Als die Roemer frech geworden
Augustus, wie er auch im Osten schon bekannt war. 6 Als Vorbereitung für die Offensiven führte er auch in üblicher Weise einen Zensus (eine Steuerschätzung der Bevölkerung)
durch.
Ein weiterer Einfall der Sugambrer im Jahr 12 v.Chr. bildete dann den Anlass und die rechtliche Grundlage, die längst geplanten
Invasionen als „gerechten Krieg“ in Angriff zu nehmen. Von Anfang an schlossen die großräumigen Offensiven den gesamten Siedlungsraum
der Rhein-Wesergermanen sowie der Nordsee- und Elbgermanen (bis zur Elbe) ein, und zwar gleichzeitig von Mainz und Xanten
aus sowie über die Nordseeströme.
|32| Die Drususoffensiven
Im Jahr 12 v. Chr. stieß Drusus vom Niederrhein aus und mit der Flotte über die Nordseeströme ins Chaukengebiet vor, während
weiter im Süden andere Heereseinheiten aktiv waren. Ein Jahr später zog eine Heeresgruppe unter Leitung des römischen Oberbefehlshabers
entlang der Lippe bis zur Weser und von dort ins Gebiet der Cherusker. Doch dann wurde die beständige Achillesferse der römischen
Offensiven im rechtsrheinischen Gebiet offenbar, die den geographischen Gegebenheiten und dem Klima geschuldet war: Auf dem
Rückzug am Ende der Feldzugssaison geriet der Heerbann unter den schwierigen Wetterbedingungen wegen der schlechten Wege in
eine Krise. Das war der strategische Vorteil der Gegner, den später Arminius systematisch ausnutzen sollte.
Die großen Marschlager dieser Offensivphase im sogenannten Oberardenhorizont sind – wie z. B. Oberarden selbst mit 54 ha –
insbesondere an den Einfallstraßen etwa entlang der Lippe errichtet worden, um Heeren von drei bis vier Legionen für den Vormarsch
kurzfristigen Schutz zu bieten. Lager dieser Zeit, wie das Versorgungslager Rödgen in der Wetterau oder das Lager in Dangstetten,
wurden nach dem Unfalltod des Drusus und der Unterwerfung der Germanen 8 v.Chr. systematisch aufgelassen.
Diese Marschlager wurden in der Folge durch kleinere, rechteckig-regelmäßige, für eine längere Dauer konzipierte Lager wie
Haltern mit 18 ha entlang der Lippe ersetzt. Das weiter östlich gelegene Lager Anreppen mit 23 ha gehört ebenfalls dem „Halternhorizont“
an, wenn auch beide Lager nicht ganz deckungsgleich in der Belegungsdauer sind, vielmehr nur grob der Zeit der römischen Eroberung
zwischen 7 v. und 9 n. Chr. angehörten.
Die zeitliche Einordnung der Lager Oberarden und Anreppen ist weitgehend abgesichert durch dendrochronologisch auswertbare
Bauhölzer. Bei anderen Lagern müssen andere Erwägungen hinzugezogen werden: Terra Sigillata und Münzen. Die Münzfunde – neben
der Edelmetallprägung das sogenannte Soldatengeld – geben mit ihren unterschiedlichen |33| Schwerpunkten wichtige Anhaltspunkte für die Datierung dieser Lager. Da antike Prägungen immer Bedarfsprägungen sind, hat
man zwischen Prägung und Ausgabe nur einen ganz geringen Zeitraum zu veranschlagen. 7 Das ist ganz besonders für die Datierung der Lager der Zeit der Okkupation und der Varus-Statthalterschaft zwischen 8 v.
Chr. und 9 n. Chr. wichtig, und nicht zuletzt für die Einordnung der militärischen Auseinandersetzungen, deren archäologischen
Spuren man bei Kalkriese, Osnabrück, gefunden hat.
Das Verhältnis zwischen Edelmetallmünzen und Kupfergeld ermöglicht Aussagen über das Ereignis: Während bei den systematisch
aufgelassenen Lagern Funde von Gold- und Silbermünzen eher selten sind, findet man „Barschafts-“ oder Hortfunde mit hohem
Anteil an Edelmetallen gegenüber dem „Kleingeld“ oder „Soldatengeld“ aus Kupfer dort häufig, wo es den Soldaten nicht mehr
gelungen ist, ihre wertvollen Ersparnisse wegzuschaffen. Da ein solcher Befund im Engpass von Kalkriese vorliegt – wie auch
in Pompeji, das bekanntlich beim Vesuvausbruch 79 n. Chr. untergegangen ist –, hat demnach dort eine Katastrophe stattgefunden,
bei der eine römische Armee mitsamt Tross den germanischen Angreifern unterlegen war.
Die Lager am Rhein – vor allem bei Xanten und Mainz – erfüllten als Hauptbasen strategisch einen doppelten Zweck: Sie dienten
dem Schutz der gallischen Provinzen und der Absicherung der germanischen Eroberungen.
Im Jahr 10 auf 9 v. Chr. zog die Heeresabteilung, die Drusus befehligte, über den Main gegen die Chatten sowie gegen die Markomannen
und Quaden, die zur Suebengruppe gehörten. Der Heerzug, der bis zur Elbe gelangte, ist neuerdings ebenfalls archäologisch
fassbar: In
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