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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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regelmäßig Regen. Solange die Kröte bestätigte, daß sie sich noch immer in der Nähe von menschlichen Behausungen befanden, hielten sie diesen Rhythmus ein. So vergingen die Tage, und sie näherten sich langsam dem Fluß. Schließlich kamen sie eines Nachts an dem letzten Bauernhaus auf dieser Seite des Flusses vorbei, und als sie bei Tagesanbruch Rast machten, konnten die Tiere die mit gelben Butterblumen gesprenkelten Wiesen sehen, die sich sanft zum Flußufer hinuntersenkten. Lange betrachteten sie dieses friedliche Bild. Dann fanden sie auf einer Wiese eine mit dichtem Gebüsch, mit Brennesseln und Ampfer bewachsene Ecke, wo sie den Tag verbringen konnten.
    Als sie sich zum Schlafen niederließen, fragte der Hase die Kröte, wie es auf der anderen Seite des Flusses aussah.
»Dort sind noch mehr Wiesen«, antwortete die Kröte. »Wenn wir die hinter uns haben, kommt, soweit ich mich erinnere, ein Stück Gemeindeland. Mach dir nur keine Sorgen, mir fällt sicher wieder alles ein, wenn ich es sehe.«
»Ist der Fluß sehr breit?« fragte die Wühlmaus. »Nicht sehr«, sagte die Kröte. »Keiner von uns wird beim Überqueren Schwierigkeiten haben. Nur ein paar Meter von dort, wo wir ankommen, gibt es eine Stelle, an der die Strömung ganz schwach ist. überlaßt es nur mir, ich werde schon dafür sorgen, daß wir alle an der richtigen Stelle hinüberkommen.« Damit waren alle zufrieden, und ohne weiteres Hin und Her bereiteten die Tiere sich darauf vor zu schlafen. Der Turmfalke erklärte, er habe keine Lust mehr, immer in der Dämmerung zu jagen, wo sein scharfer Blick ihm nicht mehr viel nutze. Er wolle die Gelegenheit nutzen, daß eben gerade die Sonne aufging. »Der arme Turmfalke«, meinte der Waldkauz mitfühlend. »Für mich ist die jetzige Regelung - nachts zu reisen und tagsüber zu schlafen - am günstigsten. Für ihn ist sie natürlich gar nicht gut. Dadurch werden seine normalen Gewohnheiten total umgekehrt.« »Wir müssen im Hinblick auf unsere Sicherheit vorgehen«, sagte der Fuchs. »Ich hätte auch nichts dagegen, zur Abwechslung einmal am Tag auf die Jagd zu gehen; aber für eine Gruppe ist es viel sicherer, im Dunkeln herumzustreifen und bei Nacht zu wandern.« »Die Abenddämmerung«, zischte die Kreuzotter, »ist die beste Zeit, um zu jagen. Ich habe festgestellt, daß dann die schmackhaftesten Leckerbissen unterwegs sind.« Dabei konnte sie es nicht lassen, den Feldmäusen einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen, der sie erzittern ließ. »Und dagegen habe ich ganz und gar nichts einzuwenden.«
Die größeren Tiere und der Waldkauz lachten, aber die Feldmäuse und die Wühlmäuse trippelten unruhig umher. Sie waren immer noch nicht sicher, ob die Schlange ihnen wohlgesonnen war, und sie waren mehr als glücklich über die Anwesenheit des Dachses und des Fuchses.
Als die Sonne höher stieg, erschienen Bienen und Schmetterlinge, die von einer Butterblume zur anderen schwirrten und sich auf den weißen Kleeblüten niederließen. Käfer, Heuschrecken, Ameisen und Ohrwürmer machten sich zwischen den Grashalmen zu schaffen, und der Morgen war erfüllt von ihrem Rascheln und Murmeln.
Die Tiere wurden von Schläfrigkeit befallen und schlössen dankbar die Augen.
    Ein weiterer Tag verging. Der Fuchs führte sie durch die kühlen Wiesen zur Böschung des Flusses. Sie blieben stehen und schauten hinab in das klare Wasser, in dem sich der dunkle Sternenhimmel widerspiegelte. Dann tranken sie gierig, bevor sie sich an die Überquerung machten.
    Die Kröte führte sie ein Stückchen stromaufwärts. Sorgfältig suchte sie nach der Stelle, an der sie beim erstenmal hinübergelangt war. Schließlich blieb sie stehen. »Ich bin sicher, daß es hier war«, sagte sie zuversichtlich. »Das Loch in der Böschung hier sieht genauso aus wie das, in dem ich mich beim letztenmal versteckt habe. Es muß dasselbe Loch sein.« Die Tiere drängten sich am Rand des Wassers zusammen, um den Fluß anzuschauen. »Du hast recht, Kröte«, erklärte der Fuchs. »Das Wasser hier scheint sich kaum zu bewegen.« »Es sieht sehr weit aus bis zum anderen Ufer«, quiekte die Oberste Feldmaus.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte die Kröte freundlich. »Ich gehe zuerst hinüber. Du kannst mir zuschauen. Ich bin etwa so groß wie du, und wenn ich es schaffe ...« »Du machst den Anfang«, befahl ihr der Fuchs. »Wir übrigen gehen dann alle zusammen ins Wasser und helfen einander. Viel Glück!«
    Die Kröte lächelte sie noch einmal an

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