Alphawolf
Anruf gewartet hatte, er würde bestimmt auch wissen wollen, weshalb sie nicht bei ihm vorbeigefahren war, als sie das Karibu in Valdez abgeliefert hatte. Er hatte ja keine Ahnung, in welch einer absonderlichen Situation sie sich befand!
Was sollte sie ihm sagen? Dass sie nicht alleine gewesen war? Dass einer der Männer, die sie begleitet hatten, Toto aus Eifersucht in Stücke gerissen hätte, wäre er ihm noch einmal begegnet? Ganz bestimmt nicht!
Dass sie erst vor kurzem mit Claw geschlafen und es mehr genossen hatte, als gut für sie war? Dass Claw so viel Raum einnahm, dass kein Platz für einen anderen Mann war?
«Nein, nein», murmelte Tala und rieb einmal mit der Handfläche über ihr Gesicht, als könnte diese Geste Claw aus ihren Gedanken wegwischen.
Das Klingeln ihres Mobiltelefons machte sie wahnsinnig.
Wäre Toto ihr zu einem früheren Zeitpunkt wiederbegegnet, wäre alles ganz anders gelaufen. Aber nun gab es Claw in ihrem Leben und sie würde den Werwolf so schnell nicht wieder loswerden. Mochte er auch eine sanfte Seite besitzen, er blieb ein gefährliches Wesen, das sie nicht durchschauen und einschätzen konnte. Die Sache mit Dante war noch lange nicht ausgestanden. Und selbst nachdem das Rudel Dante getötet hatte, würde Tala mit ihnen verbunden bleiben, weil sie von der Existenz der Werwölfe wusste.
Wie gefährlich er war, hatte Claw gestern Abend bewiesen. Tala war tief enttäuscht von ihm.
Nervös hatte sie am Morgen alle Tageszeitungen durchgeschaut, aber keinen Artikel über einen Leichenfund in Valdez entdeckt. Vielleicht hatte man Jerkins auch erst in der Früh gefunden und der Bericht würde am nächsten Tag erst in der Zeitung stehen.
Sie suchte nach einem Beweis für den Mord an dem schmierigen Reporter, mit der Hoffnung, keinen zu finden, um Claw von aller Schuld freizusprechen. Doch selbst wenn Jerkins nicht gefunden werden würde, sagte das rein gar nichts über Claws Unschuld aus.
Das Klingeln hörte auf. Ein Anruf in Abwesenheit stand auf dem Display. Tala entspannte sich wieder. Aber es nutzte nichts, Mantotopah zu ignorieren. Irgendwann würde sie ihm in Valdez über den Weg laufen, nun da er wieder in seiner Geburtsstadt wohnte. Und es war vor allen Dingen unfair.
Tala spähte zu Walt hinüber, der noch in der Garageneinfahrt stand und mit den Besitzern über Gott und die Welt plauschte.
«Jetzt oder nie», sagte sie sich, atmete tief durch und wählte Totos Nummer. Es war Zeit, sich bei ihm zu entschuldigen und ihm klarzumachen, dass es keinen Sinn machte, das nachzuholen, was sie damals verpasst hatten. Es war zu spät! Sie hatten ihre Chance verspielt. Tala musste Mantotopah vor dem Alphawolf beschützen und das konnte sie nur, wenn sie den Kontakt abbrach.
Wieso nur hatte sie das Gefühl, endlich eine Ausrede gefunden zu haben, um sich für Claw zu entscheiden?
Kapitel 16
Als Walt sie zu Hause absetzte, fühlte sich Tala erschöpft vom vielen Grübeln. Sie sehnte sich nach einer heißen Dusche, einem Glas Rotwein – eine Tasse Tee würde es auch tun – und diesem neuen paranormalen Roman, den sie noch auf ihrem Stapel ungelesener Bücher liegen hatte. Sie wusste nicht, ob sie jemals wieder einen fantastischen Roman genießen konnte, in dem Werwölfe eine Rolle spielten, weil die Realität anders aussah, und sie befürchtete, noch andere Wer-Gestalten, Vampire, Elfen oder Hexen herauszulesen.
Alles, was sie wollte, war einen normalen Abend zu verleben und Ruhe. Dass Letzteres noch etwas warten musste, ahnte sie, als sie Philipp Fairstream vor ihrer Haustür stehen sah.
Er kam ihr aufgeregt entgegen, wobei sein Oberkörper aufgrund eines Hüftleidens auf seinem Rumpf wackelte, als drohe er jeden Moment herunterzufallen. «Da sind Sie ja. Endlich erwische ich Sie mal.»
Tala schluckte die bissige Antwort herunter, dass Walter sie nicht eingestellt hatte, weil ihm langweilig war, sondern weil er sich vor Arbeit nicht retten konnte. Fairstream konnte jederzeit den Vertrag kündigen und sie nach der Kündigungsfrist auf die Straße setzen, weil er einen Käufer für das Haus gefunden hatte, in dem sie wohnte, oder dachte, er würde es niemals loswerden, wenn ein Mieter es blockierte.
Sie blieb stehen, da sie ihn nicht hereinbitten wollte, und kam gleich zur Sache. «Was kann ich für Sie tun?»
«Haben Sie es sich schon überlegt?» Er kniff seine Augen zusammen und legte den Kopf schief. «Sie leben immerhin schon ein halbes Jahr hier.»
«Vier Monate»,
Weitere Kostenlose Bücher