Als der Tag begann
berührte, überlegte ich mir, dass immerhin die Möglichkeit bestand, es zu schaffen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch war, nicht angenommen zu werden.
An einem verregneten Nachmittag im Februar schloss ich meinen Schirm, bevor ich durch die Drehtür des Verlagsgebäudes der New York Times auf der 43rd Street trat, gleich hinter dem Times Square. Ich war auf dem Weg zu meinem Bewerbungsgespräch für
ein Stipendium. Sam und ich hatten in den Secondhandläden auf der Fordham Road eine Kakihose entdeckt, die ich jetzt trug, dazu ein Button-down-Hemd, das mir fast richtig passte, und ein Paar gebrauchte schwarze Stiefel, die beinahe als Pumps durchgehen konnten, wenn sie von den Hosenbeinen bedeckt waren. Lisa lieh mir ihre Cabanjacke, an der zwar ein Knopf fehlte, die aber meiner Meinung nach noch immer sehr geschäftsmäßig aussah. Dreitausend Highschoolabsolventen hatten sich für sechs Stipendien beworben, und einundzwanzig Finalisten waren herausgepickt worden. Ich war eine von ihnen, und an diesem bitterkalten Spätnachmittag war ich bereit für das Gespräch. Und müde, denn der Tag bis dahin war lang gewesen.
Er hatte mit einem Gang zum Sozialamt begonnen. Der Grund, der uns dorthin führte, war, dass wir darum kämpften, Mietzahlungen zu bekommen. Die brauchten wir, weil wir eine Wohnung gefunden hatten.
Lisa und ich hatten ein Abkommen getroffen, auch bezüglich des Geldes, das ich in meinem zweiten Sommer bei der NYPIRG gespart hatte. Kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag, als ich alt genug war, rechtmäßig einen Mietvertrag zu unterschreiben, und alt genug, mich nicht länger um eine Einweisung in ein Wohnheim sorgen zu müssen, würde ich meine ganzen Ersparnisse, jeden einzelnen Dollar, dafür hergeben, uns ein Zweizimmerappartement in Bedford Park zu beschaffen.
Als wir Anfang Dezember unseren Plan in die Tat umgesetzt hatten, war ich angesichts der erforderlichen Maklergebühr, der ersten Monatsmiete und einer fälligen Kaution, der Anschaffung einer Matratze, verschiedener Töpfe und Pfannen und eines Küchentischs mit zwei Stühlen vollkommen pleite. Und ich war rund um die Uhr beschäftigt, mit elf Kursen und den ausstehenden Collegebewerbungen, zu beschäftigt, um noch einen Job anzunehmen.
Als Gegenleistung für meinen Beitrag würde Lisa, die bei Gap angestellt war, alle Rechnungen begleichen, während ich die
Schule zu Ende brachte, bis ich auch wieder arbeiten könnte. Dadurch wäre auch sie regelmäßig vollkommen abgebrannt. Mit diesem Budget würde es uns gelingen, den Strom zu bezahlen und damit die Lichter anzubehalten, manchmal ein paar Lebensmittel einzukaufen, ab und zu telefonieren zu können und knapp die Miete zu bezahlen. Wir frequentierten meist die erschwinglichen Suppenküchen im Viertel, und eine zuverlässige Quelle war weiterhin The Door mit ihren Lebensmittelsäcken, ein regelrechter Rettungsring für uns. Weiterer Teil des Abkommens war, mir mein Zimmer mit Sam zu teilen; sie zog am selben Tag ein wie Lisa und ich.
An einem Samstag, draußen schneite es heftig, erledigten Lisa, Fief, Sam, Eva, Bobby, James und ich den Umzug von Lisas Sachen aus Bricks Wohnung in unsere neue Bleibe, die ganz in der Nähe lag. Zu Fuß trugen wir Lampen und Taschen. Um zwei Uhr morgens rutschten, rannten und schlitterten wir durch den Schneematsch und sahen den dicken Schneeflocken im Schein der Straßenlaternen beim Fallen zu. Alles war wahnsinnig komisch. James schubste mich in eine Schneewehe, und wir brachen beide ungelenk übereinander zusammen. Er küsste mich und rieb mir eine Faust voll kaltem Schnee ins Gesicht, und ich kreischte und jagte ihm hinterher. Brick hielt sich wegen der anstehenden Ferien außerhalb der Stadt auf, also bot sich Sam und mir die Gelegenheit, säckeweise altes Zeugs zu finden, von dem wir schon gar nicht mehr wussten, dass wir es dort vor so langer Zeit zurückgelassen hatten. Gegen Ende der Nacht transportierten Fief und Bobby Lisas Bett in einem Bus aus der Firma von Fiefs Vater. Sie trugen voluminöse Daunenjacken von North Face und rutschten in ihren klobigen Bergstiefeln auf dem nassen Metallboden des Fahrzeugs hin und her.
Von diesem Tag an sollte bei Lisa, Sam und mir alles in bester Ordnung sein. Aber zwei Tage nach unserem Einzug verlor Lisa ihren Job. Wir hatten noch nicht eine einzige Rechnung bezahlt, und alles hing von Lisas Lohnzahlungen ab. Als ihr letzter Gehaltsscheck
eintrudelte, ging er für Lebensmittel drauf, und es blieb
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