Als die Tiere den Wald verließen
Gruppe aus ihrem Nachtquartier in einem nahe gelegenen Graben wieder auf die Hügel geführt.
Ihr Weg führte sie jetzt einen steilen Abhang empor, und sie kamen nur langsam voran. Das Oberste Kaninchen hatte sich inzwischen wieder zu den anderen Tieren gesellt, da es überzeugt war, daß seine Schuld und die der anderen Kaninchen am Verlust des Fuchses durch das kürzliche Unglück vergessen war.
»Es wird dich vielleicht interessieren«, sagte es zum Obersten Igel, »daß das Gras hier völlig unkontrolliert wachsen würde, wenn wir nicht wären. Wie du siehst, gibt es hier keine Schafe. Was glaubst du wohl, wer das Gras hier so schön kurz hält?« »Die Kühe?« meinte der Igel. »Unsinn! Hier gibt es keine Kühe. Die Kaninchen!« »Ich habe mir immer gedacht, daß ihr irgendeinen Nutzen haben müßtet«, antwortete der Igel, »obwohl ich nie wußte, welchen.«
»Pah!« schnaubte das Kaninchen. »Wir sind nützlicher als die Igel!« »Im Gegenteil! Alles wäre voll mit Insekten und Larven, wenn sie uns nicht so gut schmecken würden«, sagte der Igel.
Dem Kaninchen fiel keine Antwort mehr ein, und so begnügte es sich damit, verdrießlich vor sich hin zu brummen. Der Igel gesellte sich zum Wiesel. Der Dachs und der Maulwurf unterhielten sich. Der Maulwurf hatte mit Bestürzung gehört, wie sehr der Dachs an dem steilen Hang keuchte und schnaufte. O je, dachte er. Hier sitze ich auf dem Rücken des Dachses, und er muß sich so anstrengen. Dann sagte er laut: »Wenn du einen Augenblick stehenbleibst, klettere ich herunter, Dachs.« »Sei nicht dumm ... nicht mehr... weit«, keuchte der Dachs.
»Bitte, ich möchte zur Abwechslung einmal zu Fuß gehen«, sagte der Maulwurf.
»Es lohnt sich nicht mehr, anzuhalten«, antwortete der Dachs. »Warte, bis wir oben sind!« Doch gerade das wollte der Maulwurf vermeiden, also lehnte er sich wortlos zur Seite und ließ sich am Fell des Dachses hinuntergleiten. Dann hüpfte er die letzten paar Zentimeter zur Erde.
»Au! Zerr nicht so an meinem Fell!« beklagte sich der Dachs. »Verhalte dich ruhig!«
»O je, er meint, ich sei immer noch auf seinem Rücken«, sagte sich der Maulwurf und beeilte sich, mit den Schritten des größeren Tieres mitzuhalten. Er hörte, daß der Dachs weitersprach, aber er war schon so weit zurückgefallen, daß er nicht mehr verstand, wovon sein Freund sprach. Er durfte den Dachs nicht merken lassen, daß er ihm einen Streich gespielt hatte, denn dann würde der Dachs sich komisch vorkommen. So rief der Maulwurf von Zeit zu Zeit »Ja, Dachs« und »Nein, Dachs« oder »Ja, du hast recht, Dachs« und hoffte, der Dachs würde nichts merken. Der Maulwurf kam nur langsam voran, und nach und nach überholten ihn alle anderen, selbst die Wühlmäuse und die Feldmäuse. Schließlich verfluchte er seine ursprünglich gute Absicht, es dem Dachs leichter zu machen. Er mußte mit ansehen, wie er auf dem steilen Abhang hinter die anderen zurückfiel. Er wußte, daß der Dachs sehr böse werden würde, wenn er am Gipfel feststellte, daß er fast auf der ganzen Strecke mit sich selbst gesprochen hatte. Da der Maulwurf so schlecht sehen konnte, verlor er die anderen Tiere schließlich völlig aus den Augen, und er hatte das Gefühl, als sei er ganz allein.
Was, wenn sie ihn zurückließen? Doch rasch redete er sich das wieder aus. Das konnte nicht sein. Der Dachs oder sonst einer würde sicher merken, daß er fehlte. Der Dachs würde kommen und ihn holen. Aber bis man ihn vermißte, waren sie vielleicht schon meilenweit entfernt! Nein, nein, bestimmt würden sie auf dem Hügel anhalten und ausruhen, oder?
»O je, o je!« heulte der Maulwurf, während er sich mühsam nach oben quälte. »Ich mache immer Schwierigkeiten! Wenn ich nur getan hätte, was der Dachs gesagt hat, dann wäre das nicht passiert!« Plötzlich erstarrte sein kleiner, samtiger Körper. Mit seinen empfindlichen Füßen und seinem guten Gehör hatte er Erschütterungen registriert, die immer stärker wurden. Der Maulwurf wußte, daß es nicht der leichte Schritt seiner Freunde war, den er gespürt hatte. Dafür waren die Erschütterungen zu zahlreich und zu stark. Sie nahmen immer mehr zu.
Dann hörte der Maulwurf Stimmen - menschliche Stimmen - und aufgeregtes Hundegebell. Noch waren die Geräusche weit entfernt, doch mit jeder Sekunde kamen sie näher.
Der Maulwurf blickte sich entsetzt um. Natürlich konnte er nichts sehen. Aber das schreckliche Bumm! Bumm! Bumm!, das sich so schnell näherte,
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