Als die Erde bebte
irgendeinem Grund sprudelten die Worte jetzt nur so aus ihr heraus. “Ich finde, wie du deine Kinder liebst, ist wirklich unglaublich.”
“Das tut doch jede Mutter.”
Plötzlich konnte Amber sogar die Wahrheit aussprechen. “Nein, nicht jede.”
“Deine etwa nicht?”, fragte Emily bestürzt. “Ach, du Ärmste.”
Emilys Mitgefühl verängstigte sie nicht so sehr, wie sie befürchtet hatte. “Meine ganz sicher nicht. Aber ich habe immer davon geträumt, und wenn ich mir meine Mutter hätte aussuchen können, dann wäre sie so wie du gewesen.”
“Oh, Darling, jetzt bringst du mich gleich zum Weinen.”
“Wehe.” Amber lachte, während sie selbst mit den Tränen kämpfte. “Dann fange ich auch noch an zu weinen. Und nach dem, was ich heute Abend schon durchgemacht habe, wäre es gut möglich, dass ich nicht wieder aufhören könnte.”
“Dax ist vorsichtig, das weißt du. Er ist der Beste in seinem Job.”
Oh ja, bei allem, was er tat, war er der Beste. Ob bei seiner Arbeit oder als Vater. Sie konnte sich gut vorstellen, was für einen perfekten Ehemann er abgeben würde. Die Wärme, die sie bei diesem Gedanken verspürte, war inzwischen keine Überraschung mehr.
“Ich vermute, dir geht jetzt eine ganze Menge durch den Kopf”, sagte Emily. “Also, bring mir Taylor her, und du gehst zu meinem Jungen.”
Doch Amber nahm Emilys Angebot nicht an. Sie brauchte jetzt ihr Kind. Brauchte die Gewissheit, dass sie jemanden hatte, unabhängig davon, wie die Sache mit Dax ausgehen würde.
13. KAPITEL
Kaum war Amber bei Dax angekommen, da bog er mit dem Wagen in seine Einfahrt. Schnell stieg sie aus ihrem eigenen Wagen und nahm die Tragetasche mit der schlafenden Taylor an sich. Ihre Nerven begannen zu flattern.
Dax stieg ebenfalls aus und kam mit gesenktem Kopf auf sie zu. Er wirkte müde und abgespannt.
Doch als er sie erblickte, leuchteten seine Augen auf.
“Hallo.” Ambers Nervosität nahm zu. Störte es ihn, dass sie unangemeldet zu ihm gekommen war? Warum sagte er nichts? “Ich hoffe, du hast nicht dagegen, dass ich hier bin”, meinte sie unsicher.
Er schloss schweigend die Tür auf, ließ sie vorangehen und folgte ihr in den Flur. Dann bückte er sich und zog sich seufzend die Schuhe aus. Danach die Jacke.
“Ich habe Taylor mitgebracht”, sagte sie und setzte die Tragetasche ab. Sie kam sich regelrecht aufdringlich vor. “Deine Mom hat zwar angeboten, auf sie aufzupassen, doch ich dachte, du würdest sie vielleicht gern sehen.”
Er drehte ihr den Kopf zu und zuckte vor Schmerz zusammen.
“Aber wenn du jetzt zu müde bist, gehe ich …”
“Ich bin nie zu müde für Taylor.” Seine Worte waren kaum zu verstehen, weil er sich gerade das Sweatshirt über den Kopf zog, aber wenigstens sagte er was. Er warf das Sweatshirt auf den Boden.
“Ach so.”
Seine Züge waren ausdruckslos, die Augen gerötet, und er wirkte so erschöpft, dass er sich wohl nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
“Ich habe alles im Fernsehen mitverfolgt”, sagte sie. “Ich konnte mich gar nicht vom Bildschirm losreißen.”
Er nickte nur.
“Als ich die vom Feuer eingeschlossenen Menschen winkend an den Fenstern sah und dann plötzlich …” Sie erschauerte. “… und dann plötzlich das Gebäude in sich zusammenfiel …”
Er fuhr sich mit einer müden Geste übers Gesicht.
“Oh, Dax.”
Weder schaute er sie an, noch sagte er etwas, obwohl sie gern seinen Schmerz mit ihm geteilt hätte. “Möchtest du, dass ich gehe?”, fragte sie noch einmal.
“Eigentlich möchte ich, dass du mir den wirklichen Grund deines Kommens mitteilst.”
“Ich … ich dachte … Ich wollte es einfach nur.”
Jetzt sah er sie doch noch an, und in seinem Blick entdeckte sie einen Anflug von Humor. “Ich habe dich noch nie stottern hören.”
“Tue ich ja auch nicht. N… n… normalerweise jedenfalls nicht.” Als sie sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr streichen wollte, griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest.
“Was ist los? Ich habe dich noch nie so nervös erlebt.”
“Nervös? Ich habe mir Sorgen gemacht.” Und mit einem Mal entluden sich all ihre aufgestauten Gefühle. “Ich bin durch die Hölle gegangen, als ich das im Fernsehen sah!”, rief sie.
“Es ist mein Job.”
“Ich weiß. Das meine ich doch gar nicht.”
“Was meinst du dann?”
“Dass ich mir deinetwegen Sorgen gemacht habe. Ich will es nicht, aber ich kann nichts dagegen tun.”
Er holte tief Luft, und
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