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Als die erste Atombombe fiel

Als die erste Atombombe fiel

Titel: Als die erste Atombombe fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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überflüssige, grausame Machtdemonstration.
    Weil die wahren Gründe für den Atombombeneinsatz aber nicht genannt werden durften, wurde die Operation moralisch überhöht: Die Vernichtung von hunderttausenden von Menschen wurde als notwendiger Teil eines insgesamt gerechten Krieges hingestellt, der angeblich nur durch Atombomben beendet werden konnte.
    Bis heute bleiben wichtige Punkte im Zusammenhang mit den Atomangriffen auf Hiroshima und Nagasaki offen, zum Beispiel die Frage: Weshalb wurde ausgerechnet Japan als Zielgebiet eines Atomangriffs gewählt und nicht Deutschland, wo die Entwicklung der neuen Waffe begonnen und durch das NS -Regime vorangetrieben worden war? Gelegentlich wird Truman vorgeworfen, er habe sich auch von seinem Hass auf die »Japs«, also von rassistischen Beweggründen, leiten lassen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang: Nicht deutschstämmige Amerikaner wurden während des Zweiten Weltkrieges in den USA in Internierungslager gesperrt, sondern Amerikaner japanischer Herkunft.
    Bis heute haben die USA und Japan sich nicht auf eine gemeinsame historisch fundierte Darstellung der Atombombenexplosionen von Hiroshima und Nagasaki verständigt. Die jeweils eigene Sicht auf dieses welthistorische Ereignis vor 60 Jahren bleibt noch immer den unterschiedlichen politischen Interessen unterworfen. Die meisten deutschen Geschichtsbücher für den Schulunterricht übernehmen dabei die amerikanische Version. Das heißt, die Atomschläge werden aus militärischer Sicht gerechtfertigt. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um eine politisch motivierte Massenvernichtung von Menschen. Auch heute erleben wir, dass das Leben von Menschen für vermeintlich hehre politische Ziele geopfert wird und die wahren Beweggründe verschleiert werden. Jüngstes Beispiel dafür ist der Irak-Krieg der USA .
    Mit dem ersten Einsatz von Atombomben vor sechs Jahrzehnten wurde eine Grenze überschritten, die eng mit der Zukunft der Menschheit zu tun hat, genauer: ihr Überleben infrage stellt. Deswegen ist die Botschaft von Hiroshima nicht nur wichtig, sie ist unverzichtbar und noch aktueller als in den 1980er Jahren. Die Perspektive der Atombombenopfer – in diesem Fall handelte es sich um Kinder, die überlebten – muss dabei an vorderster Stelle stehen.
    Hermann Vinke
Berlin im März 2005
    1 Florian Coulmas, Hiroshima – Geschichte und Nachgeschichte, München 2005, S. 64
    2 Coulmas, a. a O., S. 27 f.



Kein neues Abziehbild des Grauens
    Vorwort zur Ausgabe von 1982
    Über das Hiroshima von 1945 gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, auch einige in deutscher Sprache. Zu den erschütterndsten Zeugnissen des ersten Atomschlages gegen Menschen – der Abwurf auf die japanische Stadt Nagasaki folgte wenige Tage nach der Atomexplosion von Hiroshima – gehören die Schilderungen von etwa 3000 Kindern, die ihre Leiden und ihre Erlebnisse Anfang der fünfziger Jahre auf Bitten des japanischen Pädagogikprofessors Arata Osada aufgeschrieben haben.
    Professor Osada, selber ein Opfer der Atombombe, wollte Material für eigene Recherchen sammeln. Als er jedoch las, was die Bombe gerade bei den Kindern von Hiroshima angerichtet hatte, mochte er ihre Berichte nicht einfach einer Schublade anvertrauen. Im Herbst des Jahres 1951 brachte Osada insgesamt 105 Schilderungen unter dem Titel Genbaku no Ko , »Die Kinder der Atombombe«, heraus. Das war zu einem Zeitpunkt, als Bücher über Hiroshima – wenn überhaupt – nur unter großen Schwierigkeiten erscheinen konnten. Während der amerikanischen Besatzungszeit bis Frühjahr 1952 unterlagen alle Veröffentlichungen einer strengen Zensur, sodass über das Geschehen am 6. August 1945 nur wenig an die breite Öffentlichkeit gelangt war.
    Ein Teil der von Professor Osada herausgebrachten Be-richte, und zwar insgesamt 20, erscheinen in diesem Buch in deutscher Übersetzung.
    Darunter sind einige, bei denen ich mich gefragt habe, ob man sie bei den grauenhaften Einzelheiten und der tiefen Verzweiflung überhaupt Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorlegen darf. Denn Sinn einer solchen Veröffentlichung kann es nicht sein, ein weiteres Abziehbild des Grauens zu liefern, das man sich ansieht und nach dem Erschaudern wieder zur Seite legt. Es gilt vielmehr klarzumachen, dass eindeutig politischer Wille zum Hiroshima von 1945 geführt hat und auch heute, in unserer Gegenwart, zu neuen Hiroshimas führen kann.
    Deshalb werden in diesem Buch die Berichte der »Kinder der

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