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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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brüllte der Mann und stieß Alex sein Gewehr in den Rücken. »Außerdem ist der Scheißmotor kaputt, es gibt also sowieso nichts für euch zu klauen!«
    Bernie wollte seinen Augen nicht trauen, aber Alex grinste. Dann drehte er sich langsam zu dem Mann um und sagte: »Ich glaube, da können wir Ihnen helfen.«
    Als Bernie das Fischerboot sah, verließ ihn das letzte bisschen Zuversicht.
    Das Boot war eigentlich in einem guten Zustand, wenn man von dem kaputten Elektromotor absah. Aber es war eher eine Badewanne als ein Boot. Damit mochte man Fische fangen können, solange man nicht zu weit hinausfuhr und die Fische klein genug waren. Aber Hunderte von Kilometern über den Ozean fahren? Unmöglich.
    Trotzdem nahm Bernie sich den Motor vor. Er hatte versprochen, ihn sich anzusehen. Und außerdem wusste er nicht, was er sonst tun sollte.
    Während Bernie den Motor reparierte, unterhielt Alex sich angeregt mit dem Fischer, der immer mehr auftaute. Bernie sah, dass der alte Mann einen Ärmel hochkrempelte, woraufhin Alex sein Erste-Hilfe-Paket aus dem Roachy holte.
    Als Bernie fertig war, machte der Fischer eine Testfahrt und kam mit einem großen, platten Fisch zurück, den er für sie alle zum Frühstück briet.
    »Danke, Jungs.« Der Fischer betrachtete zufrieden den Verband an seinem Arm und zupfte sich eine Gräte aus dem Mundwinkel. »Und was habt ihr jetzt vor?«
    »Wir müssen nach Dublin«, sagte Alex. »Und dafür brauchen wir ein Boot.«
    Bevor der Fischer in Gelächter ausbrechen konnte, ergänzte Bernie schnell: »Ein großes Boot. Oder ein Schiff. Nicht so ein …« Er konnte nicht weitersprechen.
    »Nicht so eine Scheiß-Nussschale, meinst du?« Der Fischer schüttelte den Kopf. »Nein, mit meinem Boot ist so eine Entfernung nicht zu schaffen. Auch nicht für einen erfahrenen Seemann.«
    Er musterte die beiden.
    Bernie und Alex sahen sich niedergeschlagen an. Dann stand Alex auf. »Jedenfalls, danke für das Frühstück.«
    »Nicht so schnell«, sagte der Fischer und jetzt lächelte er. »Mein Boot könnt ihr nicht brauchen, aber vielleicht hab ich was anderes für euch.«
    »Fast 900 Kilometer, Scheiße …« Der Fischer schüttelte zweifelnd den Kopf, während Bernie und Alex auf das glänzende Rennboot starrten, das in einer der Hütten unter einem Haufen Planen und Taue versteckt gewesen war.
    »Bei gutem Wetter und mit viel Sonne sollte das zu schaffen sein«, sagte Alex zuversichtlich. Er war oft in den Ferien mit seinem Dad an der französischen Mittelmeerküste gesegelt. Und einen Motor hatte ihr Boot auch immer gehabt.
    »Der Akku müsste voll sein. Ich fahr schon ’ne ganze Weile nicht mehr mit dem Scheiß-Ding«, brummte der Fischer. »Verscheucht nur die Fische.« Er legte Alex eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht kannst du deine Freundin damit ja beeindrucken.«
    »Sie ist nicht so leicht zu beeindrucken«, sagte Alex. Er kramte in seiner Hosentasche, dann zog er die Kette für Celie hervor und streckte sie dem Fischer entgegen, bevor Bernie ihn daran hindern konnte. »Wir haben aber nur das hier, um das Boot zu bezahlen.«
    »Nein!«, rief Bernie. »Die Kette ist sowieso nichts wert. Aber Sie können den Roachy haben.« Der Fischer winkte ab.
    »Ich hab auch noch eine Packung weißen Tee«, sagte Bernie. »Sehr wertvoll.«
    Doch der Fischer lachte nur.
    Alex runzelte die Stirn und packte Bernie am Arm. »Komm, lass uns hier verschwinden.«
    »Ihr habt was vergessen, Jungs.«
    Alex ging weiter, aber Bernie drehte sich um. Und sah in das grinsende Gesicht des Fischers, der etwas zwischen zwei Fingern schwenkte, bevor er es Bernie zuwarf.
    Reflexartig fing Bernie das Ding auf.
    »Ist verflucht schwer, euch was zu schenken, Jungs«, sagte der Fischer, während Bernie auf den Schlüssel in seiner Hand starrte.
    Zwei Stunden später schien die herbstliche Sonne auf zwei Kanister mit Wasser – der Fischer hatte eine geheime Quelle in der Stadt, einen Algentank, der noch nicht in Betrieb genommen worden war, als die Tore ausfielen –, drei gebratene Fische, einen halben Laib Brot, zwei Schlafsäcke und die Tarnplane, die in dem Rennboot verstaut worden waren. Sie schien auf einen Kompass und eine Seekarte, die der Fischer ihnen zusammen mit einem Stoßgebet vor ihrem Aufbruch mitgegeben hatte. Sie schien auf den Roachy, der mit angezogenen Beinen hinten am Boot hing wie eine silberne Riesenkrabbe. Sie schien auf Alex, der am Steuer stand und sich die Haare vom Wind zerzausen ließ. Und

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