Als die Erde bebte
wach wurde und sich daran erinnerte, dass sie noch nicht bereit war für eine Beziehung mit ihm.
Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, sie wachzuküssen, um sie davon zu überzeugen, dass das, was sie miteinander teilten, richtig war.
Wieso sah sie das nicht ein?
Beim Sex jedenfalls hatte sie keine Bedenken. Sie hatte sich ihm völlig hingegeben, hatte nichts zurückgehalten und er hatte es genossen.
Eigentlich genoss er alles an ihr: ihr Aussehen, ihre Tüchtigkeit, ihren Humor und auch die mütterliche Art, mit der sie mit Taylor umging.
Er wollte sie nicht mehr missen. Er liebte sie, und er würde alles tun, um sie zu halten. Er würde sie verführen, auf sie einreden, sie zu überzeugen versuchen – was auch immer nötig war –, um ihr klarzumachen, dass sie zusammengehörten.
Und wahrscheinlich würde es ihm irgendwann auch gelingen.
Doch das wäre sinnlos, solange Amber nicht selbst entschieden hatte, dass sie zueinander gehörten. Sinnlos, weil er so niemals wüsste, ob sie diesen Weg auch von allein gewählt hätte.
Im Schlaf wimmerte sie leise. “Pst”, flüsterte er und streichelte ihren Rücken. “Ich bin ja hier.”
Sofort wurde sie wieder still und der gequälte Ausdruck auf ihrem Gesicht wich. O ja, er vermisste sie jetzt schon, und obwohl er todmüde war, wagte er es nicht, die Augen zu schließen. Er wollte keine Minute von dieser wunderbaren Nacht versäumen.
Amber erwachte von den Geräuschen, die Taylor im Nebenzimmer von sich gab. Nachdem sie ihr eine Zeit lang gelauscht und festgestellt hatte, dass sie sich wohl fühlte, lächelte sie beruhigt.
Bis sie erkannte, dass sie in Dax’ großem Bett lag. Allein. Sie setzte sich auf und schaute sich nach ihm um. Neben ihr auf dem Kopfkissen lag ein Zettel. Sie griff danach.
“Liebe Amber,
ich musste schon früh zur Arbeit. In der nächsten Zeit werde ich ziemlich beschäftigt sein, und es kann lange dauern, bis ich wieder frei habe. Bitte, bring doch Taylor an den Tagen, die für mich reserviert waren, zu meinen Eltern. Sie lieben sie und werden gut für sie sorgen.
Du kannst ihnen vertrauen, Amber.
In Liebe, Dax.”
Du kannst ihnen vertrauen. Anscheinend glaubte er, sie wisse das nicht und müsse es noch einmal versichert bekommen.
Mein eigener Fehler, dachte sie, legte sich wieder zurück in die Kissen und seufzte. Schließlich hatte sie Dax glauben lassen, dass das, was sie miteinander teilten, rein körperlich war und dass die Probleme zwischen ihnen unüberwindbar seien. Sie hatte ihm wehgetan, und damit musste sie leben.
Oder es irgendwie wieder gutmachen.
14. KAPITEL
Am nächsten Tag tat Amber etwas, was sie schon seit geraumer Zeit geplant hatte.
Sie ging zum zuständigen Standesamt und gab Taylor Dax’ Nachnamen.
Das verdienten sie beide, Vater und Tochter, und sie wollte, dass Taylor eine McCall wurde. Außerdem war sie davon überzeugt, dass Dax es ebenfalls wollte.
Dann tat sie noch etwas, was ihr schon lange auf der Seele brannte. Es fiel ihr nicht leicht, weil sie dafür ihren Stolz überwinden musste, doch sie dachte dabei an Taylor.
Ihr Vater meldete sich am Telefon in seiner üblichen unfreundlichen Art, und als er Amber hörte, wurde er noch unfreundlicher. “Was willst du?”, herrschte er sie an.
Amber fühlte sich sofort in die Defensive gedrängt und reagierte darauf mit eisiger Kühle. “Du hast Dax gesagt, du möchtest deine Enkelin sehen. Stimmt das?”
“Ja.” Er räusperte sich. Ein Zeichen von Unsicherheit? Doch ihr Vater wurde niemals unsicher.
Oder war er vielleicht genauso nervös wie sie?
Sie dachte an die Zeit zurück, in der sie sich verzweifelt gewünscht hatte, dass er auch nur das leiseste Anzeichen von Interesse oder Entgegenkommen gezeigt hätte, und war versucht aufzulegen.
Doch dann entschied sie, dass das unerheblich war. Jetzt wollte sie nur noch um Taylors willen einen Kontakt zu ihm, denn inzwischen hatte sie gelernt, auch ohne ihn auszukommen. Sehr gut sogar. “Hast du deine Meinung endlich geändert und deine Enkelin akzeptiert?”, wollte sie wissen.
“Eigentlich geht es um mehr.”
“Ich verstehe nicht ganz”, sagte sie langsam.
Seine Stimme klang noch immer unfreundlich, als er sagte: “Ist es denn zu viel verlangt, wenn ein Vater hin und wieder auch mal seine Tochter sehen will?”
“Meinst du mich?”
“Natürlich dich. Wen denn sonst?”
Weder änderte er sein stures Verhalten, noch entschuldigte er sich bei ihr. Ihr war klar, dass sie das
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