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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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ist der Maulwurf! Da ist der Maulwurf!«
Sie brachen ihre Unterhaltung ab, und der Fuchs und der Dachs schauten sich erstaunt an. Rasch gingen sie zu den anderen zurück, die alle ganz am Rand der Insel standen, die Hälse über das Wasser gereckt, ohne auf die Gefahr zu achten, jeden Moment hineinzufallen. Drüben auf dem Festland brannte es nur noch an zwei Stellen. Einer der Feuerwehrmänner, der offensichtlich erst vor kurzem dort eingetroffen war, hatte seine Jacke ausgezogen und wischte sich die Stirn ab. Er hatte seine Jacke ziemlich nachlässig zusammengeknüllt auf die aschenbedeckte Erde geworfen. Aus einer der tiefen Taschen war der Maulwurf halb hervorgekrochen und sah sich jetzt kurzsichtig um.
Der Mann hatte die aufgeregten Schreie der Tiere, die für ihn sowieso nur nach einem Chor aus Gebell und Gequieke geklungen hätten, glücklicherweise nicht gehört, aber der Fuchs befahl den anderen sofort, still zu sein.
Die Spannung wurde fast unerträglich für sie, als sich der Maulwurf, der nicht so aussah, als hätte er es sonderlich eilig, aus der Tasche hievte und von der Jacke auf den Boden stieg.
»Er wird sich verbrennen!« sagte der Waldkauz. Aber der Maulwurf schien nichts zu spüren und begann ziellos auf der aschenbedeckten Erde herumzuwandern.
»Rasch, Turmfalke und Waldkauz, ich flehe euch an, fliegt hoch in die Luft und lenkt den Mann ab!« sagte der Fuchs eindringlich. »Ich werde versuchen, zum Maulwurf hinüberzurennen.«
Die Vögel schauten sich einen Augenblick lang an, dann flogen sie gemeinsam auf und stießen ihre lautesten Schreie aus.
»Huu-huu-huuuu!« rief der Waldkauz. »Kii-kii-kii-kii-kii!« kreischte der Turmfalke und schoß wie ein Pfeil weit hinauf in den Himmel, um dann kerzengerade wieder nach unten zu tauchen. Der Mann, der in einer Hand noch immer sein Taschentuch hielt, schaute in den wolkenlosen Himmel hinauf. Der Turmfalke und der Waldkauz umkreisten einander unentwegt wie zwei riesige Mücken, während sie immer noch so laut wie möglich kreischten und schrien. Ein Auge auf den Mann gerichtet, trat der Fuchs hinunter auf den Damm und rannte auf das Ufer zu. Die beiden Vögel machten weiterhin einen derartigen Krach, daß man das Platschen des Fuchses nicht hören konnte.
Er erreichte die andere Seite ohne Zwischenfall, und sofort wurde ihm klar, warum der Maulwurf so unbekümmert über die verbrannte Erde gelaufen war. Die riesigen Wassermengen aus den Schläuchen hatten die Oberfläche stark abgekühlt, und obwohl der Boden immer noch warm war, fühlten sich die weichen Aschenreste an den Füßen ausgesprochen angenehm an. Das ermutigte den Fuchs. Mit ein paar Sätzen war er beim Maulwurf angekommen.
Bei dem plötzlichen Auftauchen des Fuchses begann der Maulwurf kleine zwitschernde Schreckenslaute auszustoßen. Er kletterte rasch auf den Rücken des Fuchses, und dieser wandte sich sofort wieder zum Damm.
In diesem Augenblick begannen die Augen des Mannes, der zu den beiden Vögeln hinaufgestarrt hatte, zu tränen, und er war gezwungen, den Blick zu senken. Aus dem Augenwinkel sah er verschwommen eine Gestalt vorbeihuschen, und als er sich umwandte, konnte er sehen, wie der Fuchs mit seinem Passagier ins Wasser sprang und zur Insel zurückrannte. »Also, da soll mich doch...!« brummte er und ging rasch zum Rand des Wassers, um besser sehen zu können. Er bemerkte die unter Wasser verlaufende Landzunge und entdeckte bald darauf an ihrem Ende die kleine Tiergruppe auf der Insel.
»All-mäch-ti-ger Him-mel!« rief er laut und drehte sich dann zu seinen Kollegen um. »Schnell, Männer, kommt und schaut euch das an! Da drüben ist ein kompletter Zoo! Seht euch das mal an!«
Die meisten anderen Männer gesellten sich sofort zu ihm, nur zwei blieben zurück, um auf die Überreste des Feuers einzuschlagen. Die Männer standen in einer Reihe am Wasser und starrten mit weit aufgerissenen Augen die Tiere an, die sich auf der Insel versammelt hatten. Während sie dastanden und kein Wort hervorbrachten, ließen sich der Waldkauz und der Turmfalke vom blauen Himmel fallen und landeten zwischen ihren Freunden.
»Es ist - unheimlich«, flüsterte einer der Männer. »Wo sind sie hergekommen?«
Die Tiere, die endlich wieder vereinigt waren, sahen die Menschen mit einem Gefühl der Zusammengehörigkeit an. Hinter den Männern, zu denen sich jetzt auch die beiden letzten gesellt hatten, stand die riesige rote Maschine wie ein schlafendes Ungeheuer, umgeben von einer schwarzen und

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