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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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höheren Zweigen. Er reckte sich, lehnte sich vor, verlor plötzlich den Halt und rutschte auf den Platten aus.
    »Auuutsch!«, brüllte er. »Oh, mein Fuß, verdammt, mein Fuß!«
    Ben kriegte einen Riesenschreck. Er kniete sich neben ihn. Seine Mutter kam aus dem Haus gestürzt.
    »Was ist passiert?«
    Bens Vater biss die Zähne zusammen. »Ich bin ausgerutscht.«
    »Beim Schneeschieben?«, fragte Bens Mutter.
    »Nein, natürlich nicht! Frag unseren fabelhaften Sohn. Helft ihr mir auf oder soll ich auch noch erfrieren?«
    Auf seine Frau und seinen Sohn gestützt humpelte Bens Vater ins Haus zurück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er sich aufs Sofa fallen.
    »Los, Ben«, sagte seine Mutter, »mach dir schnell ein Brot. Du musst zur Schule. Ich bring deinen Vater am besten gleich ins Krankenhaus!«
    »Ist was gebrochen?«, fragte Ben.
    Seine Mutter zuckte die Achseln. »Kann auch ein Bänderriss oder so was sein. Auf jeden Fall wird er wohl einen Gips bekommen und das heißt …«, sie seufzte, »Reise ade, Weihnachten in der Kälte.«
    Ben traute seinen Ohren nicht.
    »So ein Mist!«, hörte er seinen Vater schimpfen. »So ein Mist, Mist, Mist!«
    Ein Glücksgefühl stieg in Ben hoch. Er hätte singen können, tanzen, platzen vor Freude. Obwohl er sich furchtbar dafür schämte.
    »Na, sehr unglücklich guckst du ja gerade nicht«, sagte seine Mutter.
    »Nein«, murmelte Ben und verschwand in der Küche.

Der falsche Weihnachtsmann
    Julebukk schreckte aus dem Schlaf, weil etwas gegen seinen Wohnwagen krachte. Gähnend kroch er aus dem Bett und guckte aus dem Fenster. Ein Schneeball flog gegen die Scheibe, genau vor seiner Nase. Julebukk lächelte.
    Über die verschneite Straße liefen Kinder, streckten die Hände den Flocken entgegen und bewarfen sich mit Schneebällen. Die Autos standen wie erfrorene Käfer in den Einfahrten und ihre Besitzer waren auf dem Weg zur Bushaltestelle. Der Bus fährt bestimmt auch nicht, dachte Julebukk. Ein paar Erwachsene schoben den Schnee von den Wegen, aber die Flocken fielen schneller, als sie schieben konnten. Kinder rissen ihnen die Schieber aus den Händen und liefen damit davon.
    Wunderbar, dachte Julebukk.
    Er setzte Wasser auf, summte ein Liedchen und stieg in seine Hose. Auf dem Tisch schnurrte die Schneemaschine immer noch vor sich hin. Aus der Werkstatt war Gehämmer zu hören. Der Schnee machte die Weihnachtskobolde munter.
    »Matilda, Emmanuel, aufstehen!«, rief Julebukk. Er holte eine Dose Lebkuchen vom Regal und den einzigen Becher, der den Absturz und die Nussknacker überstanden hatte. Die Scherben des Engelsgeschirrs hatten sich über Nacht wieder zusammengefügt, aber an Matildas Tasse waren jetzt zwei Henkel und an Emmanuels gar keiner. Julebukk stellte sie nebeneinander auf den Tisch, dann drehte er die Spieluhr auf. Vielleicht wird es doch noch richtig Weihnachten, dachte er. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.
    Verschlafen kamen die Engel zum Tisch geflattert.
    »Oh, schneit es immer noch?«, fragte Emmanuel und presste seine Nase gegen die Fensterscheibe, während Matilda einen Krug vom Regal holte.
    Julebukk nickte. »Bald ist da draußen alles in Watte gepackt. Hört ihr? Es ist schon viel leiser.«
    »Ach, ein Glück!«, seufzte Matilda. »Dann hat sich die ganze Aufregung ja wenigstens gelohnt. Ich wäre wirklich fast gestorben vor Angst!«
    »Aber Matilda, Engel können nicht sterben«, sagte Julebukk und goss seinen Kaffee auf.
    »Ich habe gesagt ›fast‹. Lass mir etwas heißes Wasser übrig, ja?«
    »Drei Tage noch«, murmelte Julebukk. »Drei Tage noch bis Heiligabend. Die Räder sind heil, das Rentier zurück, aber ich würde zu gern hierbleiben.«
    Matilda wollte gerade antworten, als es heftig an der Tür klopfte. Die drei fuhren zusammen, aber es war nur Ben, der atemlos hereinstürzte. »Julebukk!«, rief er. »Julebukk, da – dada ist ein anderer Weihnachtsmann.«
    Matilda ließ vor Schreck ihren Krug fallen. Klirrend zerbrach er auf dem Fußboden.
    »Wo?«, fragte Julebukk.
    »Am Ende der Straße. Charlotte …« Ben schnappte nach Luft und Worten. »Charlotte beschattet ihn.« Erschöpft plumpste er auf einen Stuhl. »Die Autos fahren nicht bei dem Schnee! Sogar die Schule ist ausgefallen, aber, aber der – der fährt mit seinem Auto einfach durch. Hat so ’n komisches Ding vorne dran.«
    »Oh, oh, oh, sie haben uns!« Matilda rang die Hände. »Jetzt ziehen sie dir die Stiefel aus, Julebukk, und machen muffige Schokolade aus dir!

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