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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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immer Möglichkeiten …“
    „Na, na, so einfach liegen die Dinge sicher nicht. Wir sind doch alle überrascht worden.“
    „Vom Aufstand im Osten?“ fragte Hans-Peter, „oder von der Grenzsperrung?“
    „Von beidem natürlich“, und Hoffmann unterbrach sich, als der Wirt die Biere brachte. „Wir wußten“, fuhr er schließlich fort, „daß es im Osten ziemlich rumorte, aber der Aufstand dort, der kam für uns völlig unerwartet und die Absperrung natürlich auch, die hätten wir denen gar nicht zugetraut. Oben“, und Hoffmann wies mit dem Daumen gegen die Decke, „überlegen die Herren bereits, wie der Dienst bei permanenter Absperrung zu organisieren ist.“
    „Aber die werden doch wieder aufmachen.“
    „Denke ich schon, doch der Schreck sitzt denen nun mal in den Knochen und die Bevölkerung ist desillusioniert...“
    „Natürlich, weil der Westen ihnen nicht geholfen hat“, unterbrach Hans-Peter.
    Hoffmann lachte kurz. „Sagen Sie selbst, wie hätte das gehen sollen?“
    „Aber viele im Osten fühlen sich eben vom Westen abgeschrieben, im Stich gelassen, so ist das nun mal. Eine Menge von denen wird in den Westen abhauen.“
    „Ja eben“, bestätigte Hoffmann, „gerade deshalb wäre es möglich, daß die die Grenzen irgendwie auf Dauer dicht machen.“
    „Glaube ich eigentlich nicht, kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Man kann nur hoffen, daß Sie recht haben, aber niemand weiß es. Doch jetzt erzählen Sie mal, wie Sie’s hier rüber geschafft haben.“
    „Sie wissen ja“, begann Hans-Peter, „daß man Fahrkarten nach Berlin zur Zeit an keinem Schalter kaufen kann.“
    „Weiß ich nicht“, unterbrach Hoffmann verwundert.
    „Von uns hat man an den Fahrkartenschaltern jedenfalls eine Bescheinigung verlangt, also mit offizieller Begründung einer Notwendigkeit durch Staat, Partei oder eben einen Betrieb. Wir waren ja nicht nur an einem Bahnhof, hatten dann aber eine Idee. Ich hatte die Möglichkeit an offizielle Kopfbogen der Bauunion Senftenberg zu kommen. Die lagen bei uns zu Hause auf dem Schreibtisch rum, dazu dann auch noch irgendwelche Bescheinigungen mit Unterschriften vom BGL- Vorsitzenden und vom Kulturdirektor, genau das, was wir brauchten. Wir haben uns dann auf so einem offiziellen Briefbogen mit der Schreibmaschine eine Bescheinigung angefertigt, mit der Bitte den beiden Kollegen eine Fahrkarte nach Berlin auszustellen, zwecks Vorstellung bei der Arbeiter- und Bauernfakultät in Potsdam. Dazu die beiden Unterschriften der BGL und des Kulturdirektors. Jeder von uns hat eine eingeübt.“
    „BGL? Was heißt denn das?“
    „Betriebsgewerkschaftsleitung.“
    „Ah ja, das paßte ja genau.“
    „Eben.“ Und Hans-Peter präsentierte Hoffmann die Bescheinigung mit dazugehöriger Fahrkarte Altdöbern – Berlin und zurück.
    Der betrachtete das Papier kopfschüttelnd.
    „Ist im Zug kontrolliert worden“, erklärte Hans-Peter grinsend.
    Hoffmann sah sich die Bescheinigung genau an, hielt den Bogen gegen das Licht, drehte ihn und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Unterschriften von der Seite. „Gut gemacht“, sagte er. „Sie sind ja richtig begabt alle beide.“ Und er schob die Bescheinigung zu Hans-Peter über den Tisch. „Na ja, Potsdam“, sagte er, „aber wie sind Sie damit durch die Absperrung gekommen? Da nutzte Ihnen diese Bescheinigung doch gar nichts.“
    „Richtig. Wir waren auch erst mal aufgeschmissen. Mit der Absperrung hatten wir natürlich nicht gerechnet und auch im Radio war davon keine Rede gewesen. Und von der Bescheinigung hatten wir ja auch erst erfahren, als wir die Fahrkarten kaufen wollten. Deswegen dann Altdöbern“, und er wies dazu auf die Fahrkarte, die noch vor Hoffmann auf dem Tisch lag.
    Der nickte. „Das ist Urkundenfälschung“, sagte er.
    Hans-Peter lachte. „Ich möchte nicht wissen, was die Stasi so alles fälscht.“
    „Ich meine ja auch nur, daß man Sie kriminalisieren würde, falls das mal rauskäme. Ich sage ausdrücklich falls, das liegt ja im wesentlichen an Ihnen selbst. Aber gewagt ist das schon. Schließlich ist im Osten ja immer alles der Staat.“
    Hans-Peter lachte wieder. „Und nun die Absperrung“, fuhr er in seinen Schilderungen fort. „Ein Grenzer hatte uns gesagt, daß es nur eine einzige Stelle für Anträge aus der DDR gäbe. Wir brauchten ja nun einen Grund für so einen Antrag und da fiel uns meine Schwester ein, Sie wissen ja, Irene, hier in der Königsallee.“
    Hoffmann nickte. „Im

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