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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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erzählt. Die Betroffenen selbst waren unauffällig geblieben. Es waren nicht wenige und viele von denen waren nach drüben gegangen.
    Ich hätte mich damals von Hoffmann nicht beruhigen lassen sollen…jetzt kann es zehn Jahre dauern oder mehr. Seinen ehemaligen Freund konnte er nicht begreifen. Der war doch derjenige gewesen, der partout hatte türmen wollen. Der kann doch selbst nicht an das glauben, was er jetzt zu vertreten hat. Und wenn er tatsächlich Bonze werden will, dann muß er ja weiter lügen, sich selbst belügen. Manchen fällts leicht und die sind gefährlich, ging es Sebastian durch den Kopf. Es sind diejenigen sagte er sich, die nicht wissen was sie tun und davon gibt’s wahrscheinlich viele…
    In seine Grübeleien hinein hörte er draußen auf dem Gang sich Schritte nähern, die abrupt vor seiner Tür stoppten. Wollten die ihn wieder holen? Dann das schon gewohnte laute Krachen des Schlüssels, das Schmettern der Riegel in geübter Manier, fast gleichzeitig und durch die aufgestoßene Tür trat ein kleines Männchen, ein Alter mit wettergegerbtem graustoppligem Gesicht unter einem graumelierten Haarkranz in einem zerknitterten dunklen Anzug, der an ihm wie aus der Zeit seiner Konfirmation wirkte.
    Als die Tür hinter ihm wieder verschlossen und verriegelt worden war stellte er sich vor: „Paul, Paul Socharick aus dem Spreewald.“ Er habe dort eine Landwirtschaft, sagte er und in seine, von vielen freundlichen Fältchen umrahmten Augen, trat Trauer.
    Auch Sebastian sagte seinen Namen. „Ist was mit dem Hof?“
    Der Alte schüttelte den Kopf. Frau und Sohn seien noch da. Dann ließ er sich auf die Pritsche fallen und stützte den Kopf in die Hände.
    „Wie lange biste denn schon hier?“
    „Seit Januar.“
    „Und warum?“
    „Grüne Woche“, sagte der Alte, richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Matratze an der Wand. „Ich war vorher noch nie dort gewesen. Nur ne Säge“, sagte er „ so’n Sägeblatt … die Alte, noch vor’m Krieg immer nachgeschärft, war gebrochen. Auf’m Hof braucht man ‘ne vernünftige Säge.“
    „Kann ich mir gut vorstellen“, bestätigte Sebastian.
    „Kriegste in der ganzen DDR nicht“, erklärte der alte Bauer. „Die haben gesagt“, fuhr er nach einer Pause fort „der Hof wird enteignet.“
    „Was? Wieso denn das? Zur Grünen Woche kann doch jeder fahren.“
    „Die Gans, haben die gesagt, das is verboten.“
    „Was denn für ‘ne Gans?“
    „Na, die Säge mußte ich doch bezahlen, Ostgeld nehmen die nicht immer.“
    „Na und?“
    „Gans ist verboten, sagen die.“
    „Eine Gans ist doch keine Devise und du hast sie auch nirgends geklaut.“
    „Is’n Versorgungsgut der Bevölkerung …“
    „Und wenn du sie selbst gegessen hättest?“
    Der Alte nickte. „Hab ich die auch gefragt.“
    „Und?“
    „Ich bin DDR-Bürger, haben die gesagt und Selbstversorger. Bauern kriegen ja keine Lebensmittelkarten.“
    Sebastian lachte. „Das ist kommunistische Dialektik“, sagte er. „Wo haben die dich geschnappt?“
    „Im Zug nach Lübben.“
    Sebastian fiel dabei die Köpenickiade damals nachts im Bummelzug von Berlin nach Lübbenau ein, als sie die Schaffnerin mit dem GST-Ausweis geblufft hatten. „Kenne ich“, sagte Sebastian und nickte dabei Paul zu, „meistens Stichproben. Bist du mit dem ganz späten Zug gefahren?“
    „Ja, hab mir ja die Hallen und Stände dort angesehen. Die Reklamen hab ich mitgenommen in so ‘ner Tüte.“
    „Und dann der Zug? Abends schwach besetzt?“
    Der Alte nickte wieder. „Ja, ich war ganz allein im Abteil.“
    „Und den bunten Reklamebeutel sichtbar neben dir?“
    „Ich wußte ja nicht, daß das verboten ist und wollte mir zu Hause alles noch mal ansehen. Auch mit der Gans, da dachte ich das ist doch meine Gans.“
    „Und die haben natürlich die Säge im Gepäcknetz gesehen und gefragt, wie du dazu gekommen bist?“
    „Genau. Ich hab das mit der Gans auch gesagt.“
    „Hättste lieber gesagt, du hättest es geschenkt bekommen, dein Sägeblatt.“
    „Das wußte ich doch nicht. Und dann haben die gesagt, ich soll mitkommen. Wirtschaftskriminalität haben die gesagt und Einfuhr klassenfeindlicher Druckerzeugnisse. In Lübben haben sie mich nicht mehr aussteigen lassen.“
    Sebastian winkte ab. „Die werden dich laufen lassen bei so nem Quatsch.“
    Paul schüttelte den Kopf. „Hab ich auch gedacht. Meine Frau wird mit dem Hof alleine nicht fertig, habe ich gesagt und der Sohn ist

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