Als die Tiere den Wald verließen
Familie mitbringen. Schnell!«
Die Tiere sprangen auf die unter Wasser liegende Landzunge. Der Fuchs und der Dachs trugen ihre pelzige Last wie zwei graue Mäntel, die plötzlich zum Leben erwacht waren. Der Hase folgte, und hinter ihm kam seine Gefährtin. Jeder von den beiden trug ein Junges. Das Wasser bedeckte den Körper der Hasen völlig, nur Hals und Kopf ragten daraus hervor. Die Häschen, die sich mit den Zähnen am Hals ihrer Eltern im Pelz festkrallten, waren fast völlig untergetaucht. Die Kaninchen mit ihren noch kürzeren Beinen verschwanden sogar noch tiefer im Wasser. Die Erwachsenen konnten zwar gerade noch ihre Nasen, Augen und Ohren herausstrecken, aber die Jungen mußten unter der Aufsicht des Obersten Igels zurückbleiben und warten, bis der Fuchs und der Dachs sie holten. »Schnell, Fuchs!« rief der Turmfalke, der, die Augen auf das Feuer gerichtet, über ihnen schwebte. »Die Flammen rasen genau in unsere Richtung! Schnell! Schnell!«
Das Wiesel, das die Kaninchen in ihrer Not beobachtet hatte, wußte, daß das Wasser seinen flachen Körper ganz bedecken würde, wenn es versuchen sollte, auf dem Damm hinüberzugehen. So glitt es mit grimmiger Entschlossenheit in das dunkle Wasser und begann, auf die Insel zuzuschwimmen.
Die Kröte und die Kreuzotter gesellten sich zu ihm. Die Augen fest auf die kleine Insel gerichtet, von wo ihre Freunde sie anfeuerten, kämpften sich die drei wacker durch das Wasser.
Den Kopf aus dem Wasser gestreckt, schlängelte sich die Kreuzotter behende dahin. Als sie sich der Insel näherte, rannten der Fuchs und der Dachs gerade auf dem Damm zurück, um die dritte Gruppe zu holen. Der Dachs trug die jungen Kaninchen, und der Fuchs kümmerte sich um die kleinen Igel. Als sie an Land traten, fraß sich das Feuer von beiden Seiten auf sie zu. »Ihr müßt auch schwimmen!« keuchte der Fuchs, zu den erwachsenen Igeln gewandt. »Es bleibt uns keine Zeit, nochmals zurückzukommen.« Als er und der Dachs sich auf den Damm retteten, schlugen die Flammen über den Igeln zusammen, die nun gemeinsam ins Wasser hüpften.
Der Turmfalke ließ sich wie ein Stein vom Himmel fallen. Der Waldkauz und die Fasanen hatten sich schon lange zu ihren Freunden gesellt. Die Kreuzotter und die Kröte, beide ausgezeichnete Schwimmer, hatten schon bald trockenes Land erreicht. Jetzt waren alle Tiere dem Feuer entronnen, doch einige kämpften immer noch im Wasser. Auch die Igel und das Wiesel waren gute Schwimmer, aber ihre Füße verhedderten sich ständig in den Wasserpflanzen und im Schilf. Dadurch wurde der Weg zur Insel doppelt so anstrengend, aber sie halfen einander und sprachen sich Mut zu - auch alle Tiere, die schon auf der Insel waren, feuerten sie an -, bis schließlich der letzte tropfnaß aus dem Wasser auftauchte und an Land stieg.
Fast unbewußt drängten sich alle Tiere dicht aneinander, während sie den tanzenden Flammen jenseits des Wassers zusahen. In diesem engen Beieinander verspürte jedes einzelne von ihnen ein tröstliches Gefühl der Sicherheit und gegenseitigen Zuneigung. Der Fuchs faßte dieses Gefühl in Worte: »Angesichts der Gefahr«, sagte er, »ist es uns gelungen, zu einer Gemeinschaft zu verschmelzen. Wir sind alle Mitglieder dieser Gemeinschaft, und wir können nie mehr getrennt werden.«
Obwohl er die Worte leise sagte, lag in seiner Stimme doch eine Erregung, die auf alle anderen Tiere übergriff. Jedes einzelne von ihnen spürte, daß dieser besondere Augenblick stets von großer Bedeutung sein würde, was immer auf ihrer Reise auch geschehen mochte.
Dann hörten sie die Stimmen. Es waren die Stimmen von Menschen, die sich bei ihrem Kampf gegen das Feuer Richtungsanweisungen und Befehle zuriefen. Die Tiere sahen große dunkle Schatten mit Helmen und dicken Mänteln. Sie hielten riesige Schläuche, aus denen Wasser auf die Flammen spritzte. Andere Männer schlugen fortwährend mit dicken Schlegeln, an denen schwere feuerfeste Tücher befestigt waren, auf die Erde ein.
»Die Menschen werden diesen Kampf bald gewonnen haben«, erklärte der Waldkauz wissend. »Man kann schon sehen, daß die Flammen zurückweichen.« »All diese Zerstörung und dieses Entsetzen ist von einem einzigen törichten Menschen verursacht worden«, sagte die Kröte. »Und all das muß von diesen anderen Menschen, die gar nichts damit zu tun hatten, wieder in Ordnung gebracht werden.« »Es sind wirklich eigenartige Lebewesen«, stimmte der Dachs zu. »Ich habe noch nie behauptet, ich
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