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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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gerettet!« Der Fuchs schwieg lange. Schließlich sagte er sehr zaghaft: »Glaubst du das wirklich, liebste Füchsin?«
»Ich war mir noch nie einer Sache so sicher«, antwortete sie überzeugt. »Und die anderen würden mir zustimmen.«
»Ich bin so froh, daß du das denkst«, sagte der Fuchs. »Vielleicht habe ich doch richtig gehandelt.« »Lieber alter Fuchs«, sagte die Füchsin und schmiegte sich eng an ihn. »Weißt du nicht, daß die meisten Tiere dich für einen Helden halten? Denke nur daran, durch welch schwierige Situationen du sie geführt hast! Sie werden dich immer respektieren. Und schon bald werden all diese Sorgen vorbei sein.« »Ja«, sagte der Fuchs. »Ich glaube wirklich, daß wir unser Ziel erreichen werden. Wie ich diesen Tag herbeisehne!«
»Ich auch«, murmelte die Füchsin. »Ich sehne mich nach dem Frieden und der Ruhe, die er uns allen bringen wird, und dem Gefühl, für immer in Sicherheit zu sein.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern. »Aber vor allem sehne ich mich nach dem Tag, wo ich dich ganz für mich allein haben werde, wo du nur noch mein Held bist und nicht mehr der von allen anderen.« »Dann bin ich also jetzt noch nicht dein Held?« fragte der Fuchs scherzend.
»Warum sollte ich dir denn sonst überallhin folgen?« Die Füchsin legte ihren Kopf an den seinen und schloß mit einem glücklichen Lächeln die Augen.

28
Die tödliche Stille
    Das Geräusch von Menschen ganz in der Nähe weckte die Tiere früh am nächsten Morgen, und sofort machten sie sich zum Aufbruch bereit. Wieder einmal befanden sie sich in einer landwirtschaftlichen Region - nur war dieses Gebiet anders als alles, was sie bisher gesehen hatten. Hier waren die Felder nicht durch Hecken voneinander abgeteilt, hier gab es keine strohgedeckten Bauernhäuser und keine alten, schiefen Scheunen. In diesem Gebiet war alles ausgeklügelter und perfekter. Hier hatte man riesige Flächen mit Getreide und Wurzelgemüse bepflanzt, und keine Blume, kein Grashalm war zu sehen, nicht einmal am Rand der Felder. Alle unnötigen Pflanzen hatte man beseitigt, und die Felder hatten eine unpersönliche Ausstrahlung. Die wenigen Bäume, die es noch gab, waren riesig. Es war zu teuer gewesen, sie zu entfernen, und so waren sie stehengeblieben.
    Die Bauernhäuser waren modern. Es waren funktionstüchtige Backsteingebäude, an deren Mauern nicht ein einziges Efeublatt wuchs. Alle Wege waren zementiert oder mit Kies bestreut.
    Man konnte Tiere hören, die gackerten oder grunzten, aber sie waren nicht zu sehen. Offensichtlich hatte man sie alle in die langen, niedrigen Nebengebäude aus Beton und Stahl gesperrt, die überall zu sehen waren. Drinnen in den überhitzten Gebäuden hatten sie vermutlich keine Ahnung, daß es so etwas wie saftiges, mit Butterblumen gesprenkeltes grünes Gras und einen blauen Himmel gab oder wie sich ein Regenschauer anfühlte.
    Da es hier keinerlei Unterschlupf gab, schienen alle in der Wildnis lebenden Tiere die Gegend verlassen zu haben, und nur zahme Spatzen, Amseln und Tauben waren zu sehen. Die Tiere aus dem Farthing-Wald kamen sehr schlecht voran, denn auf diesen weiten, offenen Flächen fühlten sie sich völlig ungeschützt. Außerdem waren unzählige Landarbeiter unterwegs, welche die modernsten und größten Maschinen fuhren und die modernsten Geräte benutzten. Die Tiere wollten diese Welt, in der sie ganz offensichtlich nichts zu suchen hatten, so schnell wie möglich verlassen. Es war eine künstlich hergestellte Welt, nur auf die menschlichen Bedürfnisse ausgerichtet, wo jedes Tier und jede Pflanze aus der natürlichen Welt nicht willkommen geheißen, ja für eine Belästigung gehalten und auch so behandelt wurde. So versteckten sich die Tiere tagsüber, soweit es ging, und setzten ihre Wanderung in der Dunkelheit fort, wo die Menschen keine solche Gefahr darstellten. Aber als die Tage vergingen und nichts geschehen war, das sie ernsthaft bedroht hätte, wurden sie mutiger. Eines Tages kehrte der Turmfalke von seinem morgendlichen Aufklärungsflug zu den Tieren zurück, die unter einer alten Zeltplane schliefen. Die Luft war warm, und es war sehr still.
    Wie gewöhnlich ging der Turmfalke direkt zum Fuchs und weckte ihn sanft. »Es ist kein Mensch unterwegs«, flüsterte er. »Alles ist so still wie im Dachsbau im Farthing-Wald. Wenn wir jetzt aufbrechen, könnten wir diese unangenehme Gegend heute hinter uns lassen. Es sind nur noch ein paar Felder zu überqueren, und dann sind wir am

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