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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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Augen voller Erwartung, das Tuscheln jedoch hörte man nicht ...
    »Kommt gar nicht infrage«, protestierte Frieda wild.
    »Aber gnädige Frau!«, rief Franze entsetzt. »Ich wollte Ihnen keinesfalls zu nahe treten. Ich ...«
    »Ich meine doch, dass Sie dat bezahlen müssen«, sagte sie begütigend und fasste ihn am Arm. »Ich bin Ihnen doch so wat von dankbar. Nee, dat geht auf meine Kappe. Ich lade Sie ein ins Café Schubert. Da geh ich immer nach der Bank hin. Wollense mein Gast sein?«
    »Der Ehre zuviel«, salbte Franz und rückte seinen, beim Kampf etwas verrutschten Binderknoten gerade. Die Scheibe der Bankfiliale diente ihm dabei als Spiegel, und er hatte gute Gelegenheit, Frieda zu beobachten. Er wusste aus seiner Erfahrung, dass sich die Sache gut anließ. Der erste Draht war gelegt, die Schlinge ausgebreitet, und es war von nun an wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich zuzog.
    »Wir nehmen ein Taxi«, beschloss Frieda.
    »Aber Sie sollten meinetwegen keine Ausgaben haben!«
    »Ich fahre immer mits Taxi«, sagte sie stolz. Ihr Instinkt jedoch warnte sie davor, ihm von dem Gewinn zu verraten. Sie ahnte ja nicht im leisesten, dass er bereits über alles informiert war.
    In dem eleganten Kaffeehaus saßen sie dann an einem kleinen intimen Marmortisch einander gegenüber und rührten mit silbernen Löffeln in zarten Porzellantassen. Ein Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und Orangenlikör wehte sanft von der Theke herüber, und die Schrittchen der weiß beschürzten Bedienungen wurden von den teuren Teppichen verschluckt.
    Franz tischte ihr ein Märchen auf, das Frieda Paluschke zu Tränen rührte. In dieser Geschichte fehlte nichts. Es gab die treulose Frau, die ihn nach fetten Jahren mit all den Kindern hatte sitzenlassen. Der nimmermüde Kampf des tapferen Vaters um seine halbwüchsigen Gören kam darin vor. Jahre des Kummers, der Lieblosigkeit und der schlimmen Entbehrungen wurden darangestrickt. Und als Krönung sozusagen, raffte eine Seuche, die es gar nicht gab, sämtliche Kinder samt der geläuterten Treulosen im fernen Land dahin. So segnete er die herzzerreißende Story noch mit Einsamkeit und Armut ab, unter der er sich jedoch seine Kultur als einziges Gut aus besseren Tagen bewahrt hatte.
    »Ach Gottchen«, schluchzte Frieda tief angerührt. »Dann ist dat Leben -fhf - mit Sie aber gar nicht - fhf - gar nicht gut umgegangen? «
    »Nein«, sagte Franz salbungsvoll und mit hinreißend gespielter Tapferkeit, wobei er sich eine vermeintliche Träne aus dem Augenwinkel wischte. »Das kann ich nicht behaupten. Aber man muss tapfer bleiben und darf die Hoffnung nicht verlieren. Es gibt ja noch so etwas wie einen späten Lohn des Schicksals. Oder glauben Sie nicht daran, gnädige Frau?«
    Und ob sie das glaubte! Hatte sie es denn nicht am eigenen Leib erfahren? Nach all diesen miesen, dreckigen Jahren war der Segen plötzlich über sie niedergerieselt. Ach, und dieser tapfere Franz Schulze hatte nie Glück gehabt! Waren sie beide nicht eins in ihren Schicksalen?
    Nun, damit hatte Franze gerechnet.
    Und Frieda dachte so. Aber sie blieb zurückhaltend.
    »Sie haben ein wahres Wort gesagt« gab sie tiefsinnig zu verstehen. »Lassense doch dat mit der gnädigen Frau weg. Sagense doch einfach Frieda für mich!«
    »Frieda!«, sagte er, hob den Blick wie ein Franziskanermönch an die Stuckdecke und faltete die Hände. »Frieda!« wiederholte er, als würde er beten. »Welch herrlich passender Name auch. Darin liegt so etwas Magisches, etwas, was aus dem Universum strömt und einem Kraft zu verleihen mag!«
    »Dat habense aber schön gesagt«, meinte Frieda, und sie vergaß, auf wie viele Sprüche der Zuhälter sie früher hereingefallen war. Eine Schönheit war sie nie gewesen. Schön hatten sie die Männer mit ihren Lügen gemacht. So lange, bis Frieda daran geglaubt hatte. Und war sie wieder mal verprügelt und verlassen worden, war ihr die eigene Hässlichkeit noch schlimmer bewusst geworden ...
    »Nennen Sie mich doch bitte Franz«, bat er sie nun und angelte vorsichtig nach Friedas Hand. Ganz zart streichelte er ihre raue Arbeitshand, und auf ihrem Antlitz erschien ein ganz und gar seliges Lächeln.
    »Aber herzlich gern«, antwortete sie. »Einem so reizenden Menschen, wie Sie dat sind, kann ich dat ja nicht abschlagen.«
    »Darf ich Sie zu einem Gläschen Wein einladen?«, fragte Franze frech. Er hatte nur ein paar armselige Münzen eingesteckt. In diesem Café würde es nicht mal für eine Tasse

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