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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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sie schien auf Bernie, der entgegen aller Vernunft allmählich auch daran glaubte, dass sie ihre Reise überleben und vielleicht sogar Celie finden konnten.

Kapitel 11
    Aus Jennas Tagebuch:
    2. Juni 2027
    Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass Felix oft wochenlang weg ist. Auch wenn es eine bittere Ironie ist, dass die Tore überall auf der Welt Familien zusammenführen, während sie die Familie der Torerfinder auseinanderreißen.
    Natürlich kann Felix aus den torlosen Gegenden, in denen er mit seinen Mitstreitern unterwegs ist, nicht abends mal schnell nach Hause beamen, um seiner Tochter eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Das habe ich mittlerweile übernommen. Celie war zuerst nicht begeistert, aber ich habe so lange nicht locker gelassen, bis sie es zunächst geduldet und schließlich sogar ausdrücklich danach gefragt hat. Inzwischen ist es ganz normal geworden, für uns beide. Es gefällt mir – auch wenn es bedeutet, dass wir uns allmählich an ein Leben ohne Felix gewöhnen.
    Aber ich darf nicht undankbar sein: Wenn Felix zu Hause ist, dann ist er fast der Alte. Nicht ganz so unbeschwert wie früher, aber auch nicht ständig depressiv. Trotzdem gehen wir anders miteinander um. Vorsichtiger, distanzierter.
    Wenn Felix nicht da ist, verkrieche ich mich in meine Arbeit. Nicht die Wissenschaft, sondern »der neue Job«, den ich 2024 unfreiwillig übernommen habe: Zusammen mit Pierre muss ich Tag und Nacht Scrambler herstellen, denn Millionen von Toren werden noch überall auf der Welt gebraucht. Umso mehr, seit jedes Haus mindestens ein eigenes Versorgungstor bekommt, durch das es direkt an die Strom- und Wasserversorgung angebunden ist und durch das zugleich Abwasser und Müll entsorgt werden. Und auf den Straßen der angeschlossenen Länder steht heutzutage auch alle paar Meter ein Tor.
    Felix sieht auch dabei nur die Nachteile: dass die alten Rohr- und Leitungssysteme nicht mehr gewartet werden und verfallen, weil zum Beispiel die Wasserwerke das Wasser direkt in jedes Haus beamen, statt es durch Rohre zu schicken. Oder dass es Flugzeuge nur noch bei Hobbyfliegern gibt und fast alle Autos in riesigen Verwertungsanlagen verschwunden sind. Doch diese Nachteile existieren nur in Felix’ Fantasiewelt, wo das Tornetz labil ist. In Wirklichkeit arbeitet es absolut zuverlässig, jeden Tag, milliardenfach. Aber wenn ich das sage, lacht Felix nur.
    Ich teile seine Ängste zwar nicht, bin aber trotzdem überzeugt, dass die Entscheidung, den Kern der Tor-Technologie geheim zu halten, richtig war. Auch wenn sie mich zu einer stumpfsinnigen Fließbandarbeiterin gemacht hat, die sich nach ihrer eigentlichen Arbeit zurücksehnt.
    Darum stehle ich mir manchmal eine Stunde, wenn Celie schläft und ich nicht vor Müdigkeit umfalle. Denn wenn wir in Sonnennähe Tore stationieren könnten, wäre die Energieversorgung auch angesichts der rasant steigenden Bevölkerungszahlen kein Problem mehr. Vielleicht können wir Satelliten zwischenschalten, um die exakte Lokalisierung sicherzustellen, die die Tore zum Beamen brauchen?
    Dank der Gravitation funktionieren die Tore wenigstens auf dem Merkur. Und natürlich auf dem Mond, sodass wir seine Rohstoffe nutzen können. Aber mit mobilen Toren wären wir einen riesigen Schritt weiter … Eventuell müssen wir die Tore, um die Sonnenenergie direkt nutzen zu können, auf einem Körper mit hoher Schwerkraft installieren, einer Art künstlichem Mond?
Irland, Mobilen-Kommune
    Draußen war es längst dunkel. Celie lief in ihrer Wohnung herum wie ein Tiger im Käfig. Egal, wie sehr sie sich anstrengte, sie fand keinen Ausweg. Jason hatte sie für seine Zwecke eingespannt, hatte ihre Naivität und ihr Vertrauen missbraucht. Aber das würde niemanden interessieren, denn nun war es zu spät. Sie war nichts anderes mehr als eine Spielfigur in seinem Plan. Ein »Engel«, den er aus dem Hut gezaubert hatte und der das tat, was er wollte.
    Mom, was soll ich nur tun? Was kann ich überhaupt tun?
    Nein. An Jenna zu denken, half ihr nicht weiter. Ihre Mom war nicht mehr da und auch niemand sonst: Alex, Karen … Ja, Olle würde weiterkämpfen. Aber wer weiß, wie lange er durchhielt. Und den Schaden, den der Bericht über Celie angerichtet hatte, konnte er nicht ungeschehen machen.
    Die Einsamkeit überfiel Celie wie ein hungriger Wolf. Panisch riss sie die Tür auf. Verschwendete keinen Gedanken an die Ausgangssperre. Musste weg, nur weg. Raus aus der Falle. Raus aus der Stadt.
    Sie dachte

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