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Als der Tag begann

Als der Tag begann

Titel: Als der Tag begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Murray
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verteilte es vorsichtig über einen New Yorker , den er von seinem Nachttisch genommen und sich auf den Schoß gelegt hatte. Ma rollte dann die aussortierten Stückchen in hauchdünnes Papier und leckte die Kanten, bevor sie es fest zusammenrollte. Sie hob ihr Feuerzeug hoch, betätigte den Mechanismus ein paarmal, bevor es anging, und ließ dabei die Zigarette nicht aus den Augen. Sie nahm drei tiefe Züge und gab sie dann an Daddy weiter. Ich hatte Daddy nie zuvor eine Zigarette rauchen sehen.
    »Was macht ihr da?«, fragte ich, bevor ich es mir verkneifen konnte. Ich befragte sie über alles, von »Warum macht ihr Zigaretten
selbst, wo Ma doch schon die richtigen gleich hier in der Kommode hat« bis »Warum riechen die nicht wie Zigaretten?«.
    Ihr nervöses Lachen war der Beweis dafür, dass ich angelogen wurde.
    »Liz, ist gut jetzt«, brachte Daddy zwischen seinem Herumgegackere mit Ma hervor. Ich hatte das Gefühl, etwas unglaublich Naives gesagt zu haben, und das war mir peinlich. Ich konnte förmlich spüren, wie ich rot wurde.
    »Jetzt ist es wirklich gut«, sagte er noch mal.
    Süßlicher Qualm hing in der Luft, und ich zog mir meinen Hemdkragen über die Nase, um das Einatmen dieses fremden Geruchs zu vermeiden. Sie waren jetzt in ihrer eigenen Welt unterwegs, und keiner meiner Anläufe würde mir dort Einlass verschaffen. Ich stand einfach da und suchte Mas Blick in der Hoffnung, sie würde mich in ihr Geheimnis einweihen, aber sie sah mich nicht an. Auf dem Bett lag der New Yorker mit aufgeschlagener Textseite, darauf verteilt Sprengsel ihrer Zigarettenfüllung.
    »Essen wir heute noch irgendetwas?«, meldete sich Lisa lautstark, als der Abspann ihrer Sendung über den kleinen Fernsehbildschirm lief.
    »Sicher, Liebes«, antwortete Ma sanft. Auf wackeligen Beinen stand sie auf und ging mit großen Schritten wie ein Astronaut, der die Oberfläche des Mondes betritt, in die Küche. Die Unbeholfenheit ihrer Bewegungen fiel niemandem außer mir auf.
    Bald darauf saßen Lisa und ich am Wohnzimmertisch bei einem Abendessen aus Rührei und Eiswasser. Der Streit begann, kaum dass Ma die Teller vor uns abgestellt hatte.
    »Warum müssen wir schon wieder Eier essen?«, beschwerte sich Lisa. »Ich will Hühnchen.«
    »Wir haben kein Hühnchen«, antwortete Ma schlicht, bevor sie wieder zu Daddy ging, um einen weiteren Zug zu nehmen.
    »Ich will etwas Richtiges zu essen. Ich will keine Eier mehr, wir essen jeden Tag Eier, Eier und noch mal Eier. Ich will Hühnchen.«
    Daddy konnte vor Lachen fast nicht sprechen.

    »Stell sie dir als kleine Hühnchen vor«, sagte er.
    »Leck mich am Arsch!«, zeterte Lisa zurück.
    »Es schmeckt gut«, sagte ich in der Hoffnung, es ihnen recht zu machen.
    »Lügnerin!«, zischelte Lisa mir quer über den Tisch zu. »Du hasst diesen Scheiß genauso wie ich.«
    Lisa verabscheute meinen Drang, immer freundlich zu sein, und sah darin eine Bedrohung ihres laufenden Feldzugs, von ihren Eltern Besseres zu verlangen.
    Ich streckte ihr die Zunge heraus und kippte Ketchupklumpen auf meine Eier, um den schlechten Geschmack zu überlagern. Natürlich hasste ich Eier, Lisa hatte recht. Im Fernsehen liefen Bilder von Donald Trump über den Schirm, der einem Offiziellen der Stadt die Hand schüttelte, und versiegten schließlich in statischem Flimmern. Ich aß gehetzt auf in der Hoffnung, den heißen Schlabber schneller loszuwerden, wenn ich einfach riesige Happen runterschluckte. Ich fuhr mit meinem Spielzeuglaster im Kreis um meinen Teller, und die dazu passende Geräuschkulisse verteilte feuchte Rühreikrümel aus meinem Mund über den Tisch und auf Lisa.
    Wie man es auch drehte, ihr Kampf war meiner Beobachtung nach eine verlorene Schlacht. Wenn es nichts anderes als Eier gab, mussten wir sie eben essen. So einfach war das meiner Meinung nach. Und wenn Lisa die Klappe halten würde, kämen wir alle prima miteinander aus. Aber ich war auch dankbar für ihre ständigen Forderungen, weil sie mir so die Möglichkeit bot, umgänglich zu sein. So war ich immer die pflegeleichte Tochter. Ich hatte keinen Drang, in Spiegel zu glotzen; ich war weder eitel noch mädchenhaft. Ich mochte Lastwagen, und ich aß meine Eier auf.
    Lisa machte so lange weiter, bis sie zu weinen begann. Als sie sich endlich über die Sackgasse, die vor ihr lag, im Klaren war, schleuderte sie den beiden als Schlusswort ein »Ich hasse euch!« an den Kopf. Aber aus dem verqualmten Schlafzimmer, aus dem
jetzt dumpfe Gitarrenmusik

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