Als die Roemer frech geworden
v. Chr. als Begründung angegeben.
Die Oikumene
Seit dem Aufkommen der Lehre von einer Weltkugel hat sich in der Antike die Vorstellung durchgesetzt, dass es symmetrisch
um den Äquator gruppiert mehrere Weltinseln (oikumenai) gebe. Diese Weltinseln trennten den bewohnten von dem unbewohnten
Bereich ab. Das Gebiet des Mittelmeers und die angrenzenden Bereiche bis zu den Gestaden des Ozeans wurden als eine Oikumene
betrachtet – Britannien gehörte also nicht dazu –, welche die Römer unter dem Begriff orbis terrarum (Erdkreis) politisch
mit ihrem Herrschaftsgebiet gleichsetzten. Für den Anspruch, die Oikumene zu beherrschen, gab es griechische Vorbilder (insbesondere
Alexander den Großen).
Zumeist dienten Offensiven aber dem übergeordneten Ziel der Befriedung oder der Grenzsicherung. Sie waren in dieser Hinsicht
(!) auch begrenzt. Auszunehmen sind die Ambitionen ehrgeiziger Feldherrn aus der Familie des amtierenden Princeps, die teilweise
wie die Potentaten der ausgehenden Republik mit ganz persönlichen Zielsetzungen auftraten: Dazu zählten insbesondere Drusus
und sein Sohn Germanicus, deren mitunter pathetisch zur Schau gestelltes politisches Selbstverständnis den Direktiven ihrer
Principes jedoch letztlich eindeutig untergeordnet blieb.
Die römische Weltherrschaft (bezogen auf die antike Mittelmeeroikumene) führte nach römischem Verständnis zu einer Friedensordnung
( Pax Augusta
), die aus Siegen gewonnen war
( parta victoriis pax
). Ein solches Verständnis duldete zumindest keinen Gebietsverlust. Solche Verluste bedrohten das Renommee und damit mittelbar
auch die Macht des Monarchen selbst und mussten daher umständlich interpretiert werden. Im Ganzen aber waren die Principes,
besonders die starken fähigen Herrscher, bei ihren Offensiven kontrolliert, nicht uferlos, verfolgten feste Ziele, indem sie
diese stets dem |23| innenpolitischen Auftrag der Befriedung und Grenzsicherung unterordneten.
Oft sind die außenpolitischen Aktivitäten auf aktuelle innenpolitische Konstellationen zu beziehen, mitunter sogar unmittelbar
mit diesen verknüpft: So wurde der als Krieg gegen einen äußeren Feind stilisierte Kampf gegen Antonius und Kleopatra nach
der Rückkehr des siegreichen Octavian im Jahr 29 v. Chr. gefeiert, wobei Octavian immer näher an die göttliche Sphäre ge-
und damit den möglichen innenpolitischen Konkurrenten entrückt wurde.
Im Jahr 25 v. Chr wurde der Janustempel symbolisch geschlossen, um die vermeintlich glückliche, wenn tatsächlich auch nicht
erreichte Befriedung Spaniens zu feiern und damit innenpolitisch zu instrumentalisieren. Im Jahr 20 v. Chr. wurde die Einigung
mit dem Partherreich über die Rückgabe der Feldzeichen, die 53 v. Chr. bei Carrhae schmählich verloren worden waren, und der
noch lebenden Gefangenen zu Hause propagandistisch als Triumph gefeiert.
Nach einer Phase der innenpolitischen Konsolidierung, die mit einer Neustrukturierung der Kompetenzen des Princeps verbunden
war, und im Zusammenhang der (nun endlich geglückten) Befriedung Spaniens wurde im Jahr 17 v. Chr. ein neues
saeculum
mit umfangreichen Festveranstaltungen eingeleitet. Damit reaktivierte Augustus eine alte republikanische Sitte, die auch die
Kaiser nach ihm imitierten, wenn sie die ordnende Qualität und Stabilität des eigenen Regiments dokumentieren wollten, das
gleichsam den Anfang eines goldenen |24| Zeitalters der Prosperität markieren sollte. Mit dem neuen
saeculum
schien – ein kennzeichnendes Beispiel des engen Zusammenhangs von Innenpolitik und Außenpolitik – das mächtige Reich unter
der fähigen Führung von Augustus nun auch in der Lage zu sein, durch eine Offensive in Germanien die unruhigen Nordgrenzen
zu befrieden.
|23| Ein neues Zeitalter
Nach ursprünglich etruskischer Vorstellung ist das saeculum ein von einem göttlichen Zeichen angezeigter Zeitabschnitt, der
gewöhnlich 100 Jahre dauerte. Die neuen saecula wurden mit Festlichkeiten begangen, um das neue Zeitalter zu begründen. Augustus
und Claudius haben 17 v. Chr. und 47 n.Chr. nach Fälschung der Festkalender (Fasti) neue saecula festlich begangen, um die
mit diesen Festlichkeiten verbundenen sakralen Weihen für ihre Herrschaft innenpolitisch umzumünzen.
|24| Als im Jahr 8 v. Chr. die Unterwerfung der nordgermanischen Stämme erreicht war, wurde die geheiligte Stadtgrenze Roms, das
pomerium
, erweitert. Auch das war ein alter republikanischer Ritus, den
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