Alptraum in Atlantis
Mädchen servierten auch die Speisen, Datteln, Weintrauben, Feigen, Apfelsinen, prächtig und gut gewachsen, wie ich sie selten in meiner Zeit gesehen hatte. Dazu gab es pfannkuchenähnliche Gebilde, die mit Fleisch gefüllt und gut gewürzt waren.
Wir aßen und tranken.
Ich hatte wirklich Hunger und sprach während des Essens kein einziges Wort.
Schließlich fühlte auch ich die Müdigkeit. Noch schien die Sonne warm, dazu der volle Magen, das Plätschern des Wasser, diese drei Dinge gaben mir das Gefühl einer wohligen Entspannung.
Fragend schaute mich Delios an. »Wenn ich dich sehe, dann denke ich an einen Kämpfer des Lichts. Habe ich recht?«
»Ja, Delios, das hast du. Ich bin in meiner Zeit ein Magier des Guten, wenn ich das sagen darf, und ich entdeckte auch in meiner Zeit immer mehr Verbindungen, die nach Atlantis führen. Diese Insel versinkt, da gibt es keinen Ausweg, aber es haben sich viele retten können, das weiß ich inzwischen.«
Delios nickte lächelnd. »Mir wird es nicht vergönnt sein, denn wenn Atlantis versinkt, werde auch ich sterben. Ich hoffe nur, dass mein Kind das Erbe weitertragen wird.«
»Das glaube ich und wünsche es dir«, erwiderte ich.
»Danke.« Er schaute in die Ferne, und auch ich sah die Gebirgskette, die sich schemenhaft weit hinter der Stadt von der freien Ebene abhob.
»Dort, wo die Berge das Land teilen, sind sie zu Hause. Dort leben die Dämonen, unsere Feinde. Und wir hier sind die erste Stadt, die sie angreifen werden. Nacht für Nacht fallen sie ein, die Vasallen des Schwarzen Tods ebenso wie Myxins Vampire. Und der Eiserne Engel schafft es nicht mehr, sich durchzusetzen.«
»Ich kenne ihn.« Delios blickte mich überrascht an.
»Du hast ihn gesehen, John Sinclair?«
»Ja, aber in meiner Zeit.«
Ein Aufseufzen drang aus dem Mund des weißhaarigen Mannes. »Dann hat auch er überlebt«, murmelte er. »ja, die Sterne stehen doch nicht so ungünstig. Atlantis wird versinken, aber nicht alle kommen um.«
»Warum flieht ihr nicht?« fragte ich.
»Wohin?«
»Auf das Meer.«
»Auch dort würde uns das Schicksal ereilen. Der Untergang ist vorherbestimmt. Die Menschen haben es nicht anders gewollt. Sie haben nicht auf die Weisen und Propheten gehört. Nun ist es zu spät.«
»Bist du ein Weiser oder ein Prophet?« wollte ich wissen.
»Ein Prophet.«
Ich nickte. »Auch die Weisen werden überleben. Vier sind es, doch einer von ihnen ist ein Verräter. Er steht in den Diensten derer, die Atlantis vernichtet haben. Er ist ein Dämon oder paktiert mit ihnen. Ihm verdanke ich es, dass ich hier bin.«
Delios schaute mich groß an. »Wer ist es? Sage es mir?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber du weißt, dass er ein Verräter ist.«
»Das schon, Delios. Doch ich habe ihn nicht gesehen.« Dann berichtete ich, was Myxin und mir widerfahren war. Und ich erzählte auch, dass ich mitgeholfen hatte, Myxin wiederzuerwecken, und dass er den Spiegel haben wollte.
Ich redete mich in einen regelrechten Rausch hinein, und Delios hörte mir fasziniert zu. Meine Worte mussten auch für ihn völlig neue Perspektiven eröffnen, vor allen Dingen über Myxins Rolle kam er aus dem Staunen nicht heraus, und er wunderte sich noch mehr, dass ich den Schwarzen Tod erledigt hatte.
»Dann bist du ein Großer, ein Mächtiger«, sagte er, wobei Ehrfurcht in seiner Stimme mitschwang.
»Nein, das glaube ich nicht. Ich habe bisher immer Glück gehabt, das ist es.«
»Ein Mann wie du steht unter dem Schutz der Götter«, erklärte er mir.
»Er wird immer unter dem Schutz stehen, aber sage mir, Freund, dass es einen Verräter gibt, beunruhigt mich sehr, weil ich keine Zeit mehr habe, ihn zu überführen. Doch du hast von mehreren gesprochen, die sich auch noch retten. Kennst du welche?«
»Ja, Myxin, der ja zu meiner Zeit geläutert ist, hat sich auf die Suche begeben. Er will die Menschen finden, die noch aus Atlantis stammen, während der Verräter sie töten möchte, damit nichts von dem alten Erbe zurückbleibt. Und Myxin hat Atlanter gefunden. Zwei. Einen Krieger, der allerdings gestorben ist. Haro war sein Name.«
Ich bemerkte, wie Delios zusammenzuckte, aber nichts weiter sagte.
»Und ein Mädchen«, fuhr ich fort. »Es hat sich Myxin angeschlossen und ist eine rätselhafte Erscheinung. Es führt das Schwert wie ein Krieger, und ihre Seele kann den Körper verlassen.«
»Sag mir den Namen!« forderte Delios mich auf.
»Kara«, erwiderte ich. »Das Mädchen heißt Kara!«
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