Als die Welt zum Stillstand kam
dass niemand in der Nähe war, dann ließen sie den Roachy schnell ein paar der wurmstichigen Äpfel holen, die im Gras lagen. Sie kauten schweigend, bis Alex plötzlich sagte: »Wir müssen sie da rausholen.«
»Dazu müssen wir aber erst mal reinkommen.«
Sie radelten weiter und der Roachy lief unermüdlich hinter ihnen her. Durch ein Dorf, in dem eine Gruppe von Leuten damit beschäftigt war, Bücher aus der örtlichen Bibliothek zu schleppen. Zuerst dachte Bernie, dass es ein gutes Zeichen war, wenn die Menschen Zeit zum Lesen hatten. Aber dann wurde ihm klar, dass diese Massen an Büchern dazu bestimmt sein mussten, des Nachts die kalten Häuser zu heizen.
Sie tranken an einem Brunnen vor dem Dorf, brachen aber gleich wieder auf, als ein Dorfbewohner mit grimmiger Miene auf sie zu rannte. Kurz darauf wurden sie von einem bewaffneten Trupp uniformierter Sicherheitsleute gestoppt. Bernie behauptete, sie würden in der Nähe der Kommune leben, und Alex fügte hinzu, sie seien auf dem Rückweg von einem Feld mit Wintergemüse. Als ein Sicherheitsmann fragte, warum sie erst so spät zurückfuhren, wo doch in einer Stunde die Ausgangssperre begann, erzählte Alex was von idealen Temperaturen für die Rosenkohlernte und den Gefahren von Tauschimmelbildung. Bernie war sich nicht sicher, ob es so was wie Tauschimmel überhaupt gab, aber die Security-Typen waren zufrieden. Sie meinten, sie sollten sich beeilen, und ließen sie ziehen.
Je näher sie der Kommune kamen, desto bevölkerter wurde die Gegend. Überall wurde gebaut und geerntet, neue Straßen wurden angelegt und die Zelte und Armee-Cubes standen immer dichter.
Sie konnten die Kommune in der Ferne schon sehen und Alex wurde immer aufgeregter. Bernie versuchte mehrmals, ihn zum Anhalten zu bewegen, aber Alex trat nur noch fester in die Pedale. Schließlich stemmte Bernie beide Füße auf den Boden. Sofort fiel er vornüber, schubste Alex dadurch halb über den Lenker und sie landeten beide auf der Straße.
»Was soll das?!«, schrie Alex.
Bernie zog sein MoPad hervor und deutete darauf. 16:42 Uhr. »Wir suchen uns jetzt sofort eine Stelle zum Schlafen«, sagte er. »Wenn wir verhaftet werden, weil wir die Ausgangssperre nicht beachten …«
Alex stand auf und klopfte seine Jeans ab. »Ist ja schon gut«, knurrte er.
Sie versteckten den Roachy an einer Baustelle, die für diesen Tag bereits geschlossen war. Sicher war sicher. Nach allem, was sie über die Mobilen gehört hatten, konnte es gut sein, dass sie den Laufroboter beschlagnahmten, wenn sie ihn in die Finger bekamen.
Nachdem das erledigt war, machten sie sich auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Doch es war unmöglich, bei einer der Familien unterzukommen, die in den Cubes lebten. Sie waren nicht unfreundlich, aber sie hatten Angst vor den nächtlichen Kontrollen. Alex und Bernie sollten sich als Neuankömmlinge bei der Einwandererkontrolle melden, da würde man ihnen eine Unterkunft zuweisen.
Schließlich gaben Alex und Bernie es auf und ließen sich den Weg zur Massenunterkunft für Neuankömmlinge zeigen. Am Eingang waren Plakate aufgehängt, auf denen die Jobs aufgeführt waren, für die Fachkräfte in der Kommune gesucht wurden. Eine halbe Stunde später waren sie als Krankenpfleger und Spezialist für die Wartung von Roachys registriert.
Es war noch früh, aber Bernie war plötzlich todmüde. Heute konnten sie sowieso nichts mehr tun und morgen würden sie wahrscheinlich ohne Probleme in die Stadt kommen. Er legte sich auf das Feldbett, das man ihm zugewiesen hatte, und obwohl es viel zu kurz war und seine Füße in den Gang ragten, war er sofort eingeschlafen.
Alex hingegen konnte nicht schlafen. Er konnte nicht einmal still sitzen. Würde er Celie morgen tatsächlich wiedersehen? Aber bis morgen war es noch ewig hin! Und draußen war es noch nicht mal richtig dunkel …
Alex ging im Cube hin und her und kam sich dabei vor wie der Panther in diesem alten Gedicht. Er brauchte frische Luft! Egal, ob das verboten war – von einem Neuankömmling konnte man ja wohl nicht erwarten, dass er sich mit Dingen wie Ausgangssperren und so was auskannte. Okay, die Durchsagen waren da eindeutig. Aber die konnte man ja auch mal überhören.
Er schlenderte herum, bis er einen Ausgang gefunden hatte, an dem nur wenig los war. Der Security-Typ, der ihn bewachte, stand draußen und rauchte eine Zigarette. Ein zweiter kam dazu und sie begannen ein angeregtes Gespräch. Sie bekamen nicht
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