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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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wichtigsten Entscheidung seines Lebens. Kein Wunder, dass er so lange dafür brauchte. Sollte er diese Kette nun kaufen oder nicht? Sein MoPad hatte Alex vor einer Stunde ausgestellt. Bis dahin hatte Celie schon an die hundert Nachrichten für ihn hinterlassen. Aber er konnte jetzt nicht mit ihr sprechen. Er musste sich konzentrieren. Schließlich hing alles davon ab, dass er die richtige Entscheidung traf. Er ging alles noch einmal durch.
    Klar, wenn er Celie nicht gern hätte, dann stünde er nicht hier. Sie war seine beste Freundin, der wichtigste Mensch in seinem Leben. Aber war er verliebt in sie?
    Jahrelang hatte er das geleugnet. Vor Ma, die ihn gern damit aufzog, und vor Bernie, der ihm ungefähr einmal im Jahr streng logisch auseinandersetzte, dass er selbstverständlich verliebt in sie war. Vor allem aber vor sich selbst. Auch wenn, wie er inzwischen zugeben musste, einiges dafür sprach. Zum Beispiel die Sache mit dem Jungen, den er verprügelt hatte, weil der Celie hinten auf dem Schulhof versucht hatte zu küssen. Oder die Party vor zwei Jahren. Celie rief ihn erst an, dass sie nicht kommen konnte, als er schon dort war. Alex wusste noch, wie während des Telefonats all die Lichter, die Musik und das verbotene Bier auf einen Schlag jeden Reiz verloren. Er hatte danach noch eine halbe Stunde lustlos in einer Ecke herumgestanden, bevor er nach Hause gegangen war.
    Im Schaufenster sah Alex, dass er für einige Leute vor dem Stehcafé auf der anderen Straßenseite inzwischen offenbar zum Gesprächsthema geworden war. Sie beobachteten ihn schon die ganze Zeit, wie er da unschlüssig vor dem Laden stand …
    Na gut, nur mal angenommen, er liebte sie. Und sie liebte ihn auch. Und sie wurden ein Paar. Damit war doch die Katastrophe im Grunde schon vorprogrammiert! Ein Liebespaar, das sich aus dem Sandkasten kannte und mit hundert immer noch glücklich war? So was gab’s nur in schnulzigen Herz-Schmerz-Vids.
    Alex kam einfach nicht weiter. Ohne nachzudenken, tippte er Bernies Kürzel ein.
    »Alex!« Bernies Stimme klang irgendwie nervös.
    »Ist sie sehr sauer?«, fragte Alex.
    Pause. Alex hörte lautes Stimmengewirr, Klirren, ein Quietschen. Dann sagte Bernie: »Ich würde sagen: ja.«
    Alex konnte ihn kaum verstehen, weil nun auch noch eine E-Gitarre losdröhnte. »Sind die Musiker schon da?«, schrie er ins MoPad. Auch das noch! Er hatte Celie versprochen, ihr mit der Band aus Guatemala zu helfen. Wenn sie sich schon strafbar machte, indem sie die Musiker mit der Outlaw-Enklave zusammenbrachte, dann wollte er wenigstens dafür sorgen, dass man sie nicht erwischte. Aber zuerst musste er die Sache mit der Kette regeln.
    »Sie machen gerade den Soundcheck«, meinte Bernie resigniert.
    »Ich komm sofort«, sagte Alex. »Aber vorher musst du mir noch helfen. Seit zwei Stunden steh ich hier vor dem Schaufenster, aber ich weiß nicht … Bernie, könntest du nicht schnell vorbeikommen und mir einen Tipp geben?«
    Als er es aussprach, wusste Alex, dass das eine bescheuerte Idee war. So verzweifelt, Bernie bei so einer Sache um Rat zu fragen, konnte er doch gar nicht sein, oder?
    »Ich? So verzweifelt kannst du gar nicht sein!«, rief Bernie durch das Dröhnen eines schlecht ausgesteuerten Keyboards hindurch. »Erinnerst du dich, was ich dir geschenkt habe, als dein Hamster gestorben ist?«
    Damals hatte Alex sich die Augen ausgeheult, inzwischen konnte er aber darüber lachen. »Immerhin hab ich den gruseligen Hamsterroboter heute noch, das kann ich nur von wenigen Geschenken sagen.« Er seufzte. »Okay, vergiss es. Ich geh da jetzt einfach rein und kauf sie, und wenn Celie … Ich hab einfach keine Ahnung, was sie sagen wird.«
    »Mach jedenfalls schnell«, sagte Bernie. »Wenn du nicht bald kommst, bringt sie dich um, bevor du ihr das Geschenk geben kannst.«
    »Ich bin gleich da«, versprach Alex.
    Eine Kellnerin kam aus dem Stehcafé, überquerte die Straße und drückte Alex einen Café Cortado in die Hand. »Ánimo 14) !«, sagte sie lächelnd.
    14) ánimo: nur Mut (span.)
    Celie würde wissen, was das bedeutete. Alex hatte keine Ahnung. Er lächelte zurück. »Grazie.«
    Die Kellnerin wurde rot. Dann lief sie mit schlafwandlerischer Sicherheit über die dicht befahrene Straße, wo sie von den Leuten vor dem Café lautstark begrüßt wurde. Sie winkten zu Alex herüber.
    Alex machte einen Schritt, griff nach der Klinke und betrat das Juweliergeschäft. Die Leute vor dem Stehcafé applaudierten.
    Die Kette zu

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