Als die Erde bebte
niemals erleben würde, trotzdem musste sie lächeln. “Ist ja schon gut. Du kannst uns beide sehen, wann immer es dir passt.”
“Nun, es passt mir gleich morgen.”
Ihr ebenfalls, und nachdem sie aufgelegt hatte, dachte Amber über ihr Leben nach und darüber, welchen Verlauf es nahm, und das ließ sie erneut lächeln.
Dax kletterte über die Schuttberge des niedergebrannten Hochhauses und suchte nach Indizien.
Doch er war mit seinen Recherchen noch nicht weit gekommen. Eigentlich wusste er noch genauso viel wie vor vier Tagen, obwohl er bis an den Rand der Erschöpfung gearbeitet hatte.
Der Verursacher dieser Katastrophe, wer auch immer es war, wurde jetzt nicht nur wegen Brandstiftung gesucht. Er würde sich auch für den Tod von unschuldigen Menschen verantworten müssen.
Es ging um Mord.
Ihn oder sie zu finden, hing von Dax und seiner Untersuchung ab. Heute arbeitete er bereits so lange, dass seine Augen von den noch immer rauchenden Trümmern brannten. Doch der heftige Schmerz in seinem Kopf war wohl eher auf Hunger zurückzuführen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte.
Frustriert nahm er sich den Schutzhelm ab. Hier konnte er im Moment nichts mehr ausrichten. Er würde ins Büro fahren und sämtliche Berichte wieder und wieder lesen, bis er vielleicht auf diese Weise eine Spur fand. Danach würde er zu seinen Eltern fahren und seine Tochter ans Herz drücken.
Sein Büro sah völlig verwüstet aus, was ihn nicht gerade aufmunterte. Der Schreibtisch war voll mit Akten. Einige, die keinen Platz mehr darauf fanden, lagen auf dem Boden.
Und zum ersten Mal in seiner Berufslaufbahn stellte Dax seinen Job in Frage.
Er nahm seinen Hunger als Entschuldigung und ging hinüber in die Küche.
Auf der Feuerwache gab es schließlich immer etwas zu essen. Wenigstens darauf kann man sich verlassen, dachte er in einem Anfall von Selbstmitleid. Doch es war kein Essen vorbereitet.
Er ging in den Aufenthaltsraum, wo die Kollegen, die Bereitschaftsdienst hatten, sich die Zeit mit einem Kartenspiel vertrieben.
“Hey!”, rief er. “Wer kocht heute?”
Dax wunderte sich nicht, dass er keine Antwort bekam und die Kollegen mit ihrem Kartenspiel fortfuhren, ohne ihn zu beachten.
Es gab unausgesprochene, aber einfache Regeln.
Wer zuerst hungrig war, musste kochen.
Und wer zuletzt aß, musste den Abwasch machen.
“Also ist niemand hungrig”, stellte er ernüchtert fest.
Keiner sah zu ihm herüber.
Natürlich nicht. Wenn sie bejahten, mussten sie kochen. Wenn sie verneinten, würden sie das, was er kochte, nicht essen können.
Es war heikel, und bei besserer Laune hätte er den Humor der Situation zu würdigen gewusst. Doch ihm war nicht nach Spaß zumute. “Verdammt”, murmelte er und ging zurück in die Küche. Das Gelächter, das hinter ihm ertönte, ließ ihn noch heftiger fluchen.
Eine kurze Verschnaufpause hätte ihm besser gefallen, als Spaghettisauce für den ganzen Verein hier zu kochen. Missmutig band er sich die Gemeinschaftsschürze um, und um sich bei der eintönigen Arbeit abzulenken, drehte er das Radio an. Dann nahm er sich eine Paprika vor und begann sie in kleine Stücke zu schneiden.
Der Sender spielte den neuesten Hit über Liebeslust und Liebesleid, und sofort dachte er an Amber. Sie hatte ihn um Zeit gebeten, und statt ihre Bitte zu respektieren, hatte er nichts anderes zu tun gehabt, als sie zu verführen.
Dieser Egoismus und die damit verbundene Gier ließen ihn innehalten.
In diesem Moment spielten ihm seine Ohren einen üblen Streich. Er glaubte tatsächlich Ambers Stimme zu hören. Um sie zu übertönen, drehte er das Radio lauter.
Er konnte sie noch immer hören.
Noch einmal drehte er am Knopf. Seine Ohren dröhnten, und der Fußboden bebte von den Bässen.
Gleichzeitig hörte er seine Kollegen brüllen, er solle sofort das Radio leiser stellen, doch er ignorierte sie. Vielleicht konnte er jetzt endlich in Ruhe das Essen zubereiten.
Er wollte nach einer Tomate greifen und verharrte mitten in der Bewegung.
Amber stand in der Tür. Oder träumte er das? Verwirrt rieb er sich die überreizten Augen, blinzelte und schaute noch einmal hin.
Sie stand immer noch da und sah ihn nur an.
Eine Sekunde lang setzte sein Herzschlag aus. Das Kleid, das sie trug, war völlig untypisch für sie. Sie sah darin viel weicher, femininer und unglaublich sexy aus. Er konnte seinen Blick gar nicht mehr von ihr abwenden.
Noch nie hatte sie so wunderschön
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