Als die Tiere den Wald verließen
die Füchsin sah, wie er die Tiere in den Hirschpark führte. Von Zeit zu Zeit sah er sie verstohlen an, oder er drehte sich rasch um und sah ihr in die Augen. Seiner Meinung nach war sie im hellen Sonnenlicht sogar noch schöner. Ihr seidiges Fell schien zu leuchten, und ihre intelligenten Augen sprühten vor Lebendigkeit. Als sie die Stelle erreichten, wo die Tiere den Fluß überquert hatten, bat der Fuchs die Füchsin, in Deckung zu gehen, während er nach Spuren suchte, aus denen hervorging, welche Richtung seine Freunde eingeschlagen hatten.
Als erstes fand er die Schlafquartiere der Tiere, wo das hohe Gras durch ihre Körper plattgedrückt worden war. Kurz danach entdeckte er eine schmale Spur durch die erste Wiese, die von den vielen verschiedenen Füßen stammte. Er gab der Füchsin ein Zeichen, und sie setzten ihren Weg fort.
Mit seinen scharfen Augen und seinem guten Geruchssinn gelang es dem Fuchs, seinen Freunden auf der Spur zu bleiben. Im Lauf des Nachmittags ließen die beiden Füchse die letzte Wiese hinter sich und erreichten offenes Hügelland.
Statt weiterzugehen, bis sie die anderen Tiere eingeholt hatten, faßte der Fuchs den Entschluß, gleich einen Schlafplatz zu suchen und früh am nächsten Morgen wieder aufzubrechen. Hätte er die Folgen dieses Entschlusses vorhergesehen, so hätte er an diesem Tag und auch in der darauffolgenden Nacht den Marsch fortgesetzt, selbst bis zum Punkt der totalen Erschöpfung. Am späten Nachmittag versteckten sich der Fuchs und die Füchsin im dichten Farn und schliefen bis zur Dämmerung.
Als es dunkel war, stand der Fuchs als erster auf. Er streckte sich - zuerst die Vorderbeine, dann die Hinterbeine. Er schaute auf die Füchsin hinab, die noch immer schlief. Als er sie scheu anstupste, erwachte sie. »Bist du hungrig?« fragte der Fuchs. »Ja, sehr.«
»Ich werde sehen, was ich für dich auftreiben kann«, sagte der Fuchs. »Ich brauche nicht lange.« »Sehr freundlich von dir«, sagte die Füchsin und lächelte ihn an. Der Fuchs spürte, wie sich ein warmes Glühen unter seinem Fell ausbreitete, und er lächelte zurück. Er sprang über die Farnwedel und rannte in der Dunkelheit davon.
Während die Füchsin auf seine Rückkehr wartete, fiel ein sanfter Regen, der den würzigen Geruch des Farnkrauts und des Grases verstärkte und einen berauschenden Duft nach feuchten Blättern und der Erde hervorrief.
Der Fuchs kehrte mit einem guten Nachtessen im Maul zurück. Sein Fell war bedeckt mit glänzenden Regentropfen.
»Ich bin sicher, daß wir sie morgen einholen werden«, sagte er, während sie fraßen. »Ich fühle, daß wir in ihrer Nähe sind.«
»Das wird eine Überraschung werden«, antwortete die Füchsin, »wenn sie meinen, du wärst...« »... tot«, ergänzte der Fuchs. »Oh, es wird schön sein, sie alle wieder zu sehen. Den guten alten Dachs, den Waldkauz, den Turmfalken, die Kröte - ja, sogar die Kreuzotter! Sie sind alle meine Freunde.« »Du hast Glück, daß du so viele Freunde hast«, bemerkte die Füchsin. »Bei mir war das nie so ... ich hatte nicht viele ... bis du aufgetaucht bist.« »Und bald wirst du noch viel mehr haben«, versprach der strahlende Fuchs. Seine Stimme wurde leiser. »Das heißt, wenn du einwilligst, als meine Gefährtin mit mir zu kommen.« »Du wirst es morgen erfahren!« sagte die Füchsin.
Die beiden Füchse erhoben sich in der Morgendämmerung und stillten ihren Durst an einer kühlen Pfütze in einer Vertiefung im Boden. Schon bald waren sie wieder auf der Spur der anderen Tiere. Sie waren noch nicht lange unterwegs, als der Fuchs plötzlich stehenblieb und sich mit verwirrter Miene umschaute. Dann beschnupperte er nach links und nach rechts ein Stück weit sorgfältig den Boden.
»Das ist sehr eigenartig«, bemerkte er. »Die Spur scheint sich hier zu teilen. Sie können sich doch nicht getrennt haben!« Er schnupperte noch sorgfältiger. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, in beide Richtungen läuft der gleiche Geruch. Aus irgendeinem Grund müssen sie erst in eine Richtung gegangen und dann zurückgekommen sein. Vielleicht werden sie verfolgt ...«
»Vielleicht sind sie falsch gegangen?« schlug die Füchsin vor.
Der Fuchs schaute auf. »Ja, du hast vermutlich recht«, stimmte er zu. »Die Frage ist nur, welches der richtige Weg ist. Wenn wir die falsche Richtung einschlagen, dann verschwenden wir eine Menge Zeit.« »Dann gibt es nur eine Möglichkeit«, sagte die Füchsin. »Ich gehe nach links, und du
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