in seiner Praxis zu sein, denn die Jalousien waren heruntergelassen. Sie linste durch die Ritzen, aber die Räume dahinter waren dunkel.
    Talas Blick glitt über die Klingelschilder. Bei einem Namen blieb sie hängen. Ashton Tracer. Bevor sie Rufus fragen konnte, ob das Claws Name war, drückte der Junge genau diese Klingel.
    «Hallo», knurrte der Mann am anderen Ende der Gegensprechanlage.
    Es war eindeutig Claw. Sie schmunzelte. «Charmant wie immer.»
    «Tala?»
    Die Überraschung war ihr gelungen. «Hast du mich nicht gerochen? Der Wind stand günstig für dich.»
    Ein animalisches Grollen war zu hören. «Wie hast du mich gefunden?»
    «Ich habe Rufus bei mir. Mach endlich auf, sonst erfriert er noch.»
    Kapitel 17
    Das Summen des Türöffners war zu hören. Rasch drückte Tala die Haustür auf und trat ein. Sie half Rufus die Treppenstufen hinauf. Erst im obersten Stockwerk blieb er vor einer Wohnungstür stehen. Erschöpft hob er einen Arm und klingelte.
    Tala wollte sich wie ein Schutzschild vor ihn stellen, aber der Junge schüttelte stumm den Kopf. Als wäre sie diejenige, der Mut zugesprochen werden musste, drückte er einmal ihre Hand. Er zog die Decke enger um seinen schlotternden Körper.
    Claw öffnete. Verblüfft schaute er zuerst auf Rufus herunter, der seinen Kopf zwischen die Schultern zog, auf die Zehen seines rechten Fußes schaute, als wäre ihm ein sechster Zehn gewachsen, und leise winselte. Wäre der Junge in Wolfsgestalt gewesen, hätte er seinen Schwanz eingezogen. Dann wanderte Claws Blick zu Tala, die entschuldigend dreinblickte. Seine finstere Miene schüchterte sie ein, aber sie durfte keine Furcht zeigen, denn sie musste dem Jungen den Rücken stärken.
    «Er hätte wohl kaum alleine herlaufen können.» Sie zuckte mit den Achseln.
    Es war offensichtlich, dass er nicht erfreut war, Tala zu sehen. Nun kannte sie seine Adresse. Würde er sie fortschicken? Niemals wieder weglassen? Sie machte sich bereit, die Treppe hinunterzustürzen und um Hilfe zu rufen. Doch Claw schnappte nicht nach ihr, er bewegte sich nicht. Wie ein unüberwindbarer Fels stand er in der Tür, ein schlecht gelauntes Kraftpaket, das selbst mit dieser dunklen Aura noch etwas tief in Tala berührte.
    «Er hätte mich anrufen können», knurrte Claw. «Ich hätte ihn abgeholt.»
    Rufus’ Zähne klapperten. Er hatte Mühe zu sprechen. «Esᅠ... tut mirᅠ... leidᅠ... mein Fehler.»
    «Das ist es, ein Fehler.» Der Alphawolf rümpfte die Nase.
    «Claw», beschwichtigend hob Tala beide Hände und legte sie dann auf Rufus Schultern, «sei nicht so hart zu ihm. Er ist

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