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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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aufflog.
    »Raus mit dir!«, brüllte Julebukk. »Raus mit dir, Wichteltod. Und rühr die Kinder nicht an!«
    »Wichteltod!«, flüsterte Ben.
    »Ja, Wichteltod!«, grölte der dicke Weihnachtsmann. Er und seine drei Helfer fegten die Kinder und Julebukk zur Seite und drängten sich in den Wohnwagen. Zwei packten Julebukk am Kragen, der dritte schnappte sich die Kinder und Wichteltod schloss höchstpersönlich mit einem Tritt die Tür.
    »Lasst ihn los!« Mit hochrotem Kopf kam Matilda vom Schrank geflattert. »Lasst ihn los, ihr widerlichen Weihnachtsräuber!«
    Von Emmanuel war nichts zu sehen. Die zwei Weihnachtsmänner, die Julebukk festhielten, schlugen nach der Engelsfrau wie nach einer lästigen Fliege.
    »Ein Engel, pfui Teufel!«, knurrte Wichteltod. »Kobolde hast du doch bestimmt auch, was?« Er ging auf die Schranktür zu und lugte hinein. Ben hörte die Kobolde fluchen. Wichteltod knallte die Tür zu und schloss sie ab. »Denen widme ich mich später«, sagte er und ging auf Julebukk zu.
    »Mein lieber Niklas«, sagte er mit honigsüßer Stimme. »Mein lieber, lieber Niklas. Wie konntest du es wagen, mein Verbot zu missachten, hm? Spielst seit Jahren den Weihnachtsmann, ohne einer zu sein, schäm dich. Guckt ihn euch doch an, Kinder. Sieht so etwa der Weihnachtsmann aus? Nein.«
    Zufrieden strich er sich über den dicken Wanst. »So sieht er aus!«
    »Du Schuft!«, schrie Matilda und zog ihn am Bart. Wichteltod beachtete sie nicht mal.
    »Waldemar, du warst schon immer ein Schwätzer«, sagte Julebukk. »Ich habe keine Lust, mir dein Gerede anzuhören. Also bringen wir’s hinter uns, ja? Aber vorher lässt du die Kinder gehen.«
    »O nein, die sollen sich ruhig ansehen, was ich mit einem falschen Weihnachtsmann mache«, sagte Wichteltod. »Danach können sie meinetwegen nach Hause, wenn …«, er streckte die Hand aus, »wenn du mir den Schlüssel zur weißen Tür gibst, Julebukk.«
    Niklas Julebukk zuckte die Schultern und zog den Schlüssel aus der Tasche.
    Matilda ließ sich schluchzend auf der Tischkante nieder. Von Emmanuel war immer noch nichts zu sehen, auch nicht, als Wichteltod die zeternde Matilda kurzerhand in die Tischschublade sperrte.
    »Du Widerling!«, schrie Ben und versuchte sich loszureißen, aber Wichteltods Gehilfe hatte ihn fest im Griff. Charlotte trat dem Kerl gegens Schienbein. Er lachte nur.
    »War nicht leicht, dich zu kriegen, Julebukk«, sagte Wichteltod und ging auf die weiße Tür zu. »Hast es mir schwerer gemacht als die andern sechs, aber früher oder später krieg ich euch alle.« Er zog den Koboldschuh aus dem Schlüsselloch, schmiss ihn in die Ecke und schloss auf. Dann schob er mit genüsslichem Grinsen die drei Riegel zurück. Wie gelähmt sahen die Kinder ihm zu.
    »Heeerausspaziert!«, rief Wichteltod und riss die weiße Tür auf. Der Wind des Weihnachtslandes fuhr ihm in den Bart und zauste ihn. »Oh, ich fürchte, ihr werdet frieren«, sagte Wichteltod. »Aber es dauert ja nicht lange.« Sein dicker Bauch wackelte vor Lachen.

Die verlorenen Stiefel
    Wichteltods Weihnachtsmänner schubsten Julebukk und die Kinder aus dem Wagen. Nebeneinander landeten sie im Schnee.
    Im Weihnachtsland war es dunkel, aber es schneite nicht. Der Himmel war klar und voller Sterne. Ben und Charlotte froren entsetzlich, aber sie versuchten es nicht zu zeigen.
    »Ach, was für eine wunderbare Nacht!«, dröhnte Wichteltod. »Findest du nicht auch, Julebukk? Weißt du was? Ich werde dich als mahnendes Schokoladendenkmal für alle falschen Weihnachtsmänner auf dem See stehen lassen. Gut, was?« Er lachte laut und gab Julebukk einen Schubs.
    Im Wohnwagen rumpelte es.
    »Diese dummen Kobolde können es wohl nicht erwarten, dass ich sie mir vorknöpfe, was? Nein, Julebukk, erst kommst du dran!« Wichteltod gab seinen Weihnachtsmännern ein Zeichen. »Los, schmeißt ihn um«, knurrte er. »Schmeißt ihn um und zieht ihm die Stiefel aus.«
    »Nein!«, schrie Ben und schlug um sich. »Nein!«
    Da passierte es. Mit einem Riesensatz sprang Sternschnuppe aus dem Wohnwagen. In seinem Geweih saßen Emmanuel und etliche Kobolde.
    »Haltet das Vieh fest!«, brüllte Wichteltod, aber da rannte das Rentier ihn auch schon über den Haufen. Ächzend plumpste er in den Schnee. Seine Weihnachtsmänner ließen vor Schreck ihre Gefangenen los.
    »Hierher, Julebukk!«, schrie Emmanuel und Julebukk schwang sich blitzschnell auf Sternschnuppes Rücken.
    »Die Stiefel!«, rief Ben.
    Charlotte verstand sofort.

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