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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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erschossen, erbrachte für diese Anschuldigung jedoch keinen stichhaltigen Beweis. Ich konnte unmißverständlich feststellen, daß die Polizei Ashton nicht ernstnahm, ein trotz allem bedenkliches, unentschuldbares Betragen.
    Mein Geburtstag war also in diesem Jahr ein Ereignis mit tragischen, vielleicht tragikomischen Begleitumständen. Indessen hat es mich getröstet, daß ich Eis essen durfte, soviel ich wollte: Vanille-, Schokoladen-, Nuß- und Zitroneneis gab es für mich den ganzen Tag lang, und ich trank dazu Kaffee mit viel, viel Zucker. Für einen so genügsamen Menschen wie meine Wenigkeit glich diese fürsorgliche Bewirtung durch die Geschwister Storni wahrhaft einem Aufenthalt im Schlaraffenland. (Ginge nur nicht so ein Fischgeruch von den beiden aus! Es muß irgendwie, vermute ich, an den Küchenräumlichkeiten liegen.)
    Das Blättern in alten Lokalzeitungen hat Ashton heute den Gedanken eingegeben, morgen einen gewissen Mr. Angus Robertson aufzusuchen, den Bruder seines Anwalts. Ashton will Andeutungen Mr. Robertsons entnommen haben, daß er über die Historie Ashton Manors ungewöhnlich gut informiert sein könnte. Ich werde ihn für alle Fälle nach Glasgow begleiten. Er ist nämlich in den letzten Tagen, seit dem Tod seines Chauffeurs, sehr reizbar und aufbrausend geworden, und es dürfte vorteilhaft sein, wenn jemand bei ihm ist, der eventuelle Streitigkeiten verhüten oder schlichten kann. Noch ist es zu früh, mein lieber Frank, ein endgültiges Urteil über die Art des Unsegens zu fällen, das über Ashton Manor und Roderick Ashton schwebt, ganz davon zu schweigen, welchen Lauf das Fatum nehmen und welchen Ausgang die Fügungen am Ende zeitigen werden. Mit Gewißheit kann ich Dir aber schon mitteilen, daß Ashton meines Erachtens vollständig auf dem richtigen Weg ist, wenn er seine Familiengeschichte erforscht. Er hat, glaube ich, ein furchtbareres Erbe angetreten, als man es einem Menschen wünschen mag, und trotz seiner fortschreitenden Verkommenheit und des Verfalls seiner Manieren verspüre ich mit ihm das ernsteste Mitgefühl. Obwohl er es leugnet – und zwar mit dem stärksten Nachdruck vor sich selbst –, bedarf er notwendiger denn je meiner Hilfe. Darum bleibe ich und nutze die Zeit, soweit sie nicht anderweitig beansprucht wird, indem ich die Nase in seine Bücher stecke. Auf einige der Entdeckungen, die ich in Ashton Manors Hausbibliothek gemacht habe, möchte ich näher eingehen, weil ich der Überzeugung bin, daß sie auch Dein Interesse wecken dürften …

DIE AUSSAGE DES PHILIP MORGAN
     
    Leiter des Verhörs:
    Superintendent Roger Thornhill, Scotland Yard
     
    THORNHILL: Mr. Morgan, wenn unsere Akten stimmen, sind Sie Inhaber einer sogenannten esoterischen Buchhandlung?
    MORGAN: Ja, Sir.
    THORNHILL: Und Sie betätigen sich ab und an – wie der Zeuge Lovecraft – als Schriftsteller?
    MORGAN: Ja, Sir.
    THORNHILL: Sind Sie das, was man einen bekannten Schriftsteller nennt, Mr. Morgan?
    MORGAN: Nein, Sir.
    THORNHILL: Darf ich fragen, in welchem literarischen Genre Sie publizieren?
    MORGAN: Im Genre der Esoterik, Sir.
    THORNHILL: Hätten Sie die Güte, Mr. Morgan, den Mitgliedern des Ausschusses, die wohl, wie ich annehme, eher Experten in Fragen der Juristerei sind, zu erläutern, was Sie damit meinen?
    MORGAN: Also … Esoterik befaßt sich mit Geheimlehren, Sir. Oder, wenn Sie so wollen, mit Geheimwissenschaften.
    THORNHILL: Bezeichnen Sie sich als Esoteriker, Mr. Morgan?
    MORGAN: Ja, Sir.
    THORNHILL: Esoteriker sind, wenn meine bescheidene Bildung mich nicht trügt, sogenannte Eingeweihte, die Geheimlehren studieren. Trifft dies zu, Mr. Morgan?
    MORGAN: Ja, Sir.
    THORNHILL: Mr. Morgan, sind Sie als Schriftsteller so bekannt wie Mr. Lovecraft, oder weniger bekannt?
    MORGAN: Weniger bekannt, Sir.
    THORNHILL: Sie kennen also Mr. Lovecraft und sein Werk?
    MORGAN: Ja, Sir.
    THORNHILL: Schätzen Sie Mr. Lovecrafts Werk?
    MORGAN: Nicht sonderlich, Sir.
    THORNHILL: Aus einem bestimmten Grund?
    MORGAN: Ja, Sir. Mr. Lovecraft schreibt zwar unheimliche Geschichten, aber er macht sich im Grunde nur über unsereins lustig. Es gibt zwischen uns keine Gemeinsamkeiten.
    THORNHILL: Glauben Sie, daß Mr. Lovecraft über Ihr Werk ähnlich denkt, Mr. Morgan?
    MORGAN: Das vermag ich nicht zu beurteilen, Sir, da mir Mr. Lovecraft nicht persönlich bekannt ist. Aber ich halte es nicht für ausgeschlossen.
    THORNHILL: Woher kennen Sie Mr. Lovecraft und sein Werk, Mr. Morgan?
    MORGAN: Aus den

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