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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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aschengrauen Fläche. Das Feuer war gelöscht.
Und so standen die beiden Gruppen einander gegenüber: die Menschen starrten die Tiere an, und die Tiere starrten zurück. Und beide fragten sich, wer sich wohl zuerst rühren würde.

11
Das Unwetter
    Während die Tiere und die Männer damit beschäftigt gewesen waren, das Vordringen des Feuers zu beobachten oder aufzuhalten, hatten sie nicht gemerkt, daß sich eine dunkle Wolkengruppe langsam auf sie zu bewegte. Nur der Turmfalke hatte die Wolkenbank gesehen, als er mit dem Waldkauz am Himmel gekreist war, aber er war sich nicht darüber im klaren gewesen, was dies bedeutete. Jetzt, wo die Tiere auf ihrer kleinen Insel standen und sich fragten, ob ihnen denn schon wieder eine Gefahr drohte, konnte man das erste Donnergrollen hören.
    Die Männer sahen einander fragend an und blickten dann nach oben. Erst jetzt bemerkten sie die sich zusammenballenden Wolken. Die bisherige sanfte Brise hatte sich in einen kräftigen Wind verwandelt, und so schoben sich die Wolken rasch heran. Das Ende der langen Trockenheit war gekommen. Es dauerte nur ein paar Minuten - die beiden Gruppen standen einander immer noch etwas unsicher gegenüber -, bis die ersten schweren Regentropfen auf die verbrannte Erde fielen. Das Donnergrollen wurde lauter und lauter, es wurde ständig dunkler. Die Sonne war hinter den Wolken verschwunden. Schließlich zuckten die ersten Blitze über den dunklen Himmel, und es begann kräftig zu regnen.
    Die Tiere fühlten die willkommene Nässe auf ihren Körpern. Die Kröte, die sich immer freute, wenn feuchtes Wetter herrschte, sprang fröhlich vom Ufer ins Wasser und paddelte glücklich auf und ab. Die Männer, die sich noch Minuten vorher über den Regen gefreut hätten, benahmen sich jetzt instinktiv so, wie sich alle Mitglieder der menschlichen Rasse in einer derartigen Situation benehmen. Sie rannten in allen Richtungen davon, um sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen.
    Dies war genau die Chance, auf die der Fuchs gewartet hatte. Hastig befahl er der Kröte, aus dem Wasser zu kommen und auf seinen Rücken zu steigen. Dann wies er den Maulwurf an, seinen
    Platz auf dem Rücken des Dachses einzunehmen.
»Und nun folgt mir!« sagte der Fuchs eindringlich. »So
schnell ihr könnt!«
Er sprang auf den Damm, gefolgt von den größeren Tieren. Der Fuchs und der Dachs rannten dreimal im heftigen Regen
hin und zurück, bis alle Tiere sicher auf dem Festland
angekommen waren.
»In welche Richtung müssen wir gehen?« fragte der Fuchs die
Kröte.
»Geradeaus«, antwortete diese. »Dann kommen wir zum Zaun
auf der anderen Seite des Militärgeländes. Dahinter liegen dann
die Felder. Dort müssen wir vorsichtig sein, aber es gibt viele
Verstecke.« So schlichen die Tiere mit nassem Fell und
gesenktem Kopf durch den Sturzregen. Nur die Kröte und die
Kreuzotter, die kein Fell hatten, um das sie sich sorgen mußten,
schienen es schön zu finden, den Regen zu spüren. Die Kröte
versuchte eine kleine Melodie zu quaken, um die anderen
aufzumuntern, aber das ohrenbetäubende Geräusch der
Donnerschläge erstickte leider ihre guten Absichten.
Der Waldkauz und die anderen Vögel flogen immer ein
kurzes Stück voraus und warteten dann, bis der Rest der Gruppe
eingetroffen war. »Das ist wirklich Pech«, bemerkte der
klatschnasse Dachs, als er wieder am Waldkauz vorbeikam.
»Zuerst das Feuer, und jetzt auch noch ein Sturzregen.« »Du
solltest daran denken, Dachs, daß der Regen uns genau die
Ablenkung verschafft hat, die wir gebraucht haben«, erklärte der
Waldkauz.
»Ja, ich glaube, wir sollten dankbar sein, daß wir so weit
gekommen sind und daß wir immer noch alle vereint sind.« »Ich habe von allen am meisten Glück gehabt«, sagte der
Maulwurf. »Mich hatte man schon aufgegeben.« »Dafür wäre
ganz allein deine Freßgier verantwortlich gewesen«, sagte der
Waldkauz streng. »Laß es gut sein«, sagte der Dachs. »Ich bin
sicher, daß er etwas daraus gelernt hat.« »Danke, Dachs«, sagte
der Maulwurf schüchtern. Der Waldkauz flog wieder voraus,
und die Tiere schwiegen eine Zeitlang.
Plötzlich sagte der Maulwurf: »Aber es stimmt nicht, daß wir
immer noch alle vereint sind.« »Die Eidechsen?« fragte der
Fuchs leise. »Ja.«
»Ich habe eigentlich gehofft, keiner würde sie erwähnen«,
sagte der Fuchs.
»Wenn ich sie nur hätte überreden können, mit uns
weiterzugehen«, meinte der Dachs unglücklich. »Ich wußte, daß
ihr Entschluß falsch war. Und

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