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Alphawolf

Titel: Alphawolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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doch noch ein Jun–»
    «Halt dich da raus, Tala», fiel er ihr ins Wort. «Das ist Sache des Rudels. Er ist ein vollwertiges Mitglied, also muss er auch für seine Fehler geradestehen. Wenn du für ihn sprichst, verliert er auch noch das letzte bisschen Respekt und Ansehen.»
    So hatte sie das noch gar nicht gesehen. Sie dachte, Claw würde Rufus nicht hundertprozentig als Teil des Werwolf-Rudels anerkennen und deshalb bei der nächstmöglichen Gelegenheit zerfleischen, um ihn loszuwerden. Aber so war es nicht. Der Junge stand zwar in der Hierarchie ganz unten, gehörte aber dazu.
    Plötzlich wurde eine Wohnungstür eine Etage unter ihnen geöffnet und zwei schnatternde Damen kamen heraus. Lautstark unterhielten sie sich über die violetten Haare der Nachbarin – dass diese sie hören könnte, interessierte sie scheinbar nicht –, eine misslungene Färbung, die das Lästeropfer angeblich jedoch bezaubernd fand, was die zwei Ladies ihr nicht abnahmen.
    Die Probleme möchte ich haben, dachte Tala.
    Claw trat einen Schritt beiseite und schubste Rufus in seine Wohnung. Als Tala dem Jungen allerdings folgen wollte, stemmte Claw seinen Arm gegen den Türrahmen und versperrte ihr den Eintritt. Sie duckte sich und huschte so schnell sie konnte unter seinem Arm hindurch. Es war eine Entscheidung von Sekunden gewesen. Nun, da sie in der Höhle des Löwen stand, war sie unsicher, ob sie nicht lieber hätte nach Hause fahren sollen.
    Hinter ihr schloss Claw murrend die Tür. «Ist es nun Sturheit oder Neugier?»
    Beides, gab sie nur sich selbst gegenüber zu. Auf der einen Seite war ihr Beschützerinstinkt immer noch wach, auf der anderen wollte sie ihre Chance, einen Blick in Claws Appartement zu werfen, nicht ungenutzt verstreichen lassen, denn sie würde vermutlich nie wieder die Möglichkeit bekommen. Seine Wohnung war faszinierend, genauso andersartig wie er selbst. Die Hausfassade war abstoßend, aber sein Domizil war einladend, auf eine eigentümliche Weise der Natur nah.
    Tala stand im Wohnzimmer. Als sie eingetreten war, hatten die Holzdielen bei jedem Schritt leise geknarrt, wodurch das Apartement lebendig wirkte. Es besaß ungewöhnlich hohe Decken, als wäre der Boden des Speichers herausgebrochen worden, um Platz zu gewinnen. Zwei Schienen liefen an der Wohnzimmerdecke entlang, an denen jeweils drei Seilzüge befestigt waren. An ihnen hatte Claw Säcke und Taschen befestigt, eine kuriose Art, Stauraum zu schaffen.
    Zu Talas Rechten hing sein Crown Coat neben seiner Canvasjacke an einer Garderobe, die er scheinbar aus einem verästelten Zweig – er hatte die Rinde abgeschält und den Stamm abgeschmirgelt – selbst gebastelt hatte. Très chic neben casual. Claws zwei Seiten. Ashton Tracer, der Stadtmensch, und der naturverbundene Gestaltwandler.
    Obwohl sie sich vor ihm fürchtete, konnte sie ihre Faszination nicht verbergen. Er war ein interessanter Mann – attraktiv, außergewöhnlich und selbstsicher.
    Sie erschrak innerlich, als er sich von hinten über ihre Schulter neigte und in ihr Ohr flüsterte: «Weder Sturheit noch Neugier, vielmehr Interesse.»
    Tala wusste genau, was er meinte: Interesse an ihm. Verströmte sie bereits wieder ihren Duft? Schlug ihr Herz schneller? Er war durch seine wölfische Seite in der Lage, ihre Erregung früher wahrzunehmen, als Tala sich ihrer bewusst wurde. Sie presste ihre Schenkel zusammen und bemühte sich, ruhig zu atmen.
    Während Rufus ihm erzählte, dass er vor Talas Haus von einem Hundefänger überrascht wurde, sah sie sich weiter um. Überall lagen Seile, Haken und Ösen herum. Wozu brauchte er sie? Alle Möbel waren aus hellem Holz, die Wände beige gestrichen, die Farben waren viel freundlicher, als Tala es sich vorgestellt hatte. Vielleicht war Claws Gemüt gar nicht so düster, wie sie vermutete. Zu ihrer Linken standen zwei Türen offen, die eine führte in die Küche, die andere ins Badezimmer. Die Tür zu ihrer Rechten war geschlossen, dahinter verbarg sich bestimmt Claws Schafzimmer. Wie gerne hätte sie einen Blick hineingeworfen.
    Es prickelte in ihrem Bauch und zwischen ihren Beinen.
    Sie erinnerte sich daran, wie er mit ihr geschlafen hatte. Er hatte ihr erogene Zonen gezeigt, von denen sie nicht gewusst hatte, dass sie an diesen Stellen erregbar war. Und seine Zungeᅠ... Konnte man eine Zunge als akrobatisch bezeichnen? Flink, geschickt und feucht.
    Himmel, dachte Tala und öffnete ihren Parka. Um sich von ihren eigenen Gedanken abzulenken, wandte

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