Als die Tiere den Wald verließen
den Kindern im Nest sitzen, halten wir Männer am Abend manchmal eine Singstunde ab. Wir versammeln uns unter den Bäumen. Wenn ihr Lust habt, uns morgen abend unter den hohen Ulmen zu besuchen, dann könnten wir uns auch ein bißchen ausgiebiger unterhalten.«
»Ich bin sicher, daß alle Lust haben«, sagte der Fuchs. »Sehr freundlich von euch.«
»Bis morgen also«, sagte die alte Krähe und breitete die Flügel aus, um loszufliegen. »Bis morgen«, sagte der Fuchs.
15
Der Fluß
Die Tiere wurden von ihren neuen Freunden, den Krähen, so freundlich aufgenommen, daß keines von ihnen so recht Lust hatte, das Wäldchen zu verlassen. Die Tage verstrichen, frei von jeglicher Gefahr, und alle Mitglieder der Gruppe genossen es, daß sie das erste Mal völlig ungestört waren, seit sie den Farthing-Wald verlassen hatten.
Der Dachs fand einen alten unbenutzten Bau, von dem er einen Teil reinigte und als Quartier einrichtete. Die Kaninchen benutzten ein paar der anderen Räume. In den alten Gängen, die zu diesen Räumen führten, schliefen der Maulwurf, das Wiesel und der Fuchs. Die Wühlmäuse und die Feldmäuse richteten sich unter den freiliegenden Wurzeln eines alten Bergahorns ein, und die Kröte begnügte sich mit einem Marmeladeglas, das sie unter dem am Boden wachsenden Efeu fand. Die Eichhörnchen bauten sich natürlich aus alten Blättern und trockenen Zweigen Nester in den Wipfeln der Bäume, aber weit genug von der Krähenkolonie entfernt, damit sie ihre Ruhe hatten. Nur der Igel und die Hasen blieben auf der Erdoberfläche. Der Hasenvater hielt es für notwendig, seine Familie auf einem Lager aus trockenem Gras unterzubringen, ein gutes Stück von den Igeln entfernt, weil diese so furchtbar schnarchten.
Niemand wußte, wo die Kreuzotter sich versteckte. Das eine oder andere Tier stolperte gelegentlich über sie, wenn sie an einer warmen Stelle auf einer Lichtung ein Sonnenbad nahm, aber sie schien nie bewußt die Gesellschaft der anderen zu suchen. Der Turmfalke ging tagsüber auf dem offenen Land um das Wäldchen herum auf die Jagd und kehrte am Abend zurück. Wenn es dunkel wurde, unternahm der Waldkauz seine nächtlichen Streifzüge. Die beiden Vögel hielten die anderen Tiere über all das auf dem laufenden, was außerhalb des Wäldchens geschah und was eventuell die Weiterführung ihrer Reise gefährden konnte.
Jetzt, wo das möglich war, verfielen sie rasch wieder in ihre normalen Gewohnheiten: sie unternahmen Jagdzüge, fraßen und schliefen. Zur Abwechslung veranstalteten sie ab und zu ein Fest mit den Krähen oder unterhielten sich mit ihnen, und viele der Tiere begannen sich zu fragen, warum sie hier eigentlich wieder weggehen sollten.
Doch der Fuchs sah die Gefahr, daß sie sich von einem trügerischen Gefühl der Sicherheit einlullen ließen, denn er war ganz sicher, daß es einen Grund haben mußte, wenn in dem Wäldchen außer den Krähen keine Tiere lebten. So ging er eines Morgens, etwa zehn Tage nach ihrer Ankunft, durch das Wäldchen und trieb alle, auch die Kreuzotter, zusammen. Dann teilte er ihnen mit, sie sollten sich bis zur Abenddämmerung des nächsten Tages zur Abreise fertigmachen. An diesem Abend hielten sie ihren letzten Gesangsabend mit den Krähen ab, und obwohl diese sich bemühten, sie dazu zu überreden, noch ein Weilchen dazubleiben, nahmen sie Abschied von ihnen.
Zur vereinbarten Zeit versammelten sich die Tiere im Gebüsch. Als alle da waren, führte sie der Fuchs aus dem Wäldchen, während die Krähen, die lange aufgeblieben waren, um Lebewohl zu sagen, ihnen im Chor »Viel Glück« nachriefen. Zuerst führte ihr Weg durch ein großes landwirtschaftliches Gebiet. Nach ihrer kürzlichen Erfahrung mit der Bulldogge waren die Tiere viel vorsichtiger und bemühten sich, den menschlichen Behausungen oder den Viehweiden, wo vielleicht andere Hunde Wache hielten, nicht zu nahe zu kommen.
Nach den Anweisungen der Kröte führte der Fuchs seine Freunde auf einem Weg, der um die meisten Bauernhäuser herumführte und wo es genug Verstecke gab, in denen man sich tagsüber verbergen konnte. Abends, wenn sie aus ihrem gemeinsamen Versteck hervorkamen, verbrachten sie einige Zeit damit, Nahrung zu suchen. Dann fraßen sie miteinander, soweit dies möglich war, und machten sich anschließend auf ihre nächtliche Reise. Unterwegs hielten sie bei der nächsten Gelegenheit an, um zu trinken. Das Wasser war kein Problem mehr, denn seit die Dürreperiode im Mai zu Ende war, fiel
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