Alptraum in Atlantis
in die Tat umsetzen konnte, nahm das Licht eine intensivere Farbe an. Das Blau kristallisierte sich viel stärker hervor und wurde zu einem regelrechten Lichtteppich, der sich über uns legte.
Ich spürte den ungeheuren Anprall der starken, fremden Magie.
Gleichzeitig hörte ich mich schreien, da auch mein Kreuz getroffen worden war. Es erhitzte sich stark.
Myxin wurde ebenfalls überrascht. Er taumelte wie ein Betrunkener durch den Raum, mit dem ebenfalls eine Veränderung vor sich ging. Er wurde kleiner.
Die Wände wuchsen zusammen oder schienen zusammenzuwachsen.
Gewaltige Kräfte komprimierten das Licht zu einer Dichte, die uns wie ein Gefängnis umgab. Man presste mich hinein.
Plötzlich sah ich nur noch das Licht und dicht vor mir den Engel, der langsam auseinanderbrach.
Myxin schrie mit lauter Stimme. »Das ist das Ende der Erben. Atlantis wird endgültig sterben!« Dann ging sein Schrei in einem gurgelnden Geräusch unter.
Und der Engel weinte blutige Tränen, als er Stück für Stück auseinanderfiel.
Ich aber wurde von einer gewaltigen Kraft gepackt und nach vorn geworfen. Dabei verlor ich den Boden unter den Füßen, schwebte über der Erde und wurde hineingerissen in das Raum-Zeit-Gefüge.
Ich, John Sinclair, wurde zu einem Spielball der Kräfte…
***
Mein Erwachen war normal und nicht mit Schmerzen oder anderen unangenehmen Dingen verbunden. Plötzlich war ich da.
Und ich befand mich zehntausend Jahre in der Vergangenheit!
Das war mein erster und auch richtiger Gedanke. Ich war als Mann aus der Zukunft in das alte Atlantis gekommen, um den Untergang dieses sagenumwobenen Kontinents mitzuerleben.
Ich stand wieder in einem Keller. Diesmal jedoch nicht in völliger Dunkelheit, sondern inmitten eines hellen Lichtgitters, das durch ein schmales Fenster fiel.
Es war also Tag. Als unsere Reise begonnen hatte, war es finstere Nacht gewesen.
Nun ja, die Zeit ist sowieso relativ, das habe ich oft genug erfahren müssen. Schon manche Dimensions- und Zeitsprünge waren mir ›vergönnt‹ gewesen, ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt und auch immer das Beste aus dem gemacht, was die andere Zeit mir bot. Hier wollte ich es nicht anders handhaben.
Ich ging vor und blieb unter dem kleinen Fenster stehen. Dabei legte ich meinen Kopf in den Nacken und schielte nach oben. Vielleicht konnte ich etwas erkennen.
Ich sah auch etwas.
Beine!
Das Haus musste an einer belebten Straße liegen, denn zahlreiche Menschen spazierten an dem Kellerfenster vorbei. Fast alle trugen Riemensandalen. Von vielen Passanten waren nur die Füße zu sehen, denn lange, meist sandfarbene Gewänder fielen bis auf die Knöchel. Sah ich mehr Bein, so gerieten auch gleichzeitig Waffen in mein Blickfeld, die sicherlich von Soldaten getragen wurden.
Das konnte ja heiter werden. Ich durfte nicht damit rechnen, dass die Soldaten meine Freunde waren. Ebenso wenig wie Myxin, der Magier. Wo er steckte, wusste ich nicht, er war wieder der Myxin aus Atlantis, und er würde all seine schwarzmagischen Kräfte daransetzen, um seine Feinde zu vernichten.
Auch mich.
Wenn ich daran dachte, überkam mich doch ein verdammt seltsames Gefühl. Vielleicht konnte ich Myxin aus dem Weg gehen und natürlich auch dem Schwarzen Tod.
Er war der größte bekannte Unbekannte in meiner Rechnung. Dieser Superdämon würde nicht zögern, mich zu töten, falls ich ihm vor die Sense lief.
Dabei hatte ich ihn schon umgebracht, und jetzt befand ich mich wieder um zehntausend Jahre in die Vergangenheit versetzt.
Ein Wahnsinn, wirklich.
Ich wollte erst einmal nicht in so großen Dimensionen denken, sondern auf dem Teppich bleiben. In meinem Falle hieß das: Raus aus diesem Keller.
Er war aus ungeheuer dicken Quadern errichtet. Ich hatte mich schon im Innern einer ägyptischen Pyramide herumgetrieben und glaubte, dort ähnliche Steine gesehen zu haben.
Eine Tür fand ich auch.
Sie bestand aus Holz, ich sah einen Riegel, der zurückgeschoben war.
Ich konnte den Keller verlassen.
Vor mir tat sich ein Gang auf. Ich musste mich nach links wenden, denn rechts endete der Gang vor einer Mauer. Er war ziemlich breit. Wenn ich mich in die Mitte stellte und meine Arme ausbreitete, konnte ich die Steine nicht einmal mit den Fingerspitzen berühren.
Auch die nach oben führende Treppe wies sehr breite Stufen auf, die man bequem überschreiten konnte.
Alles lief gut.
Unangefochten überwand ich die Treppe und gelangte an einen Vorhang, der dort anstelle einer
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