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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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würde sie verstehen.«
Während die Tiere zusahen, wie die Flammen durch die Bemühungen der Feuerwehrleute nach und nach verlöschten, fühlten viele von ihnen vielleicht zum ersten Mal eine außergewöhnliche Verwandtschaft mit den Menschen, die genau wie sie selbst den Wunsch hatten, das Feuer, ihr gemeinsamer Feind, möge verlöschen. Doch sie verstanden alle, daß diese Verwandtschaft von kurzer Dauer sein mußte. Denn sobald das Feuer besiegt war, stellte gerade diese unmittelbare Nähe der Menschen die Tiere vor ein neues Problem. Solange die Männer sich auf der anderen Seite des Dammes aufhielten, war der sicherste Fluchtweg der Tiere blockiert.
Der Fuchs wandte sich zum Dachs und sah, daß seine Augen auf ihm ruhten. Sie spiegelten seine eigenen Gedanken wider. Der Fuchs bedeutete seinem Freund, mit ihm beiseite zu treten, und winkte auch den Waldkauz und den Turmfalken zu sich heran. »Ich glaube, wir müssen alle schwimmen«, sagte der Fuchs.
»Nicht alle, natürlich«, korrigierte ihn der Waldkauz unnötigerweise. »Aber ich sehe, was du meinst. Die Menschen sind für unseren Geschmack viel zu nahe.« »Es gibt immer noch einen Punkt, der für uns spricht«, wandte der Dachs ein. »Sie haben uns noch nicht entdeckt.«
»Darauf solltest du dich nicht verlassen«, warnte ihn der pessimistische Kauz. »Im Augenblick sind sie zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, um sich umzusehen. Ich glaube, wir sollten uns nichts vormachen. Es gibt praktisch keinerlei Deckung auf der Insel. Sobald sie das Feuer gelöscht haben, wird man uns entdecken.« »Der Waldkauz hat recht«, stimmte der Fuchs zu und nickte grimmig mit seinem kastanienbraunen Kopf. »So, wie ich es sehe, haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können über das Wasser hinweg zu einer anderen Seite des Sumpfes schwimmen, oder wir können warten, bis das Feuer verlöscht ist, und dann über den Damm zurückrennen.«
»Direkt unter ihrer Nase?« fragte der Turmfalke erstaunt.
»Das Überraschungsmoment gibt uns vielleicht genau die paar Minuten, die wir brauchen, um hier wegzukommen«, antwortete der Fuchs. »Noch besser«, schlug der Dachs vor, »die Vögel könnten ein Ablenkungsmanöver starten - ich weiß nicht genau, wie -, und dann können wir vielleicht vorbeischlüpfen, ohne daß sie uns sehen.« »Ich fürchte, ihr vergeßt zwei sehr wichtige Punkte«, sagte der Waldkauz etwas wichtigtuerisch. »Zuerst einmal müßt ihr mehrmals auf dem Damm hin- und hergehen, bis wieder alle auf dem Festland sind: genau wie vorher, als ihr auf die Insel gekommen seid. Zweitens wird die Erde einige Zeit lang glühend heiß bleiben, selbst wenn das Feuer gelöscht ist. Keiner von euch könnte sie betreten, und was die Kreuzotter betrifft - nun, sie würde bei lebendigem Leib geröstet.« »Natürlich«, brummte der Fuchs. »Ich muß sagen, Kauz«, fügte er nach einem Augenblick hinzu, »dein Verstand ist von allergrößtem Wert für uns.« Auf dieses Kompliment hin sagte der Waldkauz lediglich: »Ich will nur helfen«, aber es gelang ihm nicht ganz, seine Selbstgefälligkeit zu verbergen. »Was würdest du vorschlagen?« fragte ihn der Fuchs. »Wenn alle von euch gute Schwimmer wären und wenn wir keine Jungen dabeihätten, dann würde ich ohne Zögern vorschlagen, sofort loszuschwimmen«, antwortete der Waldkauz. »Aber selbst die ausgewachsenen Igel und das Wiesel hatten die allergrößten Schwierigkeiten, zur Insel zu schwimmen. Deshalb glaube ich, daß euch nur eine Möglichkeit bleibt. Ihr müßt einfach hierbleiben und auf die Gutmütigkeit der Menschen vertrauen oder darauf, daß sie nach ihrer anstrengenden Arbeit zu erschöpft sind, um sich um eine Handvoll Tiere zu kümmern.«
Der Dachs und der Fuchs wußten, daß sie dieser Feststellung des Kauzes nichts entgegensetzen konnten. »Aber obwohl ich sicher bin, daß du die Situation richtig erkannt hast«, fügte der Turmfalke hinzu, »gibt es immer noch die Möglichkeit, daß wir Vögel, wie der Dachs vorgeschlagen hat, die Menschen ablenken.« »Aber sicherlich nur für ein paar Minuten«, wandte der Waldkauz ein.
»Aber vielleicht können wir ihre Aufmerksamkeit erwecken und sie dazu bringen, daß sie uns weit genug folgen, damit die anderen ungestört fliehen können.« »Das scheint mir recht unwahrscheinlich.« Der Waldkauz zuckte die Flügel.
»Es ist einen Versuch wert«, sagte der Turmfalke spitz und ein wenig ärgerlich.
Während die vier debattierten, erreichte ein Jubelgeschrei ihre Ohren. »Da

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