Als die erste Atombombe fiel
japanischen Stadt abzuwerfen. Zum ersten Mal sollte die neue Waffe im Krieg, das heißt gegen Menschen, eingesetzt werden.
(Abb. 2) Die »Enola Gay«, startklar für den Sondereinsatz gegen Japan. Von dieser Maschine des Typs Boeing B-29 wurde die Atombombe über Hiroshima abgeworfen. (oben)
Das ist »Little Boy«, die für Hiroshima vorgesehene Atombombe mit dem harmlos klingenden Decknamen »Kleiner Junge«; im Vergleich zu den heute einsatzbereiten Nuklear-Sprengkörpern eine kleine Atomwaffe, aber stark genug, eine ganze Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Drei Atombomben waren im Sommer 1945 einsatzbereit, zwei davon wurden gegen Japan eingesetzt. (unten)
Mit einem gigantischen Aufwand an Geld und wissenschaftlicher Anstrengung waren die ersten nuklearen Sprengsätze in den Vereinigten Staaten entwickelt worden. Im Sommer 1945 standen drei Exemplare davon zur Verfügung. Für Deutschland kamen sie zu spät, denn dort war der Krieg bereits zu Ende. Aber Japan sollte die neue gefährliche Waffe zu spüren bekommen, obwohl das Land ebenfalls bereits weitgehend zerstört war. Nur noch einige fanatische Militärs in Tokio suchten die Kapitulation hinauszuzögern.
Am 2. August 1945 lag der Befehl aus dem Weißen Haus in Washington auf Tinian vor. Er war exakt abgefasst: Am 6. August sollten die städtischen Industriegebiete von Hiroshima durch die Atombombe vernichtet werden. Der Auftrag des Präsidenten löste auf der kleinen Pazifikinsel hektische Aktivität aus. Alle technischen und organisatorischen Voraussetzungen der Operation wurden erneut überprüft. Einen Tag vor dem geplanten Angriff nahmen die auf Tinian versammelten Physiker, Militärs und Flugspezialisten die Bombe noch einmal in Augenschein, nachdem sie zuvor einem Gottesdienst beigewohnt hatten, denn es war Sonntag.
Die Bombe hing in einem Unterstand an Ketten und wurde Tag und Nacht schwer bewacht. In einem Anflug von schwarzem, zynischem Humor hatte man ihr den Namen Little Boy (»kleiner Junge«) gegeben. Sie war 3,20 Meter lang, mit einem Durchmesser von etwa 70 Zentimetern, und wog 4500 Kilogramm. Der zylindrische Mantel umfasste einen ballgroßen, 60 Kilogramm schweren Urankern. Der spaltbare Kern war im Innern »wie ein kleiner Diamant in einem enormen Wattebausch« eingelagert; so hatte es der Physiker Robert Oppenheimer ausgedrückt, der als Wissenschaftler die Entwicklung der neuen Waffe leitete. In der Wüste von Neumexiko wurde sie im Sommer 1945 zum ersten Mal getestet.
Eine Chicagoer Wissenschaftlergruppe, die an dem Projekt beteiligt war, hatte noch einen letzten Versuch unternommen, den Einsatz von Atombomben gegen Japan zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Nach der Explosion in Neumexiko ahnten sie, welches Instrument der Zerstörung sie den Politikern in die Hand gegeben hatten. In einem Brief an Präsident Truman schrieben die 18 Wissenschaftler:
»… Mit allem Respekt bitten wir, den Einsatz von Atombomben, besonders gegen Städte, in Ihrer Instanz als Staatsoberhaupt nur unter den folgenden Bedingungen zuzulassen:
1. Den Japanern muss zuerst Gelegenheit gegeben werden, unter Bedingungen zu kapitulieren, die ihnen die Möglichkeit eines friedlichen Fortlebens in ihrem Mutterland gewährleisten.
2. Zuvor muss eine überzeugende Warnung ausgesprochen werden, dass einer Ablehnung der Kapitulation die Anwendung der neuen Waffe folgen wird.
3. Unsere Verbündeten müssen die Verantwortung für die Anwendung von Atombomben mittragen.« 5
Ob dieser Appell den Präsidenten jemals erreicht hat, ist bis heute ungeklärt. Wenn ja, dann hätte er Truman wohl trotzdem nicht mehr von seinem Entschluss abgebracht, die Atombombe einzusetzen. Die Faszination, eine Waffe von nie da gewesener Zerstörungskraft in der Hand zu haben, blockierte die letzten Chancen, auf ihre Anwendung zu verzichten.
Am 6. August 1945, kurz nach Mitternacht, nahm die verhängnisvolle Operation ihren Lauf. Von der Startbahn auf der Insel Tinian, die noch von den Japanern gebaut worden war, hoben um 1.37 Uhr drei Wetterbeobachtungsflugzeuge ab. Sie sollten die klimatischen Bedingungen über Hiroshima, Kokura und Nagasaki erkunden. Hiroshima war vom Präsidenten als Angriffsziel bestimmt worden, aber im Falle von Nebel würde an diesem Tag über einer der beiden anderen Städte die Bombe zur Explosion gebracht werden. Um 2.45 Uhr erhielt auf Tinian die Enola Gay Starterlaubnis; sie hatte eine todbringende Fracht an Bord, die Little Boy. Zur
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