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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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gehst nach rechts. Wenn du den falschen Weg eingeschlagen hast, kehrst du um, sobald du es merkst, und kommst mir nach. Wenn ich falsch gegangen bin, mache ich dasselbe.« »Füchsin, du bist fabelhaft!« sagte der Fuchs bewundernd. »Du wärst für die Gruppe von großem Wert. Oh, wenn du nur bei mir bleiben wolltest!« »Wir werden sehen«, sagte die Füchsin verschmitzt. »Aber jetzt muß ich dich verlassen.« »Aber nicht für lange«, sagte der Fuchs. »Jetzt, wo ich dich kenne, könnte ich es nicht ertragen, dich wieder zu verlieren.«
    »Dazu wird es ja vielleicht nicht kommen«, sagte die Füchsin verschmitzt und wandte sich ab. Ihre Antwort gab dem Fuchs neuen Mut, und fröhlich machte er sich auf den Weg.
    Er folgte dem vertrauten Geruch seiner Freunde über das Hügelland. Ab und zu schaute er zurück, in der Hoffnung, die Füchsin möge ihm nachgerannt kommen. Aber die Entfernung wurde immer größer, und so nahm er an, er müsse den falschen Weg eingeschlagen haben. Trotzdem trabte er hoffnungsvoll weiter. Schließlich kam er zu einem Birkenwäldchen und stellte fest, daß die Fährte, der er gefolgt war, an einem Wäldchen vorbei weiterführte. Aber eine zweite Spur, die frischer zu sein schien, führte direkt in das Unterholz. Kurz darauf stieg ihm Aasgeruch in die Nase. Er hielt an und sah sich erschrocken um. Ein paar Meter weiter sah er einen Dornenbusch, der mit Tierkörpern bedeckt war. Unter anderem hingen dort winzige neugeborene Wühlmäuschen und Feldmäuschen. Als der Fuchs näher kam, sah er zu seinem Entsetzen, daß zwei der Neugeborenen den Wühlmäusen sehr ähnlich sahen, mit denen er noch vor ein paar Tagen unterwegs gewesen war. Schockiert sah er, daß auch zwei der erwachsenen Wühlmäuse auf den grausamen Dornen steckten. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr - seinen Freunden war ein Unglück zugestoßen. Vielleicht hatten sie sich verirrt, oder die Gruppe hatte sich getrennt?
    Der Fuchs spürte, daß er nicht ausruhen durfte, bevor er herausgefunden hatte, was geschehen war. Er war überzeugt, daß zumindest einige seiner Freunde sehr nahe waren und daß er sie finden mußte. Er dachte an die Füchsin. Sicher hatte sie inzwischen gemerkt, daß sie auf der falschen Fährte war. Im festen Glauben, daß sie gerade angerannt kam, trat er ins Freie, aber sie war noch immer nicht zu sehen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er zurückgehen sollte, um sie zu holen, oder ob er den anderen Tieren folgen und es ihr überlassen sollte, ihm nachzukommen.
    Mit jeder Minute wuchs seine Sorge über das Schicksal seiner Freunde, und ihm wurde klar, daß er wertvolle Zeit verlor, wenn er jetzt zurückging. Mit schwerem Herzen entschied sich der Fuchs für seine alten Freunde vom Farthing-Wald. Er folgte ihrer Fährte, so schnell er konnte.
    Als die Fährte, der die Füchsin gefolgt war, plötzlich abbrach, wurde ihr klar, daß der Fuchs den richtigen Weg eingeschlagen hatte und daß sie ihm wie besprochen folgen mußte.
    Sie setzte sich hin und dachte nach. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo sie ihre Entscheidung treffen mußte. Wollte sie ihn begleiten oder nicht? Wenn ja, dann war keine Zeit zu verlieren. Wenn nein, dann hatte sie jetzt die Möglichkeit, ihn zu verlassen, ohne ihm weh zu tun.
    Die Füchsin brauchte nur ein paar Sekunden, um sich zu entscheiden. Natürlich wollte sie ihn begleiten! Er war freundlich, sah gut aus und hatte Mut. Sie wollte mitgehen, wohin auch immer er sie führen mochte. Und doch rührte sie sich nicht.
    Während sie mit jedem Muskel ihres Körpers bereit war, in die Richtung zu rennen, die er eingeschlagen hatte, gab ihr Hirn doch nicht den Befehl dazu. Irgend etwas in ihrem Unterbewußtsein sagte ihr, daß sie damit ihre Freiheit verlieren würde. Sie war immer völlig unabhängig gewesen. Sie hatte das Leben der Wildnis geführt, hatte nur an sich denken und nur ihre Bedürfnisse befriedigen müssen. Wenn sie dem Fuchs jetzt folgte, dann gab sie diese Freiheit, nur dorthin zu gehen, wo sie hinwollte, auf.
    Doch schließlich traf ihr Herz die Entscheidung. In dem Augenblick, wo der Fuchs sich entschieden hatte, sie nicht zu holen, rannte die Füchsin schon hinter ihm her.
Unglücklicherweise sollte ihr Zögern ihr eigenes Leben und das des Fuchses in größte Gefahr bringen.

22
Die Jagd
    Der Fuchs ging in seiner Annahme recht, daß sich seine Freunde aus dem Farthing-Wald nicht weit vor ihm befanden.
An diesem Morgen hatte der Dachs die etwas niedergeschlagene

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