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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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schwarzer Lincoln vorfuhr. Ein riesiger, muskelbepackter Chauffeur in blaugrauer Uniform stieg bedächtig aus. Ich versteckte mich schnell im nächstgelegenen Hauseingang und beobachtete den Wagen. Es war zwanzig Minuten vor vier. Der Chauffeur spazierte um das Auto herum, hielt an, zog ein Taschentuch heraus und rubbelte eine Stelle auf der Windschutzscheibe sauber. Der Portier kam heraus, und die beiden standen da und unterhielten sich. Immer wieder schaute der Portier hinter sich durch die Glastür. Plötzlich machte er kehrt, eilte die Stufen hinauf und zog die Türe auf, deutete eine Verbeugung an und tippte lächelnd an seine Mütze. Zwei Männer und eine Frau kamen heraus. Die Frau war Bonita Hersch, in einem dunklen, maßgeschneiderten Geschäftskostüm mit etwas Weißem um den Hals. Beide Männer sahen sonnengebräunt und dynamisch aus, waren gut gekleidet und wirkten wohlhabend. Der eine war groß und schlank, mit langem Gesicht, langem Hals und herabfallenden Schultern. Er trug keinen Hut. Sein weißes Haar war dicht gelockt und kurz geschnitten. Der andere war kleiner und stämmiger. Er hatte einen dunklen Hut auf und trug einen hellen Mantel. Der Chauffeur hielt die hintere Wagentür auf. Der größere Mann ging langsam zum Wagen. Der stämmigere Mann blieb stehen und sagte etwas zu dem Portier. Dieser entgegnete etwas. Der Mann warf den Kopf zurück und lachte. Er schlug dem Portier auf die Schulter, dann tänzelte er mit erhobenen Fäusten wie bei einem Boxkampf. Bonita zupfte an seinem Ärmel. Der Mann drehte sich um, ging mit ihr zum Wagen und lachte noch einmal. Sie stiegen ein, der Chauffeur machte die Türe zu und eilte um den Wagen herum ans Steuer. Der große, chromglänzende Wagen fuhr sachte an und dann die nasse Straße hinunter.
    Ich eilte auf die andere Seite. Der Portier wollte gerade wieder hineingehen, da sah er mich und hielt mir die Türe auf. Er war viel älter, als er von weitem aussah.
    »War das nicht Miss Hersch, die gerade weggefahren ist?«
    »Ja, Sir, zusammen mit Mr. Mulligan und dem jungen Mr. Armister. Sie kommen heute nicht mehr zurück, Sir.«
    »Der junge Mr. Armister?«
    Er blickte verlegen. »Das ist reine Gewohnheit. Heutzutage ist er der einzige Mr. Armister.«
    »Ist Miss Morse vielleicht noch da?«
    »Ja, sicher, Sir, sie geht nie vor fünf, meistens noch später. Gehen Sie durch die Eingangshalle, Sir, dann biegen Sie am Ende links ab. Ihr Schreibtisch ist direkt vor dem Büro von Miss Hersch.«
    Ich bedankte mich und ging nach hinten. Angela Morse war etwas übergewichtig; sie hatte rötliche Haare, einen nervösen Gesichtsausdruck und eine ungesunde Hautfarbe. Sie sah mich ängstlich an, und ich sagte ihr, ich wüsste, dass ich Miss Hersch gerade verpasst hätte, ich würde ihr aber gerne eine persönliche Nachricht hinterlassen, falls sie mir etwas zum Schreiben geben könnte. Hastig reichte sie mir einen Block und einen Stift.
    Ich schrieb: Bin vorbeigekommen, um dich zu einem Kaffee einzuladen. Musste erfahren, dass du dich ganz an die Arbeitszeiten der Geschäftsleitung hältst. Ich hoffe, ich habe das nächste Mal mehr Glück. Trav.
    Sie gab mir einen Umschlag, ich steckte die Notiz hinein und gab ihr den Umschlag zurück, ohne ihn zuzukleben. Sie sagte mir, sie würde ihn auf Miss Herschs Schreibtisch legen. Sie trug irgendetwas Marineblaues mit einem weißen Schulmädchenkragen. Die Büros verbreiteten die gedämpfte Aura von Geld. Die Decken waren hoch, die Teppiche flauschig, die geschnitzte Holztäfelung dunkel und zu einem matten Glanz poliert. Durch eine offen stehende Tür konnte ich die formale Strenge eines kleinen Konferenzsaales sehen. Der Schreibtisch von Angela Morse stand in einem innen liegenden, unpersönlichen Empfangsbereich, einer großen, zentral gelegenen Halle, um die herum die Büroräume der Geschäftsführung lagen. Die Deckenleuchter waren aus Kristall, und es gab einen kleinen, offenen Kamin. Eine kleine Bilderlampe war auf ein Ölgemälde in einem vergoldeten Zierrahmen gerichtet. Mir wurde plötzlich klar, dass es sich bestimmt nicht um eine Reproduktion der Heuernte von Manet handelte. Vielleicht war es eine Kopie. Ich trat davor und las die kleine Plakette auf dem Rahmen. Manet. Die elektrische Schreibmaschine des Mädchens verstummte. In dieser Umgebung machte sie ein aufdringliches, klickendes Geräusch. Ich drehte mich um; sie schaute mich an und wunderte sich offensichtlich, warum ich nicht wieder ging.
    »Das ist ein sehr

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