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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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korrigierte sie ihn einigermaßen höflich. Vor einem halben Jahr hatte sie sich bei Walter beworben. Acht Wochen später hatte sie nicht nur die Zusage in der Tasche, sondern bereits den Umzug nach Anchorage hinter sich.
    Er atmete tief durch, als hätte er eine schwere Last zu tragen, und deutete dann auf das Einfamilienhaus hinter ihm, wie jemand der seine Ware feilbot. «Es ist ein gutes Haus, alt, aber in bestem Zustand. Wir haben immer viel Geld reingesteckt, um es in Schuss zu halten. Unser Angebot kennen Sie ja. Für die Summe kriegen Sie in Anchorage kein Dach über dem Kopf, zumindest keins, das annähernd gut erhalten ist. Und denken Sie an die Lage. Das hier ist ein sauberes, ruhiges Viertel.»
    Wenn einen nicht gerade der Vermieter vollquatscht, dachte Tala und lächelte milde. «Ich sagte Ihnen doch, dass ich erst schauen muss, was die nahe Zukunft bringt.»
    «Sie leben seit zig Monaten in dem Haus und wissen, was Sie für Ihr Geld bekommen würden.» Nun gestikulierte er heftig. «Und mit Walt kommen sie auch gut zurecht. Er hält große Stücke auf Sie. Zeit kostet Geld. Die Preise steigen stetig an.»
    Damit konnte er sie nicht ködern. Tala hatte genug, holte ihren Haustürschlüssel aus ihrer Jackentasche und ließ Fairstream einfach stehen.
    Doch er kam hinter ihr her und zuckte dabei nach rechts und links wie eine Wackel-Figur auf dem Armaturenbrett. «Anstatt Miete zu zahlen, könnten Sie damit den Bankkredit tilgen, mit dem Sie das Haus kaufen. Sie sind jung. Investieren Sie rechtzeitig in Ihre Zukunft.»
    Wie konnte sie das, wo sie doch nicht einmal wusste, was das Schicksal für sie bereithielt? Es konnte gut sein, dass sie von heute auf morgen fliehen musste. Vor Dante. Vielleicht sogar vor Claw. Sie fühlte einen Stich im Herzen und massierte mit der Hand ihren Rippenbogen.
    Tala blieb an der Tür stehen, drehte sich zu ihm um und pflückte etwas Schnee von der Fensterbank, mit dem sie ihre Stirn kühlte. «Es tut mir leid, Mr. Fairstream, aber ich hatte einen langen, harten Tag.» Und ihre Nächte waren in letzter Zeit auch nicht sehr erholsam gewesen.
    «Hm», machte er sichtlich schlecht gelaunt. «Meine Freundschaft zu Walter Sarks hin oder her, wenn Sie das Haus nicht kaufen wollen, bin ich gezwungen, einen anderen Käufer zu finden, und Sie müssen ausziehen.»
    «Werde ich wohl, wenn es so weit ist.» Sie warf den restlichen Schnee weg. «Viel Erfolg bei der Suche.»
    Mürrisch stapfte er zu seinem Auto. Doch er war noch nicht fertig mit Tala, denn er rief ihr zu: «Anstatt euch um die paar wilde Tiere zu kümmern, die sich nach Anchorage verirren, solltet ihr lieber die streunenden Köter einfangen. Die werden langsam zur Plage.»
    Sie hatte den Schlüssel bereits ins Schloss gesteckt, hielt jedoch inne. Viele Städter verwechselten Wölfe mit Hunden. Konnte er das Rudel erspäht haben? Möglicherweise hielten die Werwölfe sie und das Haus in Wolfsgestalt im Auge.
    Rasch wandte sich Tala um, bevor ihr Vermieter ins Auto steigen konnte. «Was meinen Sie?»
    Abfällig schnaubte er, als wäre es offensichtlich. «Gestern war ich schon mal hier, aber Sie waren nicht da. Den ganzen Weg bin ich bis an den Stadtrand rausgefahren, um mit Ihnen zu sprechen, und das bei dem Mistwetter. Mir ist schleierhaft, wo Sie sich zu später Stunde herumtreiben.»
    Er würde sie sicher für komplett verrückt halten, wenn sie ihm sagen würde, dass sie in Valdez gewesen war, weil sie befürchtete, ein mutierter Werwolf hätte ihre Granny verspeist.
    «Die Hunde», erinnerte sie ihn und tat schwer daran, die Beleidigungen zu überhören.
    Fairstream öffnete seine Wagentür. «Ich will keine dreckigen Straßenköter auf meinem Grundstück. Es war zwar nur einer, ein mittelgroßer, dünner, aber er hatte Wunden. Ekelig! Wer weiß, was für Krankheiten er hatte.»
    Talas Puls schlug schneller. Eine Ahnung ließ ihr Herz rasen. Sie zog den Schlüssel aus dem Türschloss und kam auf Fairstream zu. «Hatte er rotbraunes Fell?»
    «Sie haben ihn also auch gesehen?» Wütend schlug er auf sein Autodach und guckte sogleich, ob er Schaden angerichtet hatte. «Und Sie haben ihn nicht ins Crow Animal Shelter gebracht?»
    Konnte er Rufus meinen? Der Junge war ungefähr zur selben Zeit verschwunden. Tala öffnete ihren Wagen und sprang hastig hinein. Fairstream keifte eifrig weiter, aber sie beachtete ihn nicht, sondern drückte sofort das Gaspedal durch. Obwohl die Straßenverhältnisse es nicht zuließen, fuhr

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