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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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    Ein wesentlicher Bestandteil des Aktionsplans der Verschwörer unter der Führung des Arminius war, dass man Varus von den herkömmlichen |14| Trassen, die die römischen Armeen entlang der Lippe-Linie für Hin- und Rückmarsch zu nehmen pflegten, weglockte. Dazu sollten
     sich Stämme, die weit entfernt siedelten, zum Schein erheben. Diese Stämme mussten sich außer Reichweite jeder anderen römischen
     Armee befinden, also weiter im Norden, sodass nur Varus dafür infrage kam, die Rebellen mit einem Umweg auf dem Weg nach Xanten
     wieder zu unterwerfen.
    Zuvor schon hatte Varus bereitwillig Truppen auf Anfrage ausgesandt. Während diese versprengten Einheiten massakriert wurden,
     gaben die Anführer der Verschwörer dem Statthalter gegenüber vor, sie würden den Heerbann nur verlassen, um die Auxiliar-
     und Bundesgenosseneinheiten der Stämme zur Unterstützung heranzuführen.
    Das taten sie auch, doch in feindlicher Absicht. Als der erste unerwartete Angriff tief im unwegsamen Waldgebiet auf die orientierungslose
     römische Armee erfolgte, war es zu spät. Die Falle war zugeschnappt.

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    |15| Rhein oder Elbe – Defensive oder Expansion
    A ls die Römer frech geworden
    Zogen sie nach Deutschlands Norden,
    Vorne beim Trompetenschall
    Ritt der Generalfeldmarschall,
    Herr Quinctilus Varus. 1
    Die augusteische Germanienpolitik lässt sich unter drei Fragestellungen fassen. Zunächst geht es um die zeitlichen und inhaltlichen
     Abhängigkeiten der römischen Offensiven rechts des Rheins und damit auch um die Ziele. Sodann stellt sich die Frage, inwieweit
     die Römer nach der Unterwerfung der germanischen Stämme ihre Zielsetzungen als erfüllt betrachten konnten und welches Beherrschungskonzept
     sich daran anschloss. Drittens ist zu erörtern, wie es zur
Clades Variana
, zur Varuskatastrophe, kam und welche Konsequenzen sich aus der Niederlage des Varus und in der Folge aus der Abberufung
     des Germanicus ergaben.
    Zuerst also soll eine Einordnung der Germanienpolitik in den Gesamtrahmen der augusteischen Außenpolitik und der römischen
     Rheinpolitik seit Caesar erfolgen. Sie ist die notwendige Voraussetzung zum Verständnis der römischen Offensiven im rechtsrheinischen
     Raum.
     
     
    |16| Der neue Monarch und seine Machtgrundlage
     
    Die Übernahme der Herrschaft im Jahr 27 v. Chr., nach dem Sieg über den letzten innenpolitischen Konkurrenten, stellte sich
     als Machtdelegation auf Zeit vom Senat bzw. der Volksversammlung auf Octavian Augustus dar. Der Princeps, der nur durch sein
     persönliches Ansehen und seine Bewährung die Standesgenossen überragte, regierte innenpolitisch zunächst mithilfe der wiederholten
     Bekleidung des höchsten Amtes, des Konsulates, später durch die kunstvolle Kombination von Kompetenzen, die den traditionellen
     republikanischen Ämtern entliehen waren. Ganz wesentlich für die Dauerhaftigkeit seiner monarchischen Position im Staat sollte
     aber der Erfolg bei der Befriedung Italiens und besonders der Provinzen nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges werden. Dafür erhielt
     er auf Zeit eine statthalterliche Befehlsgewalt
( imperium proconsulare
) über alle noch unbefriedeten Provinzen. Zunächst waren es fünf Provinzen, am Ende seiner Regierungszeit 19 Provinzen, dazu
     zwei germanische Militärdistrikte, auf die er so Zugriff erhielt. Später, ab dem Jahr 23 v. Chr., wurde diese Befehlsgewalt
     noch ausgedehnt. Sie war fortan übergeordnet
( impe
rium
proconsulare maius
): Auch die senatorischen Statthalter der (schließlich kontinuierlich zehn) „öffentlichen“ Provinzen, die vom Senat verwaltet
     wurden, waren dem Princeps untergeordnet.
    Während sich formal der Vorgang des Jahres 27 v. Chr. als eine |17| Machtaufteilung zwischen dem Senat und dem Princeps auf Zeit ausgab, wirkte sich de facto die Machtdelegierung in der beschriebenen
     Form allein zugunsten des Augustus aus, denn in den unbefriedeten Provinzen standen bis auf wenige Ausnahmen alle Legionen.
    Der Vorteil der jetzt legalisierten Macht des Augustus war auch gleichzeitig die entscheidende Schwäche: Rechtlich konnte
     das Privileg der außerordentlichen Machtausübung nur so lange bestehen, wie die Aufgabe, die Befriedung im Innern und die
     Absicherung nach außen, gewährleistet war. Mit jeder kleinen Störung in diesem „deal“, bei jeder kleinen Niederlage und bei
     jedem kleinen Missgeschick wackelte die Macht des Princeps insgesamt.
    |16| Princeps oder der Erste unter

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