Als die Tiere den Wald verließen
ihr dies auch sagen. Sie gingen zusammen auf Jagd. Dann schlichen sie im Mondlicht mit ihrer Beute zurück zum Bau. Während der ganzen Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort. Im Bau angelangt, verschlangen sie ihr Abendessen, und die Füchsin bat den Fuchs, seine Geschichte zu erzählen. So erzählte er ihr vom FarthingWald, von seinen Freunden, von ihrer Reise zum Hirschpark, dem Unglück im Fluß und daß er unterwegs war, um sich wieder als Anführer zur Gruppe zu gesellen. Die Füchsin hörte voll Interesse und voll Bewunderung zu. »Wie mutig ihr alle seid!« murmelte sie, als der Fuchs geendet hatte.
»Und du?« fragte der Fuchs. »Erzähl mir deine Geschichte!«
»O nein!« Die Füchsin lachte und schüttelte den Kopf. »Da gibt es eigentlich nichts zu erzählen. Ich habe immer in diesem Landstrich gelebt. Mir wurde mein Zuhause glücklicherweise nicht von den Menschen weggenommen, obwohl ich auch so meine Erfahrungen mit ihnen gemacht habe.«
»Meinst du die Jagd?« fragte der Fuchs leise. »Ja, aber ich habe Glück gehabt. Ich habe sie mehr als einmal gesehen, wie sie voll im Gang war, aber sie waren immer hinter einem anderen Tier her.« »Arme Geschöpfe.« Der Fuchs schauderte. »Es ist Teil unseres Lebens.« Die Füchsin lächelte. »Wir lernen es, damit zu leben. Eines Tages bin vielleicht ich an der Reihe, aber bis dahin... bin ich frei.« »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß du...« begann der Fuchs, doch dann schwieg er. »Was wolltest du sagen?« fragte die Füchsin sanft. Der Fuchs antwortete nicht gleich. Dann sagte er: »Ich konnte nicht anders, als dir beim Jagen zuzuschauen. Du bist das schönste Wesen, das ich je gesehen habe - so schnell und so geschmeidig! Und wie deine Augen leuchteten! Und dein Fell ist so herrlich - so glänzend und so weich!«
Die Füchsin schwieg. Verlegen sah sie zur Seite ... »Ich wollte, du wärst meine Gefährtin«, sagte der Fuchs.
»Dann hättest du nichts zu befürchten. Ich würde dich beschützen.«
Die Füchsin sah auf und lächelte. »Ich glaube, das würdest du tun«, sagte sie leise. »Du bist ein tapferer Fuchs.«
»Wirst du als meine Gefährtin mitkommen und mir helfen, meine Freunde zu finden?«
Die Füchsin schwieg wieder und starrte auf die Erde, als dächte sie nach. Der Fuchs hielt den Atem an. Schließlich hob sie den Kopf, und ihre Blicke trafen in der Dunkelheit die seinen.
»Ich werde dich begleiten, bis du deine Freunde findest«, sagte sie dann.
Dem Fuchs sank der Mut. Ihre Antwort war nicht ganz das, was er erwartet hatte.
Die Füchsin spürte seine Enttäuschung. »Im Augenblick kann ich nicht mehr versprechen«, sagte sie. »Aber unterwegs werde ich mich entscheiden.« Der Fuchs verstand sie sofort. Er mußte sich erst bewähren. Für ihre Vorsicht bewunderte er sie um so mehr.
Er faßte einen Entschluß. »Ich werde mich deiner als würdig erweisen«, gelobte er sich in Gedanken feierlich. Laut sagte er: »Dann kann ich also hoffen?« Die Füchsin lachte. »Natürlich«, sagte sie. »Etwas anderes wollte ich gar nicht.« Sie legte sich auf die Erde. »Du mußt müde sein«, sagte der Fuchs. »Ich bin ausgeruht, und ich wäre bereit, mich auf den Weg zu machen. Aber du mußt dich auch ausruhen. Während du schläfst, werde ich mich mit den Nachttieren unterhalten. Vielleicht haben sie Neuigkeiten vom Dachs und von den anderen. Ich werde zurück sein, bevor es hell wird. Schlaf gut.«
»Das werde ich«, sagte die Füchsin und legte den Kopf auf die Pfoten.
Der Fuchs verließ den Bau und ging auf den nächsten Wald zu. Vielleicht waren die ansässigen Käuze unterwegs, und die wußten bestimmt etwas von der Tiergruppe aus dem FarthingWald. Er mußte einfach herausfinden, welche Richtung seine Freunde eingeschlagen hatten.
Im Wald war es still und sehr dunkel, abgesehen von den silbrigen Fleckchen des Mondlichts, das zwischen den Bäumen hereinfiel. Die sanfte Melodie einer Nachtigall erreichte sein Ohr, und rasch ging er in die Richtung, aus der diese Klänge kamen. Er fand den Sänger auf einem Zweig eines Hagedornbusches. »Welch schöne Stimme du hast«, sagte der Fuchs schmeichlerisch. »Könntest du mir vielleicht helfen?« »Vielen Dank«, erwiderte die Nachtigall, ohne auf seine Frage einzugehen. »Ich gelte als der beste Balladensänger hier in der Gegend. Ich habe ganz gewiß noch keinen besseren gehört.«
Der Fuchs, der kein allzugroßes Vertrauen in den Verstand der Singvögel hatte, war über diese nichtssagende Antwort
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