Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
Vom Netzwerk:
uns der Arzt und ein paar Männer von der Northwest Mounted uns zu Hilfe kamen …
    THORNHILL: Northwest Mounted?
    O’FARRELL: Die berittene Polizei, Sir.
    THORNHILL: Und weiter?
    O’FARRELL: Bei den Männern befand sich auch Stephen Ashton. Delveaux war nicht dabei, auch nicht das Hundegespann, das wir ihnen mitgegeben hatten. Ashton erklärte die Verspätung, die zweien der beim Brand Verletzten das Leben gekostet hatte und Delveaux’ Verschwinden mit einem Schneesturm, in den sie auf dem Weg nach Dawson hineingeraten wären. Sie hätten sich verirrt, in einer Höhle Zuflucht gesucht und seien von einem im Winterschlaf gestört Bären angefallen worden. Der Bär hätte das Hundegespann mitsamt den Waffen, der Ausrüstung und den Rationen der beiden in die Flucht geschlagen und Delveaux zerrissen. Ashton, dem die Flucht gelang, wollte für zwei Wochen in der Wildnis umhergeirrt sein, ehe er den Weg nach Dawson fand.
    THORNHILL: Ein schauerliches Drama, Mr. O’Farrell, aber was hat dieser Graus mit Mr. Ashtons Charakter zu tun?
    O’FARRELL: Nun, Sir, als der Winter zu Ende ging, entdeckten zwei Trapper die steifgefrorenen, nahezu skelettierten Überreste Delveaux’.
    In einer Höhle, in der nichts darauf hinwies, daß ein Bär sie je betreten hätte. Neben der Leiche fanden sie jedoch die Überreste eines Feuers … und das, was noch von dem Toten übrig war, zeigte ganz deutlich, daß ihn entweder ein Metzger oder ein Kannibale ausgeweidet und zerlegt haben mußte.
    THORNHILL: Gütiger Gott!
    O’FARRELL: Leider konnten wir Ashton nicht mehr zu dieser Sache befragen, da er das Land eine Woche zuvor mit unbekanntem Ziel verlassen hatte.

AUS DEM TAGEBUCH DES RODERICK ASHTON
     
    Die nächste Nacht wurde für mich zur Hölle. Im Traum erschien mir ein rothaariger Mann, der mit hämischer Visage eine Schrotflinte auf mich anlegte. Zehn blutbespritzte Perkins’ brachen hinter mir zusammen. Eine Schar von Gerippen tanzte auf mich zu, rostige Kettenreste klirrten an ihren Knochengliedern. Ein Heer magerer Ratten, die nur aus ledernen Fetzen bestanden, lief aufgeregt quiekend über den Fußboden. Als die Schlafzimmeruhr schlug, fuhr ich hoch und sah, es war schon Mittag. Mein Schlafanzug war durchnäßt, mein Haar filzig und strähnig. Ich schaute in den Spiegel und stellte fest, daß sich eine merkwürdige Veränderung mit mir vollzogen hatte. Mein Gesicht zeigte Ähnlichkeit mit einem Totenschädel; in meinen Augen glänzte ein irisierendes Feuer. Meine Hände zitterten.
    Ich war völlig verzweifelt. Am günstigsten wäre es gewesen, ich hätte eine Möglichkeit gehabt, um mich irgendwie abzulenken, aber alles in diesem Haus erinnerte mich an meinen Onkel. Es gab nichts, mit dem ich mich hätte beschäftigen können.
    Das Frühstück, das Dorothy mir vorsetzte, stimmte mich etwas besser. Nach zwei Tassen Kaffee und ein paar Schlucken aus der Flasche breitete sich in meinem Magen wohlige Wärme aus. Meine Sinne umnebelten sich leicht, und ich redete mir ein, daß sich die ganze Geschichte angetrunken wohl am leichtesten ertragen ließ. Ich beschloß, reinen Tisch zu machen. Daß Onkel Stephen ein Scheusal gewesen war, konnte ich unmöglich leugnen, doch ich wußte nicht, wie er dazu gekommen war, welche Motive ihn dazu getrieben hatten, derartige Untaten zu vollbringen. Harry Grendon fiel mir ein, der Verleger des Flying Scotsman. Er hatte mir sein Archiv verkauft.
    Ich machte mich an die Sichtung der alten Ausgaben seiner Zeitung, die ich bisher aus Zeitmangel noch nicht hatte durchsehen können. Die erste Ausgabe datierte aus dem Jahr 1820. Es war mühselig, die vergilbten Exemplare zu lesen – nicht nur die Schrifttypen entstammten einem vergangenen Jahrhundert, sondern auch die Sprache, die ich schwer verständlich fand.
    Die ersten vier Jahrgänge las ich quer, ohne mich ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen. Erst eine Notiz aus dem Jahre 1825, in dem Ashton Manor an die McCormicks gegangen war, weckte meine Neugier. Der Landsitz hatte ihnen bis zum Jahre 1900 gehört. Über sie konnte man in den Scotsman-Ausgaben späterer Jahre öfters etwas lesen. Hin und wieder tauchten sie auch in den Todesanzeigen auf, aber aufmerksam wurde ich erst, als ich feststellte, daß dreimal hintereinander zwei McCormicks am gleichen Tag das Zeitliche gesegnet hatten.
    Das mußte mehr als Zufall sein. In einer späteren Ausgabe des Scotsman war ein Bild von Ashton Castle abgedruckt, der legendären Zwingburg meiner Ahnen, die

Weitere Kostenlose Bücher