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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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spendierfreudig wie zu Beginn. Knauserig war sie nicht. Doch für Olga war es eben nicht genug.
    Eines Nachmittags kam Frieda wieder in den guten Tropfen. Olga Zunder war ganz und gar aufgelöst. Sie rannte im Lokal auf und ab, trug das froschgrüne Kleid und warf immer wieder die Arme hoch.
    »Dat ist mein Tod!«, schrie sie grell. »Dat überleb ich nicht!«
    »Wat denn?«
    »Ach du, Frieda, du fehlst mir noch in Pott rein. Setz dich. Wat willste denn?«
    » Dann geh ich halt wieder!«
    »Nein, nein!«, schrie Olga. Die fünfzig Euro, die Frieda verzechte, waren wenigstens etwas. »Ich bin heut ganz fertig, weißte. Ich hol uns erst wat. Dann erzähle ich dir alles.«
    Das Gesicht der Bordellwirtin war ganz grau. Es wirkte jetzt wie ein alter Boskopapfel mit einem breiten Stück Nase darin und strichschmalen Lippen. Die Wimpern waren heute nicht angeklebt. Ja, die wuchtige, sonst so stolze Olga war gar nicht obenauf und sah auch nicht gut aus.
    »Dat Haus ist verkauft«, sagte sie.
    »Deines? «
    »Ach wat«, winkte Olga ab. »Da wo mal die Parfümerie drinne war.«
    »Und wer hat es gekauft?«
    »Sagense nicht«, erklärte Olga. »Ich weiß nur, dass ein piekfeines Etablissemang rein soll ...«
    »Na und?«
    »Na und?«, fuhr Olga schreiend hoch. »Guck dich doch mal um inne Bude!« Sie warf die Arme hoch. »Wat will ich denn da mit gegen antreten? Die Männers gehen doch alle bei die, wenn es vornehm wird.«
    »Musste eben renovieren«, sagte Frieda. »Hab ich dir doch schon mal gesagt.«
    »Von wat denn?«, fragte Olga Zunder vernichtet. »Hab doch alles verfressen und bin zu oft nach'n Frisör hin. Ach Gott, in die Fresse könnt ich mir hauen, weißte ...«
    »Wieviel haste noch?«
    »Willste mir wat pumpen?«
    »Wieviel haste?«
    »Kaum zwanzig Mille«, sagte Olga gedämpft und äugte dabei zur Hintertür.
    »Dat langt doch. Da kannste dat schön von machen«, sagte Frieda.
    »Schöne Tapete anne Wand. Neue Theke als Blickfang. Dat wirkt. Und bissken mehr rotes Licht rein. Und sauber muss dat sein - wie zu meine Zeiten!«
    »Ich krieg doch keine!«
    »So 'ne Doofe sicher nicht mehr«, sagte Frieda. »Nee, pumpen kann ich dir nischt. Mir hat auch niemand gepumpt. Sogar deinen Lachsschinken haste gefressen, und mich haste nebendran stehen lassen mit's Wasser im Mund. Nee, ich bin keine Pumpstation. Geh doch auffe Bank. Die Bude gehört dir doch. Ach, mach doch, wat du willst. Ich hab meine eigenen Sorgen mit dem Bau ...«
    »Du baust?«
    »Ich baue um!«
    »Wo denn?« fragte Olga. Sie reckte den Hals. Das Doppelkinn begann vor Aufregung und Neugierde zu wabbeln.
    »Ich lad dich dann ein, wenn dat so weit ist. Gib mir bitte noch einen Calvados mit Äppelchen. Trink ich so gerne. Sterb ich fast für.«
    Hinter Olgas Stirn arbeitete es. Aber sie wollte nun nicht mehr in Frieda dringen und sie nicht verärgern. Vielleicht würde sie sich die Sache mit der Anleihe doch noch einmal überlegen.
    Dir husten die Flöhe wat, dachte Frieda, die die Gedanken ihrer einstigen Peinigerin sehr wohl erriet. Mal ein Schnäpsken, dann ist aber auch schon Feierabend. Nur meine Mädels, die kriegen es einmal schön. Viel schöner als bei dir geizigen Hippe...
    »Lass ihn dir schön munden!« sagte Olga und machte dabei ein Gesicht, als würde sie Frieda eher das Verschlucken als den Genuss gönnen. Frieda wusste es. Geld ist etwas Schönes. Es macht gelassen. Und mit Gelassenheit lässt sich viel ertragen. Das hatte Frieda Paluschke erkannt und begann es zu verwerten.
    Später stakste Frieda zum Nachbarhaus und tat sehr neugierig. Olga kam ihr hinterher.
    »Mann«, sagte Frieda. »Die sind aber feste am Bauen. Wird wat ganz Nobliges werden.«
    »Egal, wat dat wird«, ächzte Olga. »Es macht mich kaputt.«
    »Überleg dir dat mit den neuen Tapeten und mit dem roten Licht. Und schmeiß endlich deine ollen Plastikbilder in die Mülle. Da gehörense nämlich hin!«
    »Ach, Frieda, ich hab ja mehr zu bereuen, als ich Haare auf mein Kopp habe«, klagte Olga nun und legte mütterlich den Arm um den seidig schimmernden Nerz, der Friedas magere Schultern kaschierte. »Du warst doch immer meine beste Freundin, nicht wahr? Hast ausgeholfen bei mir und alles gekriegt!«
    »Ja, ja, Herzeken«, säuselte Frieda mit. »Du kriegst das auch bestimmt wieder zurück. Reichlich, meine Gute. Dir wird noch die Luft wegbleiben. Und dann reuen dich noch die Haare von deine siebzig falsche Köppe. Dat wird so sein, dass du die dritten Zähne noch spüren

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