Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
Vom Netzwerk:
haben.“
    Hoffmann schüttelte wieder den Kopf, gab einige Zuckerstückchen ins Glas und rührte klirrend um. „Sie wollten ja beide gleich türmen“, setzte er grinsend hinzu und sah Sasse an.
    Der grinste zurück und wunderte sich dabei, daß ihm das so einfach gelang. „Man sollte eben die Flinte doch nicht gleich ins Korn werfen“, antwortete er.
    Da klingelte an der Theke das Telefon. Hoffmann achtete nicht darauf, aber Sasse hatte schließlich mit nun wieder leicht ansteigender Spannung genau darauf gewartet.
    „Ist hier ein Herr Hoffmann“, hörte er endlich den Mann hinterm Tresen. „Ein Herr Hoffmann wird am Telefon verlangt.“ Dann nach kurzer Pause noch einmal: „Heißt einer der werten Gäste Hoffmann?“ Der Ober stand dabei mit dem Hörer in der Hand und blickte in den Gastraum.
    Jetzt mußte Sasse die Kiefer wieder aufeinander pressen, um ein Zähneklappern zu unterdrücken. Sollte er Hoffmann aufmerksam machen? Wenn der nicht reagierte war alles umsonst. Die verschwunden geglaubte Spannung war schlagartig wieder da, denn jetzt kam es auf jede Sekunde an.
    „Moment mal“, reagierte Hoffmann endlich zur großen Erleichterung Sasses und drehte sich zur Theke um. „Meint der mich“, fragte er schließlich halblaut. Dann nickte er Sasse zu. „Bin gleich wieder da“, sagte er, erhob sich und ging zur Theke.
    In Sasses Ohren summte es, alles verlangsamte sich. Hoffmann brauchte in seiner Wahrnehmung eine Ewigkeit, bis er den Telefonhörer in die Hand nahm. Auch die Begleiter blickten, viel zu auffällig schien es ihm, in Richtung Theke. Jetzt schnell, sagte er sich, aber unauffällig. Er vergewisserte sich, aber keiner der wenigen Gäste sah zu ihm hin. Noch ein Blick zu Hoffmann, der mit dem Rücken zu ihm an der Theke stand. Hans-Peter Sasse hielt das Glasröhrchen in der Hand, ein letzter Blick zu den Genossen, von denen einer ihm auffordernd zunickte. Das Öffnen des kleinen Schraubverschlusses gelang ihm kaum, so zitterten ihm die Hände. Schließlich klappte es und er kippte die wässrige Flüssigkeit rasch in Hoffmanns dampfenden Grog. Dabei hätte er das Röhrchen um ein Haar mit hineingeworfen. Den kurzen Schreck verdrängte er auf der Stelle, denn Hoffmann kam zum Tisch zurück. Die Panne wäre nicht auszudenken gewesen. Er hatte jetzt aber keinen Sinn und keine Zeit für solche Überlegungen.
    „So was Dummes“, sagte Hoffmann als er sich wieder an den Tisch setzte. „Quatscht mir da doch einer die Ohren voll, ich begreife gar nichts und frage endlich nach seinem Namen. Färber, sagt der.“ Hoffmann hob die Schultern. „Färber, kenne ich nicht, noch nie gehört. Dann spricht der mich mit Hohmann an. Aber der Ober schwört jetzt noch Stein und Bein, daß der einen Herrn Hoffmann verlangt habe. Die Verbindung war aber auch nicht gut“, meinte er abwinkend, „ein ziemliches Rauschen im Hörer. Wie dem auch sei“, grinste er, „kalt gewordenen Grog kann man vergessen.“
    „Der dampft doch noch“, warf Sasse eilig ein, im Bemühen zu verhindern, daß Hoffmann sich womöglich ein neues Getränk kommen ließ. Dabei wunderte er sich, daß er vor innerer Anspannung den Mund überhaupt noch aufbekam.
    Hoffmann hob das Glas und roch daran. Sasse erschrak wieder. Bloß gut, daß der ihn nicht ansah. Er hätte womöglich seine Angst bemerkt, aber Hoffmann hielt die Augen geschlossen. „Ein gutes Aroma“, erklärte er, bevor er einen kräftigen Schluck nahm. „Ist ziemlich stark“, stellte er fest und besah sich das Etikett auf dem Rumfläschchen. „45 Prozent“, las er laut. „Eigenartig“, bemerkte er ein wenig verwundert.
    „Es gibt auch achtzigprozentigen“, warf Sasse ein, nur um zu reden, seine Angst abzureagieren und Hoffmann abzulenken.
    „Aber nicht in Deutschland“, entgegnete der. „Vielleicht in der Zone“, setzte er hinzu.
    „Rum habe ich dort noch nie gesehen“, erwiderte Sasse, „jedenfalls keinen echten“, fügte er hinzu. Das soll doch schnell wirken, ging es ihm durch den Kopf.
    Nach einem zweiten Schluck fiel es Hoffmann plötzlich schwer, das Glas wieder korrekt abzustellen. Sasse erkannte Verwunderung in seinem Blick. Schließlich versuchte er etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht mehr. Dann wies er mit fahriger Bewegung auf das Glas und sah dazu sein Gegenüber an mit einem Ausdruck, daß dem die Gänsehaut über Arme und Rücken bis in die Haarwurzeln kroch. Der weiß jetzt alles, sagte er sich. Diesen Blick hielt er jedoch keine drei

Weitere Kostenlose Bücher