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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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Kaninchen füttern, wo sie Kaninchenfleisch eigentlich hasste wie die Pest? Den ganzen Tag in einem Häuschen sitzen. Rundum Wald. Oh ja, schön war das doch. Aber zu befehlen gab es dort nichts. Und befehlen wollte Frieda jetzt. Wie ein Feldmarschall!
    »Ja, ist dort Feinkost-Pützinger? Hier spricht Frieda Paluschke aus der Weinstube »Zum guten Tropfen«. Aaach, Sie wissen, wo dat ist? Wat – wat sagen Sie, ein - ein Puff? Also nee, eine Weinstube. Hörense mal, liefern Sie uns wat?«
    Frieda bestellte drauflos, ließ sich beraten. Ach, wie machte es Spaß, solche Anordnungen zu geben. So richtig nach Herzenslust und völlig ohne jede Reue ...
    Von den Mädchen wurde Frieda wieder »gepuppelt«, und sie genoss es noch mehr als am Vortag. Solche schönen Komplimente hatte sie noch nie gehört. Frieda Paluschke schwamm wie auf goldenen Wogen und verspürte die nie gekannte Seligkeit der Anerkennung.
    dass sie sich im Grunde alles erkaufte, wurde sie in diesen schönen Augenblicken nicht gewahr. Ihr Himmel herrschte jetzt, und Frieda hatte nie lange über die Dinge des Lebens nachgedacht. Die Zeit dazu war einfach nicht gewesen.
    Dann kam die Lieferung. Olga quollen fast die Augen aus den Höhlen, und sie konnte sich zunächst nicht sattsehen an all den feinen Sachen. Essen war halt Olga Zunders größte Leidenschaft. Dafür versöhnte sie sich mit den schlimmsten Feinden, die ihr das Leben in die Arme drückte.
    Und so machte sie auch Versöhnungsversuche mit Frieda, die ihr die Lottomillionen sozusagen verdusselt hatte. Der kurz aufkeimende Groll wurde mit einem zarten Fasanenbrüstchen erstickt und die Bitterkeit mit einem Glas Champagner hinuntergespült.
    Ach ja, und im Hintergrund ihrer Gedankenkulisse hoffte Olga immer noch, einen Teil des Geldes zu ergattern. Denn im Betrügen war Olga so geübt wie im Essen.
      »Mein Herzeken«, sagte Frieda sogar einmal, und dieses Wort ließ Olgas feistes Gesicht sonnenhell leuchten. Nie wäre die Tropfenwirtin auf den Gedanken gekommen, dass Frieda daran dachte, ihre Rache auszukosten.
    Und doch war es so. In der einfachen Frieda Paluschke ging eine Veränderung vor, die keinem auffiel. Lange, sehr lange hatte etwas in der ehemaligen Dirne geschlummert. Es glich einem körperlosen Tier, einem unberechenbaren Wesen, lechzend danach, die Tritte zurückzugeben, die es vom Leben und den Menschen empfangen hatte. Und nun hatte dieses mysteriöse Wesen ganz leicht den Kopf gehoben und schnuppernd die Nase hochgereckt. Wehe, wenn es einmal ganz erwachte!
    Fritz Kubinke wurde bestellt. Er wollte zuerst nicht kommen. Doch als Frieda ans Telefon ging, gab er nach und erschien später. Er spielte seine Lieder und Olga sang. Als sie das Lied von der Rose donnerte, schloss Frieda Paluschke ihre Augen.
    »Na warte!« flüsterte sie. »Du wirst gepflückt. Aber gründlich. Dich mach ich kaputt!«
     
    *
     
    Frieda mietete zwei Wohnungen in einem schönen Neubau. In einer brachte sie Elli Gassler unter und stattete sie mit einer schicken Garderobe und einem ansehnlichen Taschengeld aus.
    »Aber nicht alles versaufen«, mahnte sie lächelnd. »Geh mal schön Kaffee trinken oder ins Kino. Mach dir das richtig schön. Ich hab nu viel Arbeit.«
    »Mit deine Millionen willste noch arbeiten gehn?«
    »Nicht gehen«, sagte Frieda. »Ich mach selbst wat. Aber das erzähle ich dir, wenn es soweit ist. Machs dir schön und keine Randale in die Bude. Deine Wermutbrüders will ich hier nicht sehen.«
    »Aber Frieda, wo denkste nur hin«, erwiderte Elli verschämt. »Ich will doch nun ganz anständig werden. Du ja auch, haste gesagt.«
    »Später«, gab Frieda zurück. Ihr Blick war finster. Rachebrütend und verkniffen. Elli erschrak. So ähnlich hatte sie viele Menschen in Erinnerung. Sie spürte Beängstigendes aus Friedas Miene. Beim Gucken blieb es nicht. Elli wusste es, denn sie hatte es erfahren. Mehr als oft genug ...
    »Du wirst doch keinen Mist machen wollen?«
    »Wieso?« fragte Frieda, und der lauernde, merkwürdige Ausdruck in den Augen war wieder verflogen. Ein mattes Lächeln spielte um die faltigen Lippen. »Nein, nein, sorg dich nicht. Sollst keine Sorgen mehr haben, Ellikind. Hattest ja schon genug von!«
    Frieda war viel unterwegs. Ihre Wege ließen sich nicht verfolgen. Elli wurde nicht mitgenommen. Bloß ab und zu fuhren sie beide in einem Taxi in Olgas Weinstube. Doch die Freundlichkeit der Tropfenwirtin kühlte langsam ab, denn Frieda Paluschke zeigte sich nicht mehr so

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