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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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Lippen.
    »Alter Schnorrer«, sagte Elli und kicherte wie ein bezopftes Schulmädchen. »Also, dann nehmen wir uns einen. Ach, und du sollst das keinem erzählen von die Frieda, hörte? Ich will nicht, dass sie alle fürs Pumpen bei die Frieda gehen. Ich müsste mich wat schämen!«
    »Aber Elli, mein Herzken, du kennst mich doch. Kein einziges Wort kommt über meine Lippen ...«
    »Na, ich weiß nicht«, meinte die Frau im Nerz zweifelnd. »Wenn du dich betüttelt hast, dann weiß ich nicht. Und saufen tuste ja wie ein Schlauch!«
    »Wenn ich wat habe«, sagte er und hob dabei den vom Kippenqualmen quittengelb gewordenen Finger hoch. »Meistens hab ich ja nix.«
    Diesmal bekam er reichlich. Einen solchen Brand hatte er lange nicht
    mehr gehabt. Elli hatte ihm noch ein paar Euro gegeben, die er nun, vor sich hinwankend, mit den Fingern in der Hosentasche festhielt. Er würde sie in der Bierstube im Bahnhof restlos vertrinken, sich dann eine stille Ecke suchen und dort, zusammengerollt, wie ein Hund, die Nacht verbringen.
    Im Bahnhof wurde er von allen möglichen Gestalten umringt. Eine unangenehme Duftwolke umwehte das Trüppchen, dem die Reisenden mit hochgezogenen Nasen schleunigst aus dem Wege gingen.
    Sein Rausch war auffällig. Er signalisierte Geld. Sich einen solchen Super-Brand zu erbetteln, war eine Meisterleistung, die man nur selten schaffen konnte.
    Fragen umschwirrten Kalle. Er wedelte um sich, als müsste er einen lästigen Fliegenschwarm vertreiben. Er selbst brauchte heute nicht mehr viel; er hatte sein Quantum bereits. So bekamen die übrigen Tippelbrüder auch etwas ab.
    Einer von ihnen war neu. Er war erst heute zu dem Haufen gestoßen und hörte Kalles Gelalle von der reich gewordenen Putzfrau zu ...
    Am anderen Morgen wurde Kalle in seiner Schlafecke hinter einem Fahrscheinautomaten jäh wachgerüttelt. Jedoch blickte der Verdutzte nicht in das Gesicht eines Bahnhofspolizisten, wie das schon oft am Morgen der Fall gewesen war. Es war ein neues, aber doch vertrautes Gesicht, denn ihm fehlte die frische Rasur. Und der sogenannte Erkennungsduft war nicht zu überriechen.
    »Mensch, lass mich pennen«, seufzte Kalle und wollte sich wieder auf die Seite drehen. »Kenn dich gar nicht ...«
    »Sie nennen mich Fuselfranze, und ich komm von Köln rauf. Ich muss mit dir reden. Wir können ins Geschäft kommen.«
    »Geschäft?«
    Kalle wurde wach. Geschäft, das bedeutete, etwas verdienen zu können, verhieß Wein und Zigaretten. Für ein Geschäft lohnte sich der Schlaf nicht. Kalle hatte ja Zeit.. Nichts lief ihm davon.
    »Ja, ein Geschäft ...«
    »Aber klauen tu ich nix«, sagte Kalle. »Wenigstens nicht, solange es warm ist. Ich ...«
    »Du hast gestern von einer Ollen erzählt, die im Lotto einen netten Batzen Moos gewonnen hat«, erinnerte der Mann, der sich als Fuselfranze vorgestellt hatte.
    Kalle fuhr erschrocken hoch, denn brandheiß musste ihm sein Versprechen durch die Glieder gefahren sein. Hoch und heilig hatte er Bahnhofs-Elli doch versprochen, keinem davon zu erzählen. Und nun wussten es vermutlich alle. Dieser Fehler würde sich nie wieder ausbügeln lassen. Und damit war jede Möglichkeit verbaut, jemals von Elli wieder eingeladen zu werden.
    »Oweia, mein Kopf«, versuchte Kalle abzulenken. Dann linste er schräg nach oben. »War doch nur Kamiene«, sagte er. »Hab ich wohl nur so inne Suff erzählt ...«
    »Nein, nein, dat hast du nicht«, beharrte Fuselfranze. »Du hast ja sogar den Namen gesagt. Frieda Paluschke heißt die Gewinnerin. Jawoll, ich hab dat jenau jehört!«
    Kalle starrte auf den schmutzigen Boden.
    »Und wat willste?«, fragte er.
    »Hör mal zu«, begann der Mann, der eigentlich Franz Schulze hieß, nun zu unterbreiten. »So etwas ist meine Spezialität. Ich hab schon viermal wegen Heiratsschwindel gesessen. Ein solch gefülltes Täubchen muss man ausnehmen.«
    »Ich weiß nicht«, zögerte Kalle.
    »Nicht alles, kapier doch. Nur so ein bisschen. Und du würdest die Hälfte von abkriegen. Menschenskind, Jung, denk doch mal nach. Für den Rest deines Lebens hättest du ausgesorgt. Könntest dich in einer kleinen Pension einmieten. Und alle Tage Wein satt und ...«
    »Wat soll ich machen?«, stieß Kalle rasch hervor. Er vergaß alle seine Bedenken. Die Aussicht, ein sorgenfreies Leben genießen zu dürfen, war nun viel wichtiger als jedes Versprechen. Er würde Elli und ihre Einladungen dann ja auch nicht mehr brauchen ...
    »Wie komme ich an diese Frieda Paluschke

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